Von James Bond und 35-mm-Projektoren

04.01.2018 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Sean Connery in James Bond 007 jagt Dr. No
MGM/20th Century Fox
Sean Connery in James Bond 007 jagt Dr. No
Dass ich ab heute in der Redaktion von moviepilot sitze, hat viele Gründe – manche davon liegen in früher Kindheit, manche in jüngerer Vergangenheit. Um mich vorzustellen, habe ich zwei davon herausgepickt.

"Mein Name ist Bond. James Bond."

Nein, nicht meiner. Ich heiße Tobi und ich bin auch kein britischer Geheimagent im feinen Zwirn. Stattdessen sitze ich seit gestern in der Redaktion von moviepilot und verbringe meine Zeit mit dem Verfassen von Texten – was wohl fast das genaue Gegenteil zur Tätigkeit eines MI6-Mitarbeiters ist. Aber dennoch säße ich ohne James Bond jetzt vielleicht nicht hier.

James Bond in der ARD

Der Wunsch, mal "irgendwas mit Filmen" zu machen, reifte bereits früh in meinem Kopf, dessen Augen sich 1991 am tiefsten Niederrhein, irgendwo nahe der holländischen Grenze, zum ersten Mal öffneten. Auch wenn diese Liebe zum Bewegtbild von allerhand Filmen beeinflusst wurde – exemplarisch möchte ich hier mal Das Dschungelbuch, Hook und (ja, tatsächlich) Die Piratenbraut nennen – waren es wohl die ARD-Ausstrahlungen der Bond-Filme in den späten 1990er Jahren, die mich am nachhaltigsten beeinflussten.

An der Seite von meinem Vater durfte ich damals nämlich immer dann die gewöhnliche Zubettgehzeit überschreiten, wenn der Spitzenagent mal wieder einen größenwahnsinnigen Schurken zur Strecke bringen musste. Ich erinnere mich an Sean Connery an exotischen Stränden, Roger Moore auf rasanten Skifahrten und an waghalsige Verfolgungsjagden mit Timothy Dalton. Doch die schönsten Erinnerungen sind die an magische, spannungsgeladene Film-Momente auf dem heimischen Sofa.

Aber auch meine innige Verbundenheit mit dem Besuch eines Kinosaals wurde von 007 entscheidend geprägt. So war es in der Pierce Brosnan-Ära ein mit zittriger Vorfreude erwartetes Event, wenn ein neuer Bond-Streifen in die Kinos kam und mein Vater uns (meist nach einem mehr oder weniger erfolgreichen Weihnachtsgeschenke-Bummel) einen Besuch im Lichtspielhaus spendierte. Popcorn, Cola, das Flimmern des 35-mm-Films auf der Leinwand. Bösewichte, Explosionen und Humor, den ich nicht ganz verstand. Noch tagelang (oder wochenlang?) schwärmte ich daheim von diesem Erlebnis, erzählte jedem Verwandten die Handlung detailliert nach.

Spätestens durch die Abenteuer von Brosnan und Co. war meine Leidenschaft für Film und Kino geweckt, mein Berufswunsch etabliert. Bis heute gehören, neben der Herr der Ringe-Trilogie, die Besuche von James Bond 007 - Der Morgen stirbt nie, James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug und James Bond 007 - Stirb an einem anderen Tag zu meinen mit Abstand erinnerungswürdigsten Kinoerlebnissen.

Noch immer mein Lieblings-Bond in meinem Lieblings-Bond-Film: Timothy Dalton in Lizenz zum Töten

Brummende Projektoren sorgen für prickelnde Kino-Magie

Springen wir von meinen Kinoabenden Ende der 1990er mehr als zehn Jahre in die Zukunft: Auch wenn ich noch immer oft und gerne meiner Film-Leidenschaft frönte, war ich hinsichtlich meiner Berufsziele ein wenig vom rechten Weg abgekommen. Nach meinem Abitur habe ich doch tatsächlich ein Geschichts- und Germanistikstudium in Düsseldorf begonnen und versuchte mich an tagesaktuellem und lokalem Journalismus. Schützenfeste, Entenfüttern im Park und Bürgermeisterwahlen gehörten zu den aufregendsten Themen, über die ich schrieb. Glücklicherweise konnte ich dann 2012 einen schlecht bezahlten, aber dafür sehr erfüllenden Nebenjob in einem kleinen Filmtheater ergattern.

Das Bambi in Düsseldorf hatte zwei kleine Säle, eine uralte Popcorn-Maschine und zwei gewaltige, laute 35-mm-Projektoren. In meinen ersten Wochen hatte ich mit Filmrissen, Brandlöchern, falsch herum eingelegten Filmrollen und dadurch teils aufgebrachten, aber meist verständnisvollen Gästen zu tun. Doch schon bald wurde ich routinierter, die Arbeit machte mehr und mehr Spaß und ich ging in meinem Job voll und ganz auf. Über vier Jahre sollte ich schließlich im kleinen Bambi, wo es stets nach frischem Popcorn roch und kein Blockbuster über die Leinwände flimmerte, arbeiten. In Zeiten von Digitalprojektion, 3D-Technik und Massenabfertigung in gigantischen Multiplexen erblühte so meine Liebe zum Kino erneut und nahm ungeahnte Ausmaße an.

Film ab: Mélanie Laurent bedient den Projektor in Inglourious Basterds

Durch meinen Job konnte ich ohne zu bezahlen sechs Düsseldorfer Kinos besuchen, darunter auch eines im dortigen Filmmuseum, wo regelmäßig bekannte und unbekannte Filmklassiker aufgeführt wurden. Mindestens drei Mal in der Woche saß ich in einem der kleinen Kinosäle, mein Interesse am Geschichtsstudium schwand, meine Leidenschaft für das bewegte Bild lebte ich hingegen vollkommen aus. Ich besuchte meine ersten Pressevorführungen, kam bei Premieren von (meist recht kleinen) Filmen in Kontakt mit Filmemachern und schon bald stand für mich fest: adieu Tageszeitung, hallo Kultur- und vor allem Filmjournalismus!

Nach einem kurzen Abstecher zur Zeitschrift Intro, für die ich auch heute noch regelmäßig Musikalben rezensiere, landete ich dann Anfang 2017 als Volontär bei Webedia in Berlin, arbeitete ein Jahr bei den Kollegen von Filmstarts und bin nun glücklich, Teil des Teams von moviepilot zu sein. In den kommenden Monaten möchte ich meine Liebe zum Film gerne mit euch teilen und würde mich freuen, wenn ihr euch ab und an mal einen Moment Zeit nehmt und meine Texte lest. Aber vor allem: Schaut Filme, geht ins Kino und lasst euch aus eurem Alltag in die unendlichen Weiten des Weltraums, zum Mittelpunkt der Erde oder auf eine Reise in 80 Tagen um die Welt entführen. Erlebt den Krieg der Sterne und reist zurück in die Zukunft. Schwingt die Peitsche mit Indiana Jones, fliegt mit E.T. – oder aber schlürft einen Wodka-Martini mit James Bond. Denn Filme sind etwas Wunderbares, und das ist der Grund dafür, dass ich jetzt hier sitze und ihr diesen Text gelesen habt. The End.

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