Uncharted 4 ist am besten, wenn es keinen Spaß macht

02.06.2016 - 16:19 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Uncharted 4: A Thief's End
Sony Interactive Entertainment
Uncharted 4: A Thief's End
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Mit Uncharted 4 schickt Naughty Dog seinen Helden Nathan Drake in den Ruhestand. Der Abschied fällt mir umso schwerer, schließlich genieße ich fast jede Sekunde mit dem Spiel. Die besten Momente sind allerdings die Szenen, die gar keinen Spaß machen.

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Mich von jemandem zu verabschieden, zählt nicht unbedingt zu meinen Stärken. Manchmal fällt es mir zu schwer, manchmal mache ich es mir aber auch zu einfach. Erst neulich bekam das mein bester Freund, der mich in Berlin besuchte, zu spüren. Wenige Minuten vor seiner sechsstündigen Rückfahrt gähnte ich ihm ein "Okay, mach's gut" entgegen und drehte mich um. Keine Pointe. Wirklich.

Bei Uncharted 4: A Thief's End  schiebe ich meinen Abschied von Nate und Co. wiederum seit knapp drei Wochen immer weiter von mir weg je näher ich dem Ende komme. Alle paar Abende mummel ich mich in meine Couch, um für kurze Zeit über Abgründe zu hüpfen oder durch hohe Gräser zu schleichen. Dabei sind es gar nicht all diese kurzweiligen Passagen, die mich letztlich so faszinieren. Vielmehr macht Uncharted 4 in seinen besten Momenten gar keinen Spaß.

Die Rückkehr zum Spielplatz

Erst einmal begrüßt mich A Thief's End jedoch mit einem tosenden Effektgewitter, das es im wahrsten Sinne des Wortes über mir ausgießt.

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Schon im Anschluss daran legt das Action-Adventure ein kleines Best Of der Reihe für mich auf – Klettereinlagen, Kämpfe, stimmig arrangierte Cutscenes, gefühlvolle Zwischentöne oder dramatische Höhepunkte verdichtet das Spiel auf seine erste Stunde. Bis mich ein Zeitsprung aus einer Rückblende fünfzehn Jahre nach vorne wirft, direkt in das neue Leben von Nate.

Anstatt alte Tempelanlagen zu erforschen, tauche ich auf dem Grund eines Flusses umher, längst vergessene Schätze mussten einem versunkenen Container mit irgendwelchen Kisten weichen. So ganz will das nicht zu Uncharted passen, zu Nate genauso wenig. Das weiß auch der ehemalige Abenteurer, der auf seinem Dachboden allerlei Erinnerungsstücke an frühere Zeiten hortet oder sich dorthin zurückdenkt, während ich mit einer NERF-Gun auf Zielscheiben schieße. Als ich mir Andenken für Andenken ansehe, schleicht sich nicht nur bei mir eine tiefe Sehnsucht hoch.

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Daher sind wir wohl beide, Nate und ich, insgeheim mehr als froh darum, dass uns Uncharted 4 doch noch eine Entschuldigung dafür gibt, ein allerletztes Abenteuer zu wagen. Auch wenn Nate dafür, wie er zumindest glaubt, seine Frau Elena belügen muss. Ich glaube hingegen, dass mir A Thief's End keine Pause lässt, an dieser Entscheidung zu zweifeln. Mögliche Gewissensbisse schiebt das Spiel gekonnt beiseite. Diese Annahme soll sich rächen.

Sorgen- statt Lachfalten

Denn natürlich kommt Elena ihrem Mann irgendwann auf die Schliche, stellt ihn zur Rede  – und ich fühle mich plötzlich alles andere als gut. Augenblicke zuvor kämpfte ich mich noch mit dem Abenteurer durch eine treibende Verfolgungsjagd, den Reichtümern des Piraten Henry Avery scheinbar zum Greifen nahe. Er hatte verdammt viel Spaß dabei, seine Frau zu hintergehen. Genau wie ich.

In diesem Moment begreife ich, wie viel gerade eigentlich auf dem Spiel steht: In einem der vorangegangen Kapitel erhasche ich einen spielbaren Blick auf den Beziehungsalltag von Nate und Elena, die ich sofort ins Herz schließen würde, wenn das nicht bereits in den Vorgängern passiert wäre. Beide schmatzen auch mal etwas beim Essen, erzählen sich von ihrer Arbeit, bis der eine merkt, dass der andere mit den Gedanken woanders ist oder necken sich, während sie Videospiele spielen – so wie es wohl jeder von uns schon gemacht hat. Die Aussicht, all das zu verlieren, wühlt mich mehr auf, als es eine Rutschpartie im Dschungel jemals könnte.

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Trotz des großen Vertrauensbruchs eilt Elena ihrem Gefährten im späteren Abschnitt In guten wie in schlechten Tagen zu Hilfe. Allerdings streut A Thief's End mit seinen großartigen Animationen und dem einfühlsamen Voice Acting arge Zweifel daran, ob sie auch bei ihm bleibt. Vielleicht hat er sein Glück ein einziges Mal zu oft herausgefordert? Da ist es wieder, dieses mulmige Gefühl, das mich nicht mehr loslässt und umso fester an das Spiel und seine Charaktere fesselt.

Gegen Ende dieses Spielabschnitts lehnt Nate am Geländer eines verwitterten Aufzugs. Er schaut gedankenverloren in die Ferne, während ich an unsere gemeinsamen Abenteuer denke, mit denen wir beide noch nicht ganz abschließen wollen, aber aus verschiedensten Gründen müssen. Ich fühle mit ihm – eben weil Uncharted 4 zum Glück nicht nur Spaß, sondern immer wieder auch Ernst und meine Abenteuer damit zu einem ganz besonderen Erlebnis macht.

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