Warum Arkham City den besseren Dark Knight hat

31.07.2012 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Batman vs. Batman - Warum Arkhams Dark Knight besser ist als Nolans
Rocksteady Studios
Batman vs. Batman - Warum Arkhams Dark Knight besser ist als Nolans
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Batman erobert nicht nur die Comics, sondern dank Christopher Nolan und Rocksteady Studios auch Filme und Videospiele. Aber welche Version ist dem Grundmaterial eigentlich treuer geblieben?

Vor ein paar Monaten habe ich die Veröffentlichung von Batman: Arkham City als Ausrede genommen, um über Batman als Franchise zu schreiben. Seit letzter Woche habe ich eine neue Entschuldigung, um über meinen Lieblingscomichelden zu sprechen: The Dark Knight Rises. Wenn ich mir als Comicfan beide Medien ansehe, dann komme ich allerdings nicht umhin zu sagen, dass die Spiele der Rocksteady Studios eine ehrlichere, treuere Umsetzung bieten, als die Filme von Christopher Nolan.

World’s Greatest Detective
Im Kern ist Batman ein Detektiv, getrieben vom Verlangen nach Gerechtigkeit, was schon mit seinem ersten Auftritt in Detective Comics deutlich wurde. Leider ist in der Dark Knight Saga davon wenig zu spüren, denn der Nolan‘sche Batman hat Wichtigeres zu tun als Sherlock Holmes mit Cape zu sein. Die Brillanz und das zwanghafte Bedürfnis in allem der Beste zu sein, die den Charakter ausmachen, spüren wir in den Filmen nur selten. Potenzielle Ansätze sind vorhanden, verschwinden aber viel zu schnell wieder, um Platz für die Gesamthandlung zu machen. Zwischen all den Bösewichten bleibt Christopher Nolans Batman keine Zeit, Detektiv zu sein, wohingegen Rocksteady diesen Umstand feiert. Das geschieht nicht nur durch einen Detektivmodus, der bei der Spurensuche hilft, sondern durch unzählige Rätsel, die es zu lösen gilt. Sie flechten sich geschickt in Haupt- und Nebenhandlung oder existieren separat und erinnern immer wieder daran, dass wir es mit dem besten Detektiv der Welt zu tun haben. Etwas, das Christopher Nolan schmerzlich vermissen lässt.

Gotham als Charakter
Gotham City ist mehr als eine Stadt. Sie ist ein eigenständiger Charakter mit Licht- und Schattenseiten. Sie kann sogar ein Antagonist sein, wie zuletzt Scott Snyder in Gates of Gotham und The Court of Owls zeigte. Arkham Citys Gotham ist ein Charakter im Hintergrund, dessen Geschichte reicher ist als die vieler Figuren. In jeder Ecke verstecken sich Hinweise auf über sieben Jahrzehnten Comicgeschichte. Sei es ein zerrissenes Poster, das auf den Ursprung des ersten Robins hinweist oder ein Kreideumriss in der Crime Alley, der auf die Geburtsstunde Batmans zurückzuführen ist. Arkham City ist Fanservice pur. Selbst wenn ein Spieler kein einziges Comic gelesen hat, so zieht die dichte Atmosphäre des digitalen Sandkasten-Gothams unbewusst doch jeden in ihren Bann.

Die Dunkelheit und die Bedrohung, die von der Stadt ausgehen, finden wir in Christopher Nolans Gotham nicht. Hier handelt es sich um eine generische Stadt, die sich durch jede US-Metropole ersetzen lassen würde, ohne dass es die Filme beeinflussen würde. Nie geht tatsächlich Gefahr von ihr aus, nie spüren wir ihre Persönlichkeit, nie erwacht sie zum Leben. Sie ist eine leblose Kulisse, die keinen Aufschluss darüber gibt, warum Gotham so dringend einen Batman braucht, selbst wenn sie nicht gerade von Joker oder Bane bedroht wird.

Geschichte
Im Prinzip wäre es eine gute Idee von Christopher Nolan und David S. Goyer gewesen, sich handlungstechnisch vollständig von den Vorlagen zu distanzieren und eine eigene Geschichte zu erzählen. Allerdings bedienen sie sich dafür noch zu stark an den Comics, picken sich Stückchen verschiedener Comics heraus und versuchen, sie zu seinem neuen Bild zusammenzusetzen, was aber nur bedingt gelingt. Das Problem ist, dass Christopher Nolan keiner Idee genug Hingabe und Aufmerksamkeit schenkt, um das vorhandene Potenzial wirklich zu nutzen, was gerade Comicfans mit einem bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Besonders schmerzlich fällt es bei The Dark Knight Rises auf, das sich wie auch Arkham City, von No Mans Land inspirieren ließ. Sowohl in Spiel als auch im Film ist ein Teil Gothams vom Rest der Welt abgeschnitten und versinkt in Anarchie. Die Konsequenz dessen ist bei Christopher Nolan jenseits kurzer Einblicke nie zu spüren, wohingegen die Abgründe in Arkham City mit jedem Schritt oder Schwung Batmans deutlich werden. Sei es durch Gespräche von Gefangenen, die sich über ihren quälenden Hunger unterhalten oder die Angst, die einfache Bürger inmitten von Schwerverbrechern ausdrücken. Jenseits von leeren Straßen und bizarren Gerichtsverhandlungen bekommen wir von der Anarchie in Nolans Gotham wenig mit.

Batman vs. Batman
Sowohl die Spiele von Rocksteady als auch Christopher Nolans Filme sind freie Interpretationen von über 70 Jahren Comicgeschichte. Trotzdem lässt sich sagen, dass die Videospielinterpretation des dunklen Ritters den Kern des Mythos besser trifft und der Vorlage treuer bleibt als die filmische Version es tut. Wenn wir fair bleiben, dann müssen wir aber zugeben, dass es unter anderem daran liegt, dass sich Batman: Arkham Asylum und Batman: Arkham City mehr Zeit nehmen können, um Charaktere, Geschichte und Atmosphäre aufzubauen. Wo sie gemeinsam den Luxus von über 40 Stunden haben, um all das zu etablieren, bleiben Christopher Nolan nicht einmal acht.

Was wir dem Regisseur zugutehalten müssen, ist sein Händchen für Besetzungen. Tom Hardy macht sich trotz Drehbuchschwächen gut als Bane, Gary Oldman erweckt Commissioner Gordon zum Leben und Anne Hathaway als Catwoman lässt den filmischen Alptraum vergessen, den wir mit Halle Berry in Verbindung bringen. Unvergessen bleibt auch Heath Ledger als Joker, auch wenn mein Herz immer für Mark Hamill schlagen wird, dessen stimmliche Darbietung mir eine Gänsehaut verpasst, an die noch kein filmischer Joker herangekommen ist. Von Kevin Conroy vs. Christian Bale will ich lieber nicht anfangen.

Letztlich handelt es sich bei beiden Medien um würdige Adaptionen des dunklen Ritters, die für sich betrachtet funktionieren, ob ihr nun Kenner des Grundmaterials seid oder nicht. Für Batman-Fans, die sich nicht nur so nennen, weil sie sich noch an Batman von Tim Burton erinnern können, bieten die Spiele allerdings mehr Tiefe, mehr Charaktertreue und eine festere Verankerung in der Mythologie Batmans. Und das macht sie letztlich, in meinen Augen, zu einer besseren Adaption.

Welchen Batman bevorzugt ihr? Den der Spiele, der Comics oder der Filme?

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