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Was ich mir für das neue Kinojahrzehnt wünsche

12.10.2021 - 19:00 Uhr
Dune/Spider-Man: Far From Home/Avatar
Warner Bros./Disney/Fox
Dune/Spider-Man: Far From Home/Avatar
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Seit diesem Sommer nimmt das neue Kinojahrzehnt langsam an Fahrt auf, nachdem es im letzten Jahr eine Corona bedingte Zwangspause einlegen musste. Aufgrund der Pandemie ist es zwar weiterhin schwer, den Verlauf der nächsten Jahre einzuschätzen; was mich aber nicht davon abgehalten hat eine kleine Wunschliste für das neue Kinojahrzehnt zu erstellen.

Kinos erhalten

Ich fange direkt mit dem wichtigesten Punkt an: Kinos müssen erhalten werden. Seit der Corona Pandemie und den damit verbundenen Kinoschließungen während der Lockdowns, kämpfen viele Kinos ums Überleben. Natürlich habe auch ich die Vorteile des Streamings während der Lockdowns genossen, aber ein echtes Kinoerlebnis ist das natürlich nicht.

Streaming ist eine tolle Sache und bietet den Filmstudios in Zeiten von Corona die Möglichkeit, Filme zu veröffentlichen, die sonst immer wieder und wieder verschoben worden wären. Ich habe durchaus Verständnis für die Doppelstrategie (Auswertung im Kino wenn möglich, aber gleichzeitig auch eine Veröffentlichung auf einer Streamingplattform), die viele Filmstudios momentan fahren. Immerhin wollen auch sie irgendwann mal Einnahmen haben und wenn mal wieder in eingen Ländern die Kinos geschlossen sind, kann man zumindest über die Streamingplattform den Film veröffentlichen.

Soweit so gut. ABER es wird auch mal eine Zeit nach Corona geben. Und ich hoffe inständig, dass die große Präsenz der Streamingdienste in Zukunft nicht dazu führen wird, dass neue Filme nicht mehr vorrangig im Kino laufen. Denn Kinos sind mehr als nur große Leinwände. Kinos sind ein Ort der Träume, an dem man der Realität für ein paar Stunden entfliehen kann. Filme auf einer großen Leinwand mit einem tollen Soundsystem zu sehen, während man in einem bequemen Kinosessel sitzt und Popcorn isst, macht einfach viel mehr Spaß als immer nur vor dem eigenen Fernseher zu sitzen.

Natürlich gibt es auch einige Dinge, die mich bei Kinobesuchen hin und wieder nerven. Sei es der 3D Aufpreis, teure Snacks, klingelnde Handys oder Leute, die während eines Films einfach nicht die Klappe halten können - wir alle kennen das. Dennoch möchte ich das Kinoerlebnis nicht missen. Als ich das erste Mal diesen Sommer nach dem Lockdown wieder im Kino war, wurde mir klar wie sehr ich das Ganze vermisst hatte; und das ich, trotz der Vorzüge des Streamings, nicht auf das Kino verzichten will.


Endlich wieder mehr gute Buchverfilmungen

Wer gerne liest weiß, viele Bücher bzw. Buchreihen haben ein enormes Verfilmungspotenzial. Egal welches Genre, vielen Romanautoren gelingt das, woran Hollywood in den letzten Jahren immer wieder gerne scheitert: neue, spannende Geschichten zu entwickeln. Doch anstatt diese Chance auf gute Filme zu ergreifen, sind viele Filmstudios in den lettzten Jahren erstaunlich zurückhaltend gewesen, wenn es um die Verfilmung von Büchern ging. Stattdessen setzte man lieber stur auf Sequels und Remakes, ein Punkt auf den ich später noch genauer eingehen werde.

Schade, denn Buchverfilmungen, wenn sie mit Liebe zum Detail und im besten Fall in Zusammenarbeit mit dem Autor umgesetzt werden, haben eine Menge zu bieten. In den frühen 2000ern traute man sich deutlich öfter an diese Materie heran. Beflügelt vom Fantasy Hype, den die Herr der Ringe und Harry Potter Filme ausgelöst hatten, versuchten viele Filmstudios mit Buchverfilmungen ihr Glück. Während die Herr der Ringe Trilogie und Harry Potter Filme gelungene Beispiele für sehr gute Buchverfilmungen sind, klappte es bei anderen Buchreihen weniger gut. Bis heute trauere ich der vertanen Chance nach, die Eragon Romane von Christopher Paolini auf die Leinwand zu bringen. Der Film von 2006 war ein klägliches Abbild einer eigentlich tollen Fantasyreihe - wegen schwacher Einnahmen wurde die Filmreihe (wahrscheinlich glücklicherweise) damals nicht fortgesetzt.

