Wir schauen Homeland - Staffel 2, Folge 5 & 6

13.10.2013 - 20:15 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Homeland
Showtime
Homeland
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In Folge 5 präsentiert Staffel 2 von Homeland die beste Episode seit The Weekend, um unmittelbar danach eine etwas schwächere nachzuschieben. Das stört aber nicht weiter, denn ein kleines Kunststück wie Q&A muss erst einmal verkraftet werden.

Homeland schafft es nicht immer, das Gleichgewicht zwischen seinem Agententhrill und dem Charakterdrama zu halten. Q&A, die fünfte Episode der zweiten Staffel, gelingt dies nun wie kaum einer anderen Folge der Serie. Größtenteils aus einem Verhör bestehend, kommt es zur zweiten großen Konfrontation zwischen Carrie (Claire Danes) und Brody (Damian Lewis), doch agierten sie in New Car Smell auf gleicher Augenhöhe, übernimmt nun Carrie die Kontrolle. Das glaubt sie wenigstens. Denn schon in A Gettysburg Address erleidet die CIA eine fatale Niederlage. Ob Brody ein doppeltes (dreifaches?) Spiel spielt? Wie immer gilt: Spoiler im Anmarsch!

Homeland Staffel 2, Folge 5: Q&A

Was passiert: Nach eines langen Tages Reise in die Nacht ordnen Saul und Quinn die Fotos an ihrer Pinnwand neu, womit sie die narrative Bedeutung von Q&A für die Serie nachahmen. Nicht wenige hatten vermutet, dass sich auch Staffel 2 für Carrie darum drehen würde, ob Brody ein Terrorist und wer denn nun dieser Issa ist. Dass Homeland schon in Episode 5 die Karten neu mischt und einige der wichtigsten Geheimnisse Brodys serviert, zeugt von einem enormen Selbstbewusstsein auf Seiten der Autoren. Im Verlauf von Q&A öffnet sich Brody gegenüber Carrie, gesteht die Wahrheit über jene Stunden im Bunker, den Mord an Tom Walker und sein Motiv. Carrie erlangt als good cop sein Vertrauen und überredet ihn dazu für die CIA zu arbeiten. Mit anderen Worten: Nicholas Brody ist nun ganz offiziell Severus Snape. Nur mit gepflegteren Haaren.

Weniger fesselnd als die Verhörszenen ist prinzipiell alles, was außerhalb stattfindet, aber um eine misstrauisch werdende Jess kommen wir aus nachvollziehbaren Gründen nicht herum. Die wird von Brody schließlich mit der ältesten Ausrede in der Geschichte der Menschheit abgespeist: Er arbeite für die CIA und sei deswegen so oft nicht erreichbar. Dass Brody, von der Bürde eines Lügengebäudes befreit, gleich das nächste aufbaut, dürfte dem Familienfrieden auf lange Sicht nicht entgegenkommen. Danas Zurückhaltung, als Brody ins Vitaminwasserparadies zurückkehrt, hat allerdings andere Gründe. Ihr Date mit Vize-Sohn Finn endete in einem Unfall mit Fahrerflucht.

Die Agency: Claire Danes mag dieses Jahr als einziger Homeland-Star einen Emmy bekommen haben, doch welche Bereicherung ihr weniger oft gefeierter Kollege Damian Lewis für die Serie ist, kann in Q&A bestaunt werden. Die große Szene der Folge ist freilich die zwischen Brody und Carrie, doch Lewis liefert hier über 56 Minuten eine Tour de Force ab. Sein Brody beginnt die Episode schon völlig erschöpft, aber resolut auf seiner Version der Geschichte beharrend, sodass sich sogar Quinn an ihm die Zähne ausbeißt und das obwohl er ihn mit dem Video-Geständnis und einem Messer zum Reden bringen will. Dass Quinn letzteres aus taktischen Gründen tut, um Brodys Vertrauen in Carrie aufzubauen, täuscht nicht über die mangelhafte Beweislage auf Seiten der CIA hinweg, die aus Furcht vor einem Anschlag Abu Nazirs unter Zeitdruck steht.

Nun liegt es an Carrie, Brody aufzutauen und wie Claire Danes und Damian Lewis das Katz- und Mausspiel ihrer Figuren darstellen, ist einer der Höhepunkte der gesamten Staffel. Vom verstorbenen Henry Bromell großartig geschrieben, bringt Carrie sich durch das Kriegstrauma erst auf eine Wellenlänge mit Brody, um die Falle dann ganz nach dem Motto “Die Wahrheit wird euch frei machen” zuschnappen zu lassen. Lässt Lewis nach und nach Brodys Schutzwall aufbröckeln, wechselt Danes ganz langsam von der empathischen Geliebten hin zur nüchternen Analystin, die einen Terroranschlag verhindern will, und das alles innerhalb weniger Minuten, mit Hilfe von Dialogen und Großaufnahmen. Sergio Leone sei für seine widescreen agony berühmt gewesen, meint Finn mit Verweis auf das Date Movie-Desaster Es war einmal in Amerika an einer Stelle. Genau das ist die Spezialität von Homeland, wenn den Dienern nicht nur die Monstrositäten ihrer Herren offengelegt, sondern auch ein Spiegel vorgehalten wird.

Zitat der Folge: “It’s the lies that undo us.”

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