Die Tribute von Panem-Reihe hat ihr Ende vermasselt – und dabei wäre alles so einfach gewesen

12.06.2023 - 11:50 UhrVor 11 Monaten aktualisiert
Die Hunger Games-Reihe hat Mockingjay vermasseltStudiocanal
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Die letzten zwei Filme der erfolgreichen Sci-Fi-Reihe der Hunger Games mit Jennifer Lawrence sind viel schlechter als die ersten beiden. Das ist ärgerlich. Erst recht, weil das leicht zu verhindern gewesen wäre.

Ich liebe die Hunger Games-Filme. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, nagt es bis heute an mir, wie sehr die Geschichte von Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) am Ende abfällt. Nach zwei fantastischen Filmen strauchelt die Reihe und vertut am Ende die Chance auf ein gelungenes Ende. Und das, obwohl es zum Greifen nah war.

Warum Mockingjay im Hunger Games-Finale abstürzt

Im ersten ribute von Panem-Film begleiten wir Katniss in ihre dystopische Welt und lernen die grausamen Hungerspiele kennen. Spannend! In zweiten Film, Catching Fire, muss sie in die Arena zurückkehren und sich zudem mit den politischen Folgen ihres Siegs auseinandersetzen. Noch spannender!

Dann kommt der große Doppel-Abschluss: In Mockingjay Teil 1 und Teil 2 steht Katniss vor der Aufgabe, ein ganzes Regime zu Fall zu bringen ... doch statt hier logischerweise zum Gipfel der Spannung zu mutieren, ist das Ergebnis häufig ermüdend und zäh.

Hunger Games: Mockingjay 2

Der Fairness halber muss ich sagen, dass auch bei der Buch-Trilogie * von Suzanne Collins der letzte Roman für mich der schlechteste war. Umso mehr gilt aber: Das schwächste Buch auf zwei Filme zu strecken, war die dümmste Entscheidung, die die Hunger Games-Reihe treffen konnte. Klar, Erfolgs-Franchises wie Harry Potter und Twilight hatten es vorgemacht, wie man Kino-Einnahmen durch ein zweigeteiltes Finale melken konnte.

Doch die Tribute von Panem wurde dadurch um ihre schlüssige 3-Akt-Struktur gebracht:

  • 1.) Katniss' unerwartete Überleben
  • 2.) Ihr Aufstieg zum politischen Symbol
  • 3.) Ihre Emanzipation davon

Stattdessen bekamen wir mit Mockingjay 1 ein auf der Stelle tretendes Hunger Games-Finale. Teil 3 spielte die meiste Zeit in einem grauen Bunker unter der Erde und zeigte uns wiederholt, wie Katniss ausgenutzt wurde – vom rebellischen Distrikt 13 ebenso wie vom mächtigen Kapitol. Ausgerechnet, als die Erzählung ihre Spannungsschraube ein letztes Mal hätte anziehen sollen, ließ sie nach.

Der Tribute von Panem-Abschluss hätten die Stärke der ersten Filme leicht aufgreifen können

Wie wenig insbesondere Mockingjay 1 zu sagen hat, stelle ich immer in der letzten Szene fest: Peetas (Josh Hutcherson) offengelegte Gehirnwäsche ist ein genialer Schock-Cliffhanger. Zugleich ist es der erste Moment, wo der Film wirklich etwas in mir auslöst. Und das sagt nach zwei Stunden Laufzeit viel aus. Ein einzelner, gestraffter Abschlussfilm hätte von vornherein (mit weniger Gale-Geplänkel) den emotionalen Kern der Reihe ins Zentrum stellen können: Katniss und Peetas komplizierte (Zweck-)Beziehung, die sich langsam zu mehr entwickelt.

Hunger Games-Herz: Peeta und Katniss in Mockingjay 2

Denn auch wenn Die Tribute von Panem von der umfassenden Rebellion gegen ein Zukunfts-Regime erzählt, ging es dabei letztlich vorrangig um Hauptfigur Katniss. Doch sie wird in Teil 3 und 4 häufig zur reinen Projektionsfläche einer Revolution. Nicht nur die Rebellen nutzen sie als Symbol für ihre Zwecke aus, auch die Filme selbst machen sie wiederholt zur langweiligen Handlungsträgerin, die uns brav durch den Krieg führt. In diesen Momenten verliert sich Mockingjay in unbedeutenden Schlachten und langgezogenen Verschwörungen.

Erst, wenn Katniss mit Peeta in Teil 4 für die geplante Ermordung von Präsident Snow (Donald Sutherland) ins Herz des Kapitols eindringt und so inmitten neuer Fallen quasi ein drittes Mal in eine Arena der Hungerspiele steigt, findet das Finale zu seinen alten Stärken zurück. Wir sehen wieder eine Variation des Arena-Kampfs mit am Ende verheerenden Wendungen.

Mockingjay rennt vor seinen Stärken davon

Es ist die einfache Schablone, nach der auch die fiktiven Hungerspiele selbst funktionieren: emotionale und menschliche Überraschungen innerhalb einer Struktur fester Regeln. Warum sollten die letzten zwei Filme auf einer Meta-Ebene nicht vom selben Erfolgsrezept profitieren? Catching Fire schaffte das als nervenaufreibend gutes Sequel. Mit Kürzungen und einer anderen Gewichtung der Einzelteile hätte Mockingjay das ebenfalls erreichen können.

Die neue Hunger Games-Vorgeschichte hat das Gegenteil des Mockingjay-Problems

Nun erwartet uns im Herbst ein Hunger Games-Prequel, das 64 Jahre vor Katniss' erstem Arena-Auftritt spielt und ich habe wieder Angst. Davor, dass die Verfilmung von Die Tribute von Panem - The Ballad of Songbirds & Snakes erneut die falschen Entscheidungen trifft.

Diesmal ist es allerdings nicht die Sorge vor einer unnötig gestreckten Erzählung, sondern das genaue Gegenteil. Der dicken Buchvorlage * wohnt schon jetzt die Chance auf ein tiefgehendes Hunger Games-Film-Prequel inne, das über eine reine Easter-Egg-Sammlung hinausgeht. Doch der Roman zum Lied von Vogel und Schlange besteht aus zwei Teilen (Arena und Distrikt 12), die einen einzelnen Film überfrachten könnten.

Ich weiß: Die Hunger Games sind ein Überlebenskampf und kein Wunschkonzert. Aber wäre es zu viel verlangt, diesmal umgekehrt auf zwei Filme zu einem Buch zu hoffen?

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