Die Art Buchverfilmung, die ich vermisse: Harry Potter und der Gefangene von Askaban

Es gibt zahlreiche weitere Beispiele von Buchverfilmungen, die den Erwartungen in keinster Weise gerecht werden konnten, seien es weitere Fantasyreihen oder Steven King Romane. Was ich besonders schade finde, dass es im letzten Jahrzehnt viel zu selten auch nur versucht wurde, gute Bücher ins Kino zu bringen. Mutiger waren da Streamingdienste und TV Sender. So wurde George R. R. Martins Das Lied von Eis und Feuer (besser bekannt als Game of Thrones) von HBO umgesetzt, während Philipp Pullamanns Der Goldene Kompass von der BBC adaptiert wurde. Steven Kings Romane bekamen im letzten Jahrzenht häufiger eine Verfilmung spendiert, allerdings konnte mich bis auf Es (2017) keine dieser Filme wirklich überzeugen. Ich hoffe, dass Buchverfilmungen in den nächsten Jahren bei den Filmstudios wieder einen höheren Stellenwert genießen (ein Film wie Dune könnte hier ein erster Schritt in die richtige Richtung sein) - damit die genialen Geschichten vieler Bücher die Verfilmung bekommen, die sie verdienen.


Neue Ideen statt nur Remakes und Sequels

Das bringt mich direkt zum nächsten Punkt: in den letzten Jahren hat die Filmlandschaft an inhaltlicher Vielfalt verloren. Während man im Serienbereich in den letzten 10 Jahren äußerst experiementierfreudig war, wurde das Kino vor allem durch Sequels und Remakes domiert. Woran liegt das? Viele machen gerne Marvel bzw. das MCU für diese Entwicklung verantwortlich. Eine in meinen Augen zu einfache Antwort auf ein komplexes Problem. Marvel und das MCU sind nicht für die Ideenlosigkeit anderer Filmstudios verantwortlich. Disney selbst mag zwar in anderen Bereichen auch immer wieder recht ideenlos unterwegs sein, aber das rechtfertigt nicht, das MCU für jedes Problem in der gegenwärtigen Kinolandschaft verantwortlich zu machen. Marvel/Disney hat in den letzten Jahren eine klare Strategie verfolgt, diese erfolgreich umgesetzt und somit etwas geschaffen, was es in dieser Form vorher nicht gegeben hat. Ob man die Filme gut findet oder nicht ist natürlich persönliche Ansichtssache, aber Marvel allein die Schuld für die mangelnde Vielfalt im Kino der letzten Jahre zuzuschieben, halte ich für falsch.

Aber wo liegt dann das Problem? Ich sehe das Hauptproblem vor allem in der Mut- und Ideenlosigkeit der anderen großen Filmstudios. Filme, die später großen Erfolg gehabt haben, würden so heute gar nicht mehr gedreht werden. Man will praktisch keinerlei Risiko mehr eingehen, aber ohne Risiko wird man nur selten etwas Neues erschaffen. Jede neue Idee ist am Anfang ein Risiko. Das scheint bei vielen Studios aber in Vergessenheit geraten zu sein. Im Gegensatz dazu wachsen die Budgets vieler großer Filme. Budgets von 200 Millionen Dollar aufwärts, sind im Blockbusterbereich mittlerweile fast Standard. Somit müssen Filme oft viel mehr einspielen als früher, um nicht als Flop durchzufallen. Kaum vorstellbar, dass Batman Begins (2005), der erste Film der äußerst erfolgreichen Batman Trilogie von Christopher Nolan, heutzutage wohl ein Flop gewesen wäre. 374,2 Millionen Dollar Einspielergebnis bei einem Budget von 150 Millionen Dollar - ich bezweifle, dass Warner heute bei so einem Ergebnis eine Fortsetzung bewilligen würde. Was natürlich völlig verrückt ist, denn die Produktion von The Dark Knight war bestimmt keine Fehlentscheidung.

Je größer die Budgets der Filme werden, desto größer muss das Einspielergebnis sein. Risikos werden somit praktisch nicht mehr eingegangen. Ich denke, genau hier lag der größte Vorteil von TV Serien in den letzten Jahren. Dank kleinerer Budgets waren TV Sender und Streamingdienste meist eher bereit ein Risiko einzugehen. Projekten, die als schwierig galten, wurde im TV Bereich oft eher eine Chance gegeben. Game of Thrones, Sherlock und Stranger Things - all diese Serienhits des letzten Jahrzehnts waren am Anfang mit einem gewissen Risiko behaftet, da niemand vorhersehen konnte, dass sie ein solcher Erfolg werden würden. Dennoch ging man das Risiko ein und wurde am Ende auch in finanzieller Hinsicht belohnt.

Ich hoffe, dass sich die großen Filmstudios in den nächsten Jahren ein Beispiel an der TV und Streamingwelt nehmen was Budgets und Kreativität betrifft. Selbst das später finanziell so erfolgreiche MCU musste am Anfang mit Iron Man (2008) ein Risiko eingehen. Dazu sollten sich die großen Filmstudios mal Gedanken machen.


Schluss mit 3D

Eine der größten Plagen des letzten Kinojahrzehnts war zweifellos 3D. Seit Avatar im Jahr 2009 als 3D Film mehr als 2 Milliarden Dollar an den Kinokassen eingenommen hatte, war 3D DAS neue Zauberwort der Kinowelt. Ich erinnere mich noch gut daran, wie nach dem Erfolg von Avatar viele Blockbuster kurz vor Kinostart noch mal schnell mehr schlecht als recht in 3D nachkonvertiert wurden. Das Ergebnis waren allenfalls mittelmäßige 3D Effekte, auf die ich problemlos hätte verzichten können. Gefreut hat der 3D Hype vor allem die Filmstudios, da man mit dem 3D Aufpreis fürs Kinoticket deutlich mehr Geld verdienen kann. Mich als häufigen Kinogänger freut sowas natürlich eher weniger.

Mit Avatar begann der 3D Hype

Für die Zukunft erhoffe ich mir deutlich weniger 3D Filme Kino - die Tatsache, dass sich 3D im Heimkinobereich bisher nicht wirklich durchsetzen konnte, war ja schon mal ein gutes Zeichen. 3D hat einen Film noch nie besser gemacht; und am Ende zählen Inhalte doch um einiges mehr als ein paar nette 3D Effekte. Allerdings machen mir James Camerons geplante 4(!) Avatar Fortsetzungen im Bezug auf 3D ein wenig Angst. Sollte Avatar 2, der nächstes Jahr im Dezember anlaufen soll, ein finanzieller Erfolg werden, könnte das einen weiteren 3D Boom zur Folge haben. Angeblich plant James Cameron für seine Avatar Fortsetzung neue 3D Effekte in bisher nie dagewesener Form. Ich hoffe, dass das nicht ähnliche Folgen wie 2009 haben wird.


CGI ja - aber bitte in Maßen

Das bringt mich auch direkt zum nächsten Punkt: CGI. Computergenerierte Effekte haben sich in den letzten 20 Jahren extrem weiterentwickelt und gehören mittlerweile vor allem im Blockbusterbereich zur Grundausstattung. Dagegen wäre auch nichts einzuwenden, wenn es den großen Filmen der letzten Jahre gelingen würde, CGI in Maßen einzusetzen - aber genau dieses Maß scheint in den letzten 10 Jahren verloren gegangen zu sein.

Egal wohin man schaut, fast alle Blockbuster der letzten Jahre ertrinken regelrecht in CGI. So viel wie möglich wird vor dem Greenscreen gedreht und echte Effekte sucht man oft vergebens. Schade, denn wenn CGI angemessen eingesetzt wird, kann es für einen Film ein enormer Gewinn sein. Eines meiner Lieblingsbeispiele ist die Herr der Ringe Trilogie aus den frühen 2000ern - CGI ja, aber immer in Maßen. Wer das Making Of der Filmreihe gesehen hat weiß wie viele "echte" Effekte es da noch gab und das eine Menge Sets tatsächlich nachgebaut wurden. Alles wirkt dadurch ziemlich echt und real; und genau das habe ich bei den Blockbustern der letzten Jahre schmerzlich vermisst. Mit der Hobbit Trilogie 10 Jahre später tappte auch Peter Jackson in die CGI Falle (ich denke hier nur an die furchtbar animierten Orks und die seelenlose CGI Schlacht im dritten Hobbit Film Die Schlacht der Fünf Heere). Auch die Blockbuster aus dem Hause Marvel und DC machten es oft nicht besser und bombardierten den Zuschauer spätestens am Ende des jeweiligen Films mit einer riesigen (meist ziemlich künstlich wirkenden) CGI Schlacht.

Leider ein Negativbeispiel für zu viel CGI: die Orks in der Hobbit Trilogie

Neben mehr echten Effekten fände ich es schön, wenn wieder mehr vor Ort gedreht würde, als immer nur im Studio vor dem Greenscreen. Viele tolle Filmmomente haben sich auch deshalb ins Gedächtnis der Zuschauer eingebrannt, weil man die Orte wiedererkennt, an denen sie gedreht wurden. Seien es die Drehorte in England und Schottland für die Harry Potter Filme oder Neuseeland für Herr der Ringe; ein Studio mit entsprechendem Greenscreen kommt gegen solche tollen Kulissen einfach nicht an. CGI, Greenscreen und co. sind toll und haben viele Vorteile, aber genauso haben praktische Effekte und echte Kulissen ihre Daseinsberechtigung. Es wäre schön, wenn CGI in Zukunft wieder mehr mit Maß eingesetzt würde.

Das war sie auch schon, meine kleine Wunschliste für die nächste Dekade. Was würdet ihr euch für das Kino der nächsten Jahre wünschen?


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