Wes Andersons Reise zur Isle of Dogs begeistert die Kritiker

10.05.2018 - 10:20 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Isle of DogsTwentieth Century Fox of Germany GmbH
Neun Jahre nach seinem letzten Animationsfilm Der fantastische Mr. Fox, beschert uns Wes Anderson mit Isle of Dogs - Ataris Reise einen weiteren Stop-Motion-Film. Wie der bei den Kritikern ankommt, lest ihr hier.

In Wes Andersons neustem Abenteuer Isle of Dogs - Ataris Reise nimmt uns der Regisseur mit auf eine Reise in die fiktive japanische Stadt Megasaki City. Im Jahr 2038 wird per Regierungsdekret erlassen, dass alle Hunde auf eine riesige Mülldeponie, der Trash Island, außerhalb der Stadt verbannt werden. Zu den betroffenen Hunden gehört auch Spots (im Original gesprochen von Liev Schreiber), der Hund des 12-jährigen Atari Kobayashi, der Pflegesohn des korrupten Bürgermeisters Kobayashi. Als die Sehnsucht nach Spots unerträglich wird, macht sich Atari mit seinem Miniatur-Junior-Turbopropeller auf den Weg zur Insel. Dort angekommen, freundet er sich mit einem Rudel Hunde an und mit ihrer Hilfe bricht Atari zu einer abenteuerlichen Reise auf, die das Schicksal eines ganzen Landes entscheiden wird.

Isle of Dogs - Ataris Reise eröffnete dieses Jahr die 68. Berlinale und Wes Anderson gewann im Anschluss den Silbernen Bären für die Beste Regie. Wie der Stop-Motion-Film bei den Kritikern ankam, erfahrt ihr jetzt:

Die harten Fakten zu Isle of Dogs - Ataris Reise

  • 106 Communitybewertungen mit einem Durchschnitt von 7,9
  • 26 Kritikerbewertungen mit einem Durchschnitt von 7,8
  • 17 Kritiken und 8 Kommentare
  • 467 haben sich den Film vorgemerkt, niemand ist an Isle of Dogs uninteressiert
Oracle (im Original gesprochen von Tilda Swinton) in Isle of Dogs

Das sagen die englischsprachigen Kritiker zu Isle of Dogs

Merk Kermode von The Guardian  redet bei Isle of Dogs von einer Hundegeschichte mit einer seltsamen Schönheit:

Mit einer atemberaubenden Optik und einem unheimlichen Auge für das Verhalten von Hunden überträgt Isle of Dogs den kinderfreundlichen Charme von Zurück nach Hause - Die unglaubliche Reise in die postapokalyptischen Landschaften von Mad Max mittels dem japanischen Kino von Yasujiro Ozu, Seijun Suzuki und vor allem Akira Kurosawa. [...] Trotz dieser entzückend schaurigen Details behält Isle of Dogs ein weiches, slapstickartiges Herz. [...] Bei all der Krankheit und Not ist dies eine wunderbare Welt voller Charaktere, in die wir unser Vertrauen, unsere Sympathie und unsere Liebe investieren können.

Laut Tim Robey von The Telegraph , hat Wes Anderson seine Komfortzone verlassen und das wurde auch belohnt:

Isle of Dogs ist bis zu einem gewissen Grad Andersons seltsamstes Gebräu, und das ist durchaus positiv gemeint. Denn es zählt wahrscheinlich auch zu seinen kühnsten Werken. [...] Trotz des ganzen exzentrischen Repertoires, das Anderson und seine Drehbuchautoren aufgepeitscht haben, ist der Film generell am besten, wenn die Hunde nicht reden. [...] Der Film flirtet mit Groteske und sogar mit Schocks. Endlich einmal hat Wes Anderson seine Komfortzone verlassen.

Auch Dani Di Placido von Forbes  hat sich in Isle of Dogs verliebt und ist voll des Lobes:

Jedes einzelne Bild ist in liebevoller Kleinarbeit mit Auge fürs Detail gestaltet worden. Verwesendes Ödland sah noch nie so atemberaubend schön aus [...]. Dies ist eine apokalyptische Höllenlandschaft, in der ich mich verzweifelt verlieren möchte. [...] Wes Anderson beweist einmal mehr, dass sein Stil zu schön ist, um es in Live-Action-Filmen zu verschwenden - ich hoffe aufrichtig, dass er an den Puppen festhält.

Das sagen die deutschsprachigen Kritiker zu Isle of Dogs

Für Fabian Wallmeier vom RBB 24  ist Isle of Dogs nichts Besonderes. Vor allem an Wes Andersons bisherigen Werken gemessen, ist der Film für ihn eine Enttäuschung:

Die wie immer in den Details hübsch spinnerte Geschichte dagegen ist dieses Mal vom Grundgerüst her zu solide und simpel strukturiert. Der Kampf des Guten gegen das Böse nimmt sich für Andersons Verhältnisse ungewöhnlich ernst - und ist dabei am Ende zu banal. Man ist von Anderson schlicht mehr Doppelbödigkeit, Ironie-Bekenntnis und letztlich Originalität gewöhnt.

Aufgrund historischer Referenzen unterstellt Kino-Zeit -Autorin Beatrice Behn Isle of Dogs Ignoranz und Zynismus:

Hier wird ernsthaft der Holocaust als Drehbuch-Gimmick herangezogen und mit politischen Ideen und historisch verbürgten Traumata und Massenmorden kokettiert, ohne ihnen wirklich Raum und Tiefe einzuräumen oder mit ihnen irgendetwas anderes anzufangen, als sie zu einem der fünf Akte der Erzählung zu machen. Und dies, um es noch schlimmer zu machen, ebenfalls mit der klassischen schrullig-süßen Anderson-Ästhetik, die das Ganze so schrecklich zynisch werden lässt, dass einem die Spucke wegbleibt. [...] Was auch immer die Gründe dafür sein mögen, eines sollte man nicht tun: all dies ignorieren oder akzeptieren, um einen netten Kinoabend zu haben.

Weil sich Isle of Dogs von der bewährten Kinoformel löst, ist Daniel Krüger vom Musikexpress  davon überzeugt:

'Isle of Dogs' ist war bei weitem nicht die tiefgründigste Metapher für Ängste und Ressentiments der Welt, brillant wird diese aber durch die zahlreichen Figuren und Nebenschauplätze, die Anderson etabliert und kombiniert. Zu einem ergreifenden Film wird die Dramedy durch die vielen kleinen Momente, in denen sich die Hunde und Menschen mit brutaler Ehrlichkeit ihrer Fehler und Vorurteile bewusst werden, sie revidieren und aus ihnen lernen, sich weiterentwickeln und zu besseren Persönlichkeiten werden – das klingt natürlich alles wahnsinnig kitschig, aber wenn Bryan Cranston diese Heldenreise als Straßenköter durchlebt, dann ist das eben doch ganz weit weg von allen bisher bekannten Varianten dieser klassischen Kinoformel.

Fazit zu Isle of Dogs - Ataris Reise

Bei den englischsprachigen Kritikern glänzt Wes Andersons neuestes Werk Isle of Dogs, wohingegen einzelne deutschsprachige Kritiker bemängeln, dass der Film zu leichtfertig mit historischen Konnotationen umgehe und zu simpel gestrickt sei. Wes Anderson punktet vor allem mit schönen, durchchoreografierten Bildern, schnellen, humorvollen Dialogen und dazu noch Gruppenszenen und Tafeln mit einem durchdachten Plan. Wer Lust auf einen humorvollen Stop-Motion-Abenteuerfilm mit einer herzerwärmenden Geschichte hat, in dem eine Menge Liebe zum Detail steckt, kommt laut Kritikermeinung auf seine Kosten. Die hohe moviepilot-Kritikerwertung von 7,8 spricht für sich.

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