Warum mir Rocket League keinen Spaß mehr macht

24.08.2015 - 16:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Rocket League
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Rocket League macht unheimlich viel Spaß. Mitunter kommt es jedoch vor, dass Spielzüge nicht so recht glücken wollen und je mehr ich spiele, desto schlimmer finde ich solche Fehlschläge. Ich glaube, dass ich es zu ernst nehme.

Es besteht kein Zweifel daran, dass Rocket League ein gelungenes Spiel ist: Das Gameplay und die Umgebung sind auf das Mindeste reduziert worden, stattdessen geht es hier darum, die Beziehung zwischen Auto und Ball zu meistern. Die Abwesenheit von überflüssigem Schnickschnack führt dazu, dass ich ziemlich schnell lerne, mittlerweile hänge ich jedoch bei Level 23 fest und komme nicht recht weiter.

Das liegt zum Einen daran, dass ich spätestens ab Stufe 20 ziemlich viel Erfahrung brauche, um aufzusteigen. Zum Anderen liegt es daran, dass ich schnell keine Lust mehr habe, weiterzuspielen, wenn ich einmal verliere. War Rocket League zu Beginn noch ein unfassbar spaßiger Zeitvertreib, sehe ich es nun eher als Herausforderung an, die zu Ärger und teilweise auch Wut führt. Kurzum: Ich kann den Titel nicht mehr so genießen, wie ich es noch vor zwei Wochen tat.

Weil ich denke, dass ich mit dieser Feststellung nicht alleine bin, habe ich beschlossen, den Werdegang meiner Rocket League-Karriere Phasen zu unterteilen und hier aufzulisten. Falls es euch komplett anders geht, rufe ich euch natürlich dazu auf, das in den Kommentaren zu verkünden.

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Phase 1: Was zur Hölle ist das und warum macht es Spaß?

Ich habe mir Rocket League vor allem aufgrund der überaus spaßigen Videos zugelegt, die im Internet kursieren. Das Grundprinzip des Spiels ist schnell erlernt und die knallige Optik wirkte gepaart mit den vielen Effekten auf mich anziehend. Trotzdem war ich etwas überrascht, wie viel Spaß ich zu Beginn mit dem Titel hatte.

Rocket League hebt das “easy to learn, hard to master”-System auf eine neue Stufe und zog mich damit sofort in seinen Bann. Ich spielte und spielte und spielte — ob ich gewinne, war völlig irrelevant.

Phase 2: Schalt mich frei, Baby!

Immer mit demselben Auto Tore zu schießen, wird auf die Dauer langweilig. Dieses Problems ist sich auch Entwickler Psyonix bewusst, weswegen ich in Rocket League anfangs ständig neue optische Spielereien für mein Gefährt freischalte. So führt mich mein Weg nach jedem Match zunächst zurück ins Hauptmenü, damit ich mein Auto mit Hüten, Sirenen oder Schleim (eklig) ausstatten kann.

Selbst wenn ich nicht gewinne, schalte ich trotzdem Items frei, darum ist es auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich wichtig, ob ein Match nun mit einer Niederlage oder einem Sieg endet. Auch in Hinblick auf die Erfahrungspunkte macht der Ausgang einer Partie nur einen geringen Unterschied.

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Phase 3: “3 gegen 3 ist zu chaotisch”

Ein beachtlicher Teil der Faszination, die ich aus Rocket League zog, basierte auf dem herrlichen Chaos, das in jedem Match vorherrschte. Autos rammen sich gegenseitig, der Ball hüpft unkontrolliert über das Spielfeld und Tore wirken manchmal eher unbeabsichtigt – zumindest im 3 gegen 3-Modus.

Je länger ich spielte, desto mehr hat mich dieses Chaos, das mich anfangs begeisterte, genervt. Immer häufiger hatte ich das Gefühl, dass ich mehr Übersicht brauche. Ich will den Ball sehen, möchte langsam anfangen, Spielzüge zu planen. Aus diesem Grund entschied ich mich dazu, dem 3v3 den Rücken zu kehren und stattdessen entweder nur noch Doubles oder sogar Duelle (1v1) zu spielen.

Phase 4: Zeit für die Rangliste!

Die Königsklasse von Rocket League spielt, wie in vielen anderen Titeln auch, im Ranglisten-Modus. Hier startet jeder Spieler mit einer festgelegten Wertung — Siege erhöhen, Niederlagen verringern diese. Während die normalen Modi hauptsächlich für Spaß sorgen sollen, gewähren Ranked-Matches einen ersten Einblick in das kompetitive Gameplay.

Obwohl das Spielprinzip das gleiche bleibt, herrscht hier eine ganz andere Atmosphäre vor. Eine Atmosphäre, die mich ebenso in den Bann gezogen hat, wie es die normalen Matches zu Beginn getan haben. Denn ich hatte plötzlich wirklich viel Motivation, besser in diesem Spiel zu werden.

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Phase 5: Soll das hier Spaß machen?

Ich bin mittlerweile dort angekommen, wo ich mich vor zwei Wochen nie vermutet hätte. Rocket League ist von einem Spaßgarant zu einem potentiellen Wuterzeuger geworden. Ich werde beim Spielen unruhig, will möglichst schnell Tore erzielen und meinen Gegner dann im besten Fall so stark wie möglich demütigen. Mein Auto habe ich schon seit Tagen nicht gewechselt; zu sehr habe ich mich daran gewöhnt.

Wo ich früher zehn, elf, zwölf Partien nacheinander spielte, verlasse ich Rocket League nun nach der ersten Niederlage enttäuscht. All die Videos haben mir einen völlig falschen Eindruck vermittelt: Um so gut zu werden, bedarf es Hunderte, wenn nicht Tausende Spielstunden.

Anstatt die Ranked-Matches links liegen zu lassen und wieder Spaß im normalen Modus zu haben, achte ich nun auch in letzterem auf möglichst clevere Spielzüge. Im Gamingjargon gibt es für ein solches Verhalten einen negativ behafteten Begriff: Tryharding.

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Was ist passiert?

Ich kann nicht verneinen, dass es in meinem Charakter liegt, gewinnen zu wollen. Das war schon immer so. Wenn ich früher Street Fighter II oder Tekken 3 gespielt habe, wollte ich mir Niederlagen nicht eingestehen. In League of Legends oder Heroes of the Storm kämpfe ich mit mir, wenn ich weiß, dass ich für meinen eigenen Tod verantwortlich bin. Und kürzlich, in der Call of Duty: Black Ops 3-Beta, geht mir bereits nach dem dritten digitalen Ableben ein “Oh Gott” über die Lippen. So ist das nun mal.

Rocket League ist jedoch nicht mit alledem vergleichbar. In Shootern dauert es etliche Monate, die Spielmechaniken vollkommen auszureizen, in MOBAs gilt es, Itemkombinationen und Heldenkonstellationen zu lernen und dann zusätzlich noch das Mikromanagement zu beherrschen. In Rocket League geht es darum, einen Ball mit einem Auto in ein Tor zu befördern. Die Simplizität des Spiels muss mir den Eindruck vermittelt haben, dass es kein Problem ist, hier gut zu werden. Außerdem sind Fehler sofort offensichtlich, darüber hinaus werden sie mir stets im Replay noch einmal präsentiert. Wie eine Strafe dafür, dass ich versagt habe.

Vielleicht sollte ich aufhören, das Ganze ernst zu nehmen, aber dafür müsste ich zunächst für ein paar Tage aufhören, Rocket League zu spielen. Und das fällt mir leider mehr als schwer.

Wie ergeht es euch?

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