Warum wir mehr originäre Science-Fiction-Filme brauchen

24.02.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Jupiter AscendingWarner Bros.
25
13
Comic-Verfilmungen und Sequels machen Spaß und begeistern die Fans, doch kauen sie dabei immer auf dem selben Stoff herum. Science-Fiction-Filme müssen sich lösen können, um das Genre voran zu bringen. Ein Pamphlet gegen zu viele Erwartungen.

Die Leinwand färbt sich schwarz, die ersten Namen flackern in orchestraler Begleitung vorbei und in der letzten Reihe des Saals sitzt ein enttäuschter Science-Fiction-Fan. Das war wohl nichts, denke ich mir, und trotte niedergeschlagen aus dem Kino. Während die Journalistenschaft an der Garderobe die ersten hämischen Kommentare ablässt, arbeitet mein Kopf an einer Meinung und mein Gesicht an einem nicht allzu deprimierten Ausdruck.

Zum ersten Mal seit dem hervorragenden Matrix wagen sich Lana und Andy Wachowski mit Jupiter Ascending an einen originären, selbst geschriebenen Stoff (The Matrix Reloaded und The Matrix Revolutions mal außer Acht gelassen). Als großer Fan der beiden, der auch Cloud Atlas - Alles ist verbunden für einen grandiosen Film hält, entsteht sofort die Hoffnung, die vermutlich alle Matrix-Anhänger teilen: Vielleicht sind sie ja zurück, vielleicht haben sie es mal wieder geschafft. Vielleicht ist Jupiter Ascending der neue Matrix.

Aber nichts da. Eine Film wie ein Sieb, dessen Plot-Löcher lediglich flache Witze und halbgare schauspielerische Leistungen durchlassen, während jegliches Potential im eng gewebten Netz aus bunten Kostümen und wilden Schießereien hängen bleibt. Diesen Satz konnte ich nur mit schlechtem Gewissen schreiben, denn wie ich gleich nach der Vorführung bemerkte, will ich den Film eigentlich nicht negativ beurteilen. Wie ein Fußball-Fan, der für gewöhnlich zunächst Ausreden für die Niederlage seines Teams parat hat, will ich dem Film unbedingt etwas Positives abgewinnen. Wenigstens war die Action sehenswert.

Von den Grenzen des Franchise

Sei es drum, sage ich mir, das Jahr hat ja noch genug Science-Fiction in petto. Star Wars, Jurassic Park und Mad Max kehren zurück, die Avengers und die Fantastic Four versammeln sich erneut, der Terminator ist auch mal wieder da und Die Tribute von Panem feiert sein Finale. 2015 wird also wunderbar nostalgisch, doch irgendwie stört mich das auch. Wenn hier in der Redaktion nicht gerade stillschweigend in die Tasten gehauen wird, drehen sich die Diskussionen oft um die bevorstehenden Blockbuster. Welche Marvel-Helden könnten im neuen Avengers auftauchen? Welche Story wird der neue Fantastic Four behandeln? Passt der genetisch veränderte Indominus Rex zum Jurassic Park-Franchise? Und natürlich: Wie praktisch ist das neue Laserschwert aus dem Star Wars-Trailer?

Zwar machen die Debatten häufig Spaß, sind aber gleichzeitig auch anstrengend. Bei Filmen, die auf einer beliebten Vorlage basieren oder innerhalb eines bestehenden Universums spielen, kann man nie genug Hintergrundwissen besitzen. Irgendwer weiß es immer besser, und jeglichen Theorien, die bei den Diskussionen entstehen, sind durch die Vorlagen (ob Comic, Buch oder Vorgänger-Film) strikte Grenzen gesetzt. Geht es nun beispielsweise um das neue Laserschwert, tauchen in den Argumentationen für gewöhnlich Laser-feste Metalle, Sith-Traditionen oder die Vorteile des neuen Designs auf. Gäbe es aber keine Star Wars-Vorlage und der siebte Teil wäre eigentlich der erste - was für Diskussionen gäbe es dann?

Zunächst natürlich die Frage, wie es möglich ist, dass ein Laserstrahl einfach so aufhört. Aber das wurde ja schon genug durchgekaut, weshalb die zweite Reaktion ganz einfach lauten würde: "Wie geil! Ein Laserschwert!" Und genau das vermisse ich bei all den Sequels, Comic- und Buch-Verfilmungen. Es gibt immer Erwartungen, die erfüllt werden müssen. Bleiben wir beim Beispiel Star Wars - was bietet uns der neue Trailer? Alte Musik, alte Raumschiffe, zwei mehr oder weniger kreative Neuheiten in Form eines überdimensionierten USB-Sticks und eines Metall-Balls mit Piep-Geräuschen und natürlich Diskussionsthema Nummer eins: ein neues Laserschwert.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News