Videospiel-Genre vs Film-Genre

02.07.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
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Egal wie ähnlich sich Filme und Spiele in vielerlei Hinsicht geworden sind, in bestimmten Bereichen herrschen noch immer klaffende Unterschiede. Unter anderem, wenn es um Genre geht.

Genre ist nicht gleich Genre. Das wird spätestens dann klar, wenn sich ein Film- und ein Videospiel-Fan unterhalten. In der Theorie (und laut Wikipedia) ist Genre der französische Begriff für Gattung, worunter man die Klassifikation der verschiedenen Ausprägungen von Kunst versteht. Obwohl diese Definition relativ eindeutig klingt, ist sie das in diesem Fall nicht. Das liegt daran, dass das Thema Genre in Spielen und Filmen unterschiedlich ausgelegt und behandelt wird, da sie je eine andere Herangehensweisen an die Einteilung in Kategorien haben.

Technik vs Inhalt
Anders als in Literatur und Film werden Videospiele nicht anhand ihres thematischen Inhalts einem Genre zugeordnet. Stattdessen liegt der Fokus in erster Linie auf der Spielmechanik als Kriterium. Stöbert ihr auf einem Onlineshoppingportal durch die Kategorie Videospiele, müsst ihr euch am Gameplay orientieren, um den passenden Titel zu finden. Wollt ihr lieber einen Shooter oder ein Sportspiel? Einen Renntitel oder doch ein Rollenspiel? Strategie, Simulation, Jump’n’Run und Puzzle hätten wir auch noch im Angebot. Nur wenn die erste Genre-Frage geklärt ist, können wir tiefer in die Materie eintauchen und uns tatsächlich um den Inhalt kümmern.

Obwohl der Fokus auf den technischen Aspekt zumindest für die Erstauswahl hilfreich sein mag, untermauert er indirekt das sich hartnäckig haltende Vorurteil, dass Games kein Kulturgut wären, sondern lediglich eine technische Spielerei. Wenn es um Kunst und Kultur geht, liegt der Fokus schließlich auf dem Inhalt und dessen Aussage, nicht der Mechanik, mit der ein Werk konsumiert wird. Das dürfte mitunter auch einer der Gründe sein, warum Videospiele auf Mainstream-Nachrichtenseiten fast immer in Technik-Kategorien zu finden sind und nicht in der Rubrik Kultur.

Der Inhalt ist erst der zweite Schritt, den wir machen, wenn wir uns mit dem Genre eines Spiels beschäftigen. Das allerdings ist nur möglich, wenn die Spielmechanik den thematischen Ansatz nicht verdrängt. Das ist beispielsweise häufig bei Casual Games wie FarmVille, Candy Crush Saga oder Angry Birds der Fall, in denen die Geschichte (falls ihr die dünne Handlung so nennen wollt) dem Gameplay untergeordnet wird, da sie nur als kurzweiliger Zeitvertreib dienen.

Da der Anspruch von Gamern immer größer wird, versuchen sich gerade Blockbuster-Titel von diesen Fesseln zu befreien. Das können wir unter anderem daran erkennen, dass immer häufiger wert auf gut durchdachte Geschichten bei AAA-Titeln gelegt wird und sich Entwicklere hierfür gerne Hilfe aus Hollywood holen. Aber auch Paul Higgins (Call of Duty: Modern Warfare 3) und Stephen Gaghan (Call of Duty: Ghosts) können kaum etwas gegen das bestehende Genre-Problem ausrichten, wenn der Fokus der Präsentationen und Berichterstattung nicht auf dem Inhalt der von ihnen geschriebenen Spiele liegt, sondern darauf, wie hoch die Framerate ist und ob Hunde nun anstelle von Dronen eingesetzt werden.

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