Von Synchronstimmen und unsichtbaren Stars

04.06.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Mark Hamill: Vom Jedi zum Joker
Warner Bros.
Mark Hamill: Vom Jedi zum Joker
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Filme haben Schauspieler, Videospiele haben Synchronsprecher und manchmal sind sie ein und dasselbe. In Screeenplay beschäftigte ich mich heute damit, warum gerade Stimmen in Spielen so wichtig sind.

Zum Release von The Dark Knight Rises habe ich mich damit beschäftigt, warum Arkham City in meinen Augen eine bessere Interpretation von Batman bietet als die Filme von Christopher Nolan. Während ich an meinen Argumenten feilte, witzelte ich auf Twitter, dass ich das Thema eigentlich mit nur zwei Worten abhaken könnte: Mark Hamill.

Noch während des Twitterns habe ich gemerkt, dass in dieser Aussage mehr Wahrheit steckt als ich zuerst vermutet habe. Obwohl ich großer Fan von Heath Ledger und seiner Performance als Joker in The Dark Knight bin, ist es Mark Hamill in Batman: Arkham Asylum und Arkham City, der für mich zum Inbegriff des ikonischen Bösewichts geworden ist — obwohl ich ihn nie als solchen gesehen habe. Es war seine stimmliche Darstellung, die mir auch nach zahlreichen Playthroughs noch immer Gänsehaut verpasst und mir zeigte, wie ausschlaggebend das richtige Voice Acting in Videospielen sein kann.

Stimme oder nicht Stimme
Synchronsprecher sind eines der wichtigsten Elemente eines Spiels, da sie es sind, die einem Charakter letztlich Leben einhauchen. Natürlich können auch Titel mit stummen Helden (Dishonored) oder ohne Sprachausgabe (Limbo) hervorragend funktionieren, allerdings ist diese Stille ein bewusst gewähltes Stilmittel, das an die Stelle einer Synchronisation tritt. Sobald aber gesprochen wird, spielt die Stimme eines Charakters eine zentrale Rolle.

Denn obwohl die technische Umsetzung immer besser und die Mimik digitaler Figuren zunehmend lebensechter wird, sind wir noch weit von tatsächlichem Realismus entfernt. Am Computer generierte Charaktere können zwar theoretisch eine detaillierte Miene aufsetzen, im oftmals hektischen Spielgeschehen und selbst in Cutscenes geht aber viel davon verloren. Daher ist eine perfekte Synchronisation ausschlaggebend, weil sie emotionale Feinheiten vermitteln kann, die sich technisch (noch) nicht realisieren lassen oder deren Umsetzung schlicht zu kostspielig ist.

Das zu erreichen, ist aber gar nicht so einfach. Voice Actors arbeiten unter anderen Bedingungen, als reguläre Schauspieler, womit ich mich nicht auf die viel geringere, stündliche Vergütung beziehe. Ihnen fehlt häufig der Kontext, in dem die von ihnen gesprochenen Zeilen stattfinden und nur sehr selten hören sie die andere Seite eines Gesprächs, da sie im Gegensatz zu Aufnahmen für animierte Filme und Serien bei Spielen oft alleine im Studio sind. Den richtigen Ton für eine Situation zu treffen, kann also äußerst schwierig sein.

Schauspieler als Synchronsprecher
Gute Schauspieler wissen nicht nur, wie sie ihren Körper und ihren Gesichtsausdruck passend einsetzen, sondern auch ihre Stimme. Daher dürfte es für niemanden überraschend sein, dass viele Blockbustertitel auf große Namen mit viel darstellerischer Erfahrung zurückgreifen.

Wenn berühmte Schauspieler für ein Spiel gewonnen werden sollen, dann liegt neben dem Talent häufig der Werbefaktor, den sie mit sich bringen, im Vordergrund. Obwohl sich Videospiele im Bezug auf finanziellen Gewinn kaum hinter Hollywood verstecken müssen, gilt das Medium noch immer nicht als Mainstream und die Industrie ist ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, weitere Spieler zu gewinnen. Charaktere mit bekannten Schauspielern zu besetzen, ist eine davon.

Allerdings ist es interessant, dass trotzdem verhältnismäßig wenige Spiele aktiv mit dem Mitwirken der entsprechenden Stars werben oder zumindest nicht im selben Stil, wie wir es von Filmen gewohnt sind. Niemand kam auf die Idee, groß damit Werbung zu machen, dass Danny Trejo in Fallout: New Vegas zu finden ist, ihr Malcolm McDowell in Fallout 3 begegnen könnt, in dem Ron Perlman Erzähler und Liam Neeson euer Vater ist. Obwohl die Call of Duty-Reihe Stars wie Bill Murray, Gary Oldman, Sam Worthington oder Ed Harris ihr Eigen nennt, steht im Zentrum der Mainstreamwerbung jenseits von medienbezogenen Internetseiten hauptsächlich Gameplay und Features, nicht aber die Stimmen der Charaktere. Sie tauchen höchstens auf Events auf, geben ein paar Interviews oder sind in ein bis zwei Trailern zu finden. Egal, wie groß der Name des Hollywood-Stars, ihr werdet ihn nicht auf dem Cover eines Spiels oder Werbeplakaten finden. Voice Actors sind unsichtbar.

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