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Warum die Hypekultur eine Plage ist

29.05.2015 - 19:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
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"Don't believe the Hype!" verkündeten Public Enemy bereits 1988 in dem gleichnamigen Song auf ihrem visionären Album "It Takes a Nation of Millions to Hold Us Back". Visionär auch, wenn man zur Zeit einen Blick aufs Kino wirft. "Mad Max: Fury Road", "Avengers: Age Of Ultron", "Furious 7" oder "Shades of Grey" Anfang dieses Jahres hatten riesige Hypes auf ihrer Seite. Warum diese Hypes nicht nur nervig sind, sondern auch ein schlechteres Kino fördern, darum soll es in meinem heutigen Artikel gehen.

Ich bin ja mit meinen gerade mal 18 Jahren noch ein richtiger Grünschnabel, was Filme angeht. Auch bin ich ein Spätzünder: Mein Interesse für Filme habe ich relativ spät entdeckt und mit Leidenschaft verfolge ich (das aktuelle) Kino erst seit zwei bis drei Jahren. Und doch wage ich zu behaupten: Keine Generation hat es, was Kino und Filme angeht, schwerer als meine. Nicht weil es einen besonderen Mangel an großartigen, guten oder soliden Filmen gibt. Nein, was mich wirklich stört, ist die enorme Hypekultur, die derzeit sowohl in den Medien als auch von Fans betrieben wird. Sicher, auch in meiner Kindheit gab es den einen oder anderen Megahype, allerdings gab es davon einige wenige, die sich dafür lange hielten und dementsprechend groß und weitverbreitet waren. 2015 aber markiert für mich in dieser Hinsicht einen neuen Tiefpunkt. Hielten sich die Hypes um Guardians of the Galaxy, Noah, Interstellar und Co. 2014 noch in Grenzen, so begann dieses Jahr bereits unheilverkündend mit dem Hype um Fifty Shades of Grey. Wobei: Warum eigentlich? Es dürfte doch jedem klar gewesen sein, dass dieser Film kaum die Tabulosigkeit besitzen würde, die er versprach - immerhin steht da ja auch ein kalkulierendes Studio dahinter, das sicher nicht daran interessiert ist, den Zuschauer in irgendeiner Weise herauszufordern geschweige denn ihn mit irgendwelchen Tabubrüchen zu verstören - es sei denn, besagte Tabubrüche gehören zum finanziellen Kalkül.

Zwei weitere Filme die dieses Jahr ihren Kinostart hatten, haben es indes sogar unter die zehn erfolgreichsten Filme aller Zeiten geschafft: Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron sowie Fast & Furious 7. Man mag nun argumentieren, in dieser Rangliste sei weder Inflation mit eingerechnet noch hätten andere Filme in der Liste den Vorteil von 3D genossen. Auf der anderen Seite: Ältere Filme mussten sich weder mit Streamingplattformen, noch mit Sky und Ähnlichem herumschlagen. Ich vertrete hier mal ganz kühn folgende These: Der Erfolg dieser Filme ist ausschließlich auf den Hype zurückzuführen.

Ursachen des Hypes - Part 1: Das Internet

Man würde ja denken, das Kino würde vom Internet (und wenn ich hier von Internet spreche, dann meine ich vor allem soziale Netzwerke) profitieren. Man würde meinen, die Möglichkeit, Filme über das Internet zu vermarkten und, ja mittlerweile sogar zu finanzieren, würde vielen, unabhängigen Filmemachern helfen, ihre Projekte an den Mann zu bringen. Falsch gedacht. Wer in sozialen Netzwerken aktiv ist, wird sicher bemerken, dass auf der Youtube-Startseite beispielsweise ausschließlich jene Trailer zu finden sind, die bereits beachtlich gehyped sind. Und so wurde auch der Trailer zum neuen Avengers innerhalb der ersten 24 Stunden über 34 Millionen Mal aufgerufen, beim ersten Teil waren es immerhin noch knappe 20 Millionen. Und traurigerweise ist für die Zielgruppe ein guter Trailer eben schon ein Qualitätsmerkmal. Ganz zu schweigen von der unentgeltlichen Werbung, die Beispielsweise "CinemaSins" und "Screen Junkies" mit ihren Honest Trailers betreiben. Ganz zu schweigen von der unentgeltlichen Werbung, die der ein oder andere schlechte Online-Filmreviewer leistet, der im Glauben, tatsächlich gute Filmkritik zu machen, nur einen allgemeinen Konsens (oder Hype) bestätigt, nach dem Schema "Flop ist schlecht, Blockbuster ist gut" (an dieser Stelle wäre auch ein Seitenhieb an einen ganz bestimmten deutschen "Filmkritiker" angebracht der auf Youtube das Aushängeschild dieser fehlgeleiteten Filmkritik ist - ich verkneife es mir aber). Auch große Facebookseiten wie Beispielsweise "9Gag" beteiligen sich freudig am Hypezirkus - was wie deren Aufsteigen auf den Hypezug von "The Avengers" auch ins ganz und gar Penetrante übergehen kann. Letztendlich ist solche Werbung dann auch oft noch von den Studios gesponsert. Wer in den letzten Wochen irgendetwas in die Suchleiste von Moviepilot eingegeben hat, weiß bestimmt, was ich meine.

Ursachen des Hypes - Part 1: Die Studios

Wo wir gerade bei Trailern waren, sollte man noch einmal anmerken, dass es zuallererst ein Missverständnis von Seiten des Publikums ist, anhand eines Trailers bereits Rückschlüsse auf die Qualität des Filmes zu ziehen. Da dem aber so ist, haben auch die Studios daraus gelernt. Mal abgesehen davon, wie verdammt ähnlich  sich die meisten Trailer der letzten Jahre sind, kommt man nicht umhin, zu bemerken, wie sehr die Studios die potentiellen Kunden bereits im Vorfeld mit Trailern und Filmclips überfüttern. So kann man sich beispielsweise ganze sechs Clips zu Mad Max: Fury Road auf Youtube ansehen. Und auch generell gilt: je mehr Trailer, desto besser. Vor allem bei Blockbustern. Dann gibt es natürlich noch eine ganze Reihe von PR-Maßnahmen, um einen Film zu pushen. Man kann zum Beispiel auch mit dem Tod eines Schauspielers werben, dazu muss man nur einmal Filmtitel und Starttermin des zu bewerbenden Blockbusters auf dessen "Gedenkplakat" klatschen. Oder man denke an das, was Robert Downey Jr. und seine Kollegen im Vorfeld zu "Avengers" so von sich gaben. Von generalisierenden Blödheiten zum Thema Independent-Kino und dümmlichen, ja auch sexistischen Witzen, konnte man da lesen. Und darum geht es auch: Hauptsache man liest davon.

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