Wir schauen House of Cards - Staffel 1, Episode 13

02.02.2014 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Der neue Vizepräsident
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Das Spiel hat ein Ende und Francis hat es tatsächlich geschafft, sein Ziel zu erreichen, wenn auch ohne die drohende Gefahr zu erkennen. Lasst mit uns ein vorerst letztes Mal House of Cards Revue passieren.

Wir haben die ersten 13 Folgen von House of Cards – und damit die (vermeintliche) Hälfte der gesamten Story – hinter uns und überraschenderweise steht Frank Underwoods Kartenhaus immer noch. Auf was für einem wackeligen Untergrund es sich befindet, scheint dem Congressman noch nicht bewusst zu sein, aber das ist für den Moment auch nicht von Belangen. Beau Willimon lässt seine erste Staffel verblüffend ruhig und überraschungsarm ausklingen, für ein Staffelfinale streckenweise sogar erschreckend langweilig. Allerdings gilt auch nach dieser Episode: Die Zutaten für eine ordentliche zweite Staffel sind vorhanden, mittlerweile hab ich bloß meine Zweifel, ob sie auch genutzt werden.

Wie bereits angekündigt, plant Francis (Kevin Spacey), Raymond Tusks (Gerald McRaney) wichtigstes Standbein, die Nuklearenergie, mithilfe von Remy Danton (Mahershala Ali) und SanCorp, ein wenig anzusägen. Allerdings stößt er dabei auf nicht besonders viel Kooperationsbereitschaft und versucht somit, die Sache auf eigene Faust zu klären, was ebenfalls in Misserfolg mündet. Schlussendlich erfordert es eine mehr oder weniger direkte Aussprache mit Tusk, durch die sich die beiden auf eine vorerst zufriedenstellende Zusammenarbeit einigen können. Damit ist es besiegelt. Francis Underwood wird der neue Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden. Hinter seinem Rücken spielen sich jedoch Szenen ab, die seine Stimmung vermutlich deutlich trüben würden: Zoe (Kate Mara), Janine (Constance Zimmer) und Lucas (Sebastian Arcelus) sind kurz davor, alle schmutzigen Geheimnisse um Peter Russo aufzudecken. Die zweite Sache ist im Vergleich dazu eher eine Kleinigkeit, bietet aber auch eine große Fläche für Konflikte. Claire (Robin Wright) scheint es nach einem Gespräch mit Gillian (Sandrine Holt) endgültig ernst zu meinen, was ihren bislang unterdrückten Kinderwunsch betrifft.

Ziemlich häufig musste ich mir, sobald ich in irgendeiner Form Kritik an House of Cards übte, anhören, dass die Serie ja nur als Ganzes Sinn ergebe, die Episoden einzeln ja gar nicht zu beurteilen seien, etc. Nun liegen die 13 Folgen hinter mir und es bleibt nichts anderes übrig, als müde zu fragen: Und? Klar, Handlungsstränge, die vorher nicht so richtig ins Bild gepasst haben, haben sich schlussendlich gefunden und formen ein stimmiges Gesamtbild. Doch die Schwachstellen bleiben: In der gesamten Show gab es nur einen dreidimensionalen Charakter, und der wurde zwei Episoden vor dem “Finale” von unserem Protagonisten ermordet. Da hilft es auch nicht sonderlich, wenn auf den letzten Drücker in einer kurzen Kirchenszene angedeutet wird, dass Frank ja tatsächlich etwas vergleichbares wie Reue für seinen Mord an Peter empfinden könnte.

Faszination statt Empathie hin oder her. Die Sterilität, mit der House of Cards mit seinen Figuren umgeht, ist auf Dauer ermüdend und gibt mir auch nach längerem Nachdenken kaum einen Grund, der zweiten Staffel entgegen zu fiebern. Rückblickend erscheint dementsprechend auch die (überaus starke) achte Folge so, als hätten die Autoren eine ähnliche Feststellung gemacht und sich dazu genötigt gefühlt, Frank einen Hauch Charaktertiefe zu schenken. Im Kontext der ganzen Staffel wirkt dieses achte Kapitel mehr wie ein Spin-Off einer House of Cards-Version mit interessanten Figuren.

Aber in diesem Recap soll es ja vor allem allein um die letzte Episode gehen. Wie schon in den vorangegangen Folgen bedienen sich die Macher auch hier gerne bei der Metaphorik. Ob Frank nun wütend einen Wasserhahn zerlegt, weil er einfach nicht aufgehört hat ruhig zu sein oder sein Rudergerät plötzlich den Geist aufgibt und ihn erstmals dazu zwingt, sich – beim Joggen mit Claire – “wirklich” vorwärts zu bewegen. Beau Willimon und sein Team sind stets darum bemüht, inszenatorisch auