Seit Kurzem ist der Sportverein FC Schalke 04 mit einem League of Legends-Team im eSport vertreten und nicht nur deshalb ist es kaum verwunderlich, dass diese Sportart inzwischen auch die Politik beschäftigt. Im Rahmen einer Fragestunde des Abgeordnetenhauses Berlin, das entsprechende Protokoll könnt ihr hier einsehen, bezeichnete der Berliner Innensenator Frank Henkel eSport als "Trendsport". Daraufhin hakte die ortsansässige Fraktion der Piratenpartei beim Wissenschaftlichen Parlamentsdienst (WPD) nach.
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Beim Abgeordnetenhaus von Berlin handelt es sich um das Landesparlament, das das oberste Verfassungsorgan eines deutschen Bundeslandes ist. Der Wissenschaftliche Parlamentsdienst ist eine diesem Organ unterstellte Gruppe von Juristinnen und Juristen, die dazu da ist "das Abgeordnetenhaus, seinen Präsidenten und seine Gremien in juristischer Hinsicht zu beraten und zu unterstützen". Die Kollegen Golem konnten einen Blick in das vom WPD erarbeitete Gutachten werfen, in dem es heißt eSport ist "nicht als Sport im rechtlichen Sinne anzusehen und nicht als Sportart anerkennungsfähig". In Ermangelung einer festgelegten rechtlichen Definition des Begriffs Sport orientieren sich in Deutschland Bund und Länder an der, die der Deutsche Olympische Sportbund festgelegt hat. Dort steht:
Die Ausübung der Sportart muss eine eigene, sportartbestimmende motorische Aktivität eines jeden zum Ziel haben, der sie betreibt. Diese eigenmotorische Aktivität liegt insbesondere nicht vor bei [...] Bewältigung technischen Gerätes ohne Einbeziehung der Bewegung des Menschen.
Schon in der Vergangenheit wurde eSport deshalb nicht als Sportart anerkannt. Sportbünde auf Landesebene sind aber nicht an diese Definition gebunden und könnten in der Theorie einen eSport-Verband aufnehmen – wenn in Deutschland denn welche existieren würden. Auch die Richter des Finanzgerichts in Köln wollten im Jahr 2009 "E-Sport nicht als Sport im juristischen Sinne verstehen". Schach gilt in Deutschland übrigens explizit als Ausnahme , weil der Deutsche Schachbund Mitglied im Deutschen Olympischen Sportbund ist und Schach somit als Sportart anerkannt ist. Diese Sonderregelung hat also schlicht historische Gründe.
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Wegen dieser Sachlage wollen die Berliner Piraten in der nächsten Sitzung des Abgeordnetenhauses Berlin am 26. Mai einen Antrag stellen, "damit eSport als gemeinnützige Sportart im Sinne der steuerrechtlichen Förderung auf Bundesebene anerkannt wird". Nicht zuletzt würde dadurch die Etablierung von Wettbewerben, Teams sowie Ligen möglich werden und eSport-Profis könnten sich auf soziale Sicherheiten verlassen, schreiben die Kollegen von Play3 .
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