Warum bestellt ihr Spiele vor?

04.09.2015 - 18:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
AC: Unity - Viele Vorbesteller, große Enttäuschung
Ubisoft
AC: Unity - Viele Vorbesteller, große Enttäuschung
8
3
Das Spiel mit den Vorbesteller-Boni ist eine mittlerweile fest etablierte Marketing-Strategie. Extra-Missionen, spezielle Waffen oder schicke Helden-Outfits sind nur einige von vielen Möglichkeiten, den Verkauf von Videospielen im voraus anzukurbeln.

In der vergangenen Woche haben wir euch nach den Spielen gefragt, die zu gruselig waren, um sie zu beenden. Während sciencefiction  mit Barbie - Zauberhafte Pferdewelt und Zensemann  Style Boutique - Nintendo DS ihre Furcht vor Eleganz, Feenglanz und Glitzerzauber offen legten, fiel das Antwortspektrum der wahrhaftig erschreckenden Titel mit Outlast, Five Nights at Freddy’s oder Max Payne recht verschieden aus. So zeigt sich einmal mehr, dass Furcht als subjektives Empfinden in den verschiedensten Spielen, ob Horror-Titel, Thriller oder Fashion-Simulator zutage treten kann.

In dieser Woche widmen wir uns dem Thema Vorbestellungen. Vorbesteller-Boni, die uns zu einem voreiligen Kauf verleiten sollen, sind dabei eine immer noch recht junge Erscheinung, die ihren Anfang irgendwann in der Ära PS3 und Xbox 360 gefunden hat. Dass diese Marketing-Marotte immer krümmere Auswüchse entsprießen lässt, stellte zuletzt Publisher Square Enix mit Deus Ex: Mankind Divided unter Beweis, die mit freischaltbaren Boni pro wachsender Vorbesteller-Zahl den Arnold Schwarzenegger-Bonus  in WWE wohl weit hinter sich lassen.

Diese und etliche andere Beispiele werfen wiederholt die Frage auf, was viele Spielerinnen und Spieler eigentlich dazu verleitet, ihre langersehnten Wunschtitel vorzubestellen. Sagt es uns! Aber halt, den Anfang macht wie immer die Redaktion.

Linda hatte Angst vor leeren Ladenregalen

Mein erstes Spiel, das ich jemals vorbestellte war Assassin's Creed: Brotherhood. Nach dem Assassin's Creed II als Paradebeispiel für eine konsequente Videospiel-Fortsetzung ein Jahr zuvor weitreichend für Begeisterung sorgte, war der Jubelgesang über den plötzlich angekündigten nächsten Ableger der Reihe beinahe kakophonisch laut. Gefühlt wollte jeder Mensch in meinem Umfeld, egal ob Real Life- oder Social Media-Bekanntschaft, dieses Spiel.

Ich stellte mir postapokalyptische Szenarien von leergeräumten Elektronikmarkt-Regalen vor, die am Tag X von einem Massenansturm von Assassin's Creed-Fans in einer Schlacht um haben oder nicht haben um jegliches Exemplar des Spiels erleichtert worden waren. Der Plan lautete also ,,Vorbestellung via Internet-Versandhändler". Was mir dort versprochen wurde, war nicht nur eine Extra-Stunde Spielzeit sondern auch eine holografische Day-One-Verpackung, die den Helden Ezio auf ihrer Vorderseite hübsch glitzern ließ. Diese gab es zwar dann auch im (nicht leergefegten) Laden, aber immerhin hatte ich sie einen ganzen Tag vor allen anderen.

Conny kauft lieber Secondhand

Eigentlich bin ich kein ausgekochter Geizhals und es gibt auch einige Franchises, für die ich eine derartige Leidenschaft empfinde, dass ich ohne mit der Wimper zu zucken viel Geld für ein neues Spiel ausgeben würde. Trotzdem gedulde ich mich meistens lieber noch ein bisschen länger und kaufe mir Titel dann Secondhand, um ein paar Euro einzusparen.

Da ich weiß, welche Vorbesteller-Debakel und -Dreistigkeiten es gab, gibt und dass es sie auch in Zukunft geben wird, spiele ich trotzdem mit dem Gedanken, mir mal wieder Vorbestellungen zu leisten und ein paar Euros mehr auszugeben. Denn wenn sie erst einmal veröffentlicht wurden, will ich nicht länger warten, bis ich Spiele wie Kingdom Hearts 3 oder Final Fantasy XV spielen kann. Auch für Silent Hills hätte ich bei der Vorbestellung mit Fuffis um mich geschmissen, aber daraus wird ja leider nichts...

Rae hat ein Kickstarter-Problem

Die Anzahl der Spiele, die ich in meinem Leben vorbestellt habe, lassen sich an einer Hand abzählen. Grund dafür war, dass ich die entsprechenden Spiele sobald wie nur irgend möglich spielen wollte und den Entwicklern vollstes Vertrauen entgegen brachte, was die Qualität ihrer Arbeit anging. Und dann kam die PC-Version von Batman: Arkham Knight, die noch immer unspielbar und nicht umtauschbar auf meiner Festplatte lungert und mich eines besseren belehrte.

Viel intensiver als Vorbestellungsmöglichkeiten nutze ich allerdings Kickstarter. Mittlerweile habe ich über 50 Projekte unterstützt, ein Großteil davon Spiele. Auch wenn es keine Vorbestellung per se ist, sichere ich doch durch meinen Wunsch, ein Projekt, an das ich glaube, zu unterstützen, das entsprechende Spiel. Ich finde Kickstarter eine großartige Idee, weil ich so schon dazu beitragen konnte, dass viele Spiele und Ideen das Licht der Welt erblickten, die es sonst vielleicht nicht geschafft hätten. Ich mag die Idee, eine Balance zu AAA-Titeln zu schaffen und ungewöhnlichen Ansätzen eine Chance zu geben.

Elegy for a Dead World, Among the Sleep, Hyper Light Drifter und The Flame in the Flood sind nur ein paar der Titel, die ich mitfinanziert habe und bisher habe ich es nicht bereut. Nur die Sache mit der Ouya hätte ich lassen sollen. Glaubt mir, diesen Akt vorübergehender Unzurechnungsfähigkeit wirft sich niemand so sehr vor wie ich mir selbst.

Dom hat bisher nur ein einziges Mal vorbestellt

Grundsätzlich bin ich Vorbestellungen gegenüber sehr skeptisch eingestellt. Der ursprüngliche Grund, Spiele voreilig in den Warenkorb zu schieben, ist heute einfach nicht mehr gegeben: Jeder von uns wird sein Spiel auch kaufen können, ein möglicher und dauerhafter Ausverkauf passiert heute nicht mehr. Stattdessen sollen Extra-Inhalte zum verfrühten Kauf locken — und diese Mentalität und Strategie der Publisher möchte ich auf keinen Fall unterstützen.

Und dennoch habe ich ein einziges Mal ein Spiel vorbestellt — und zwar StarCraft II: Wings of Liberty, immerhin aus einem okayen Grund: Die Online-Szene dieses Strategiespiels ist so unglaublich hart, dass ich zum Release des zweiten Teils nur ein kurzes Zeitfenster hatte, möglichst schnell möglichst viel Skill anzusammeln, um gegen die Nachtrudler bestehen zu können. Eine Vorbestellung war hier der einzige Weg, direkt von Anfang an trainieren und oben mitmischen zu können!

(Nach drei Wochen gab ich weinend auf.)

Warum bestellt ihr Spiele vor?

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Aktuelle News

Themen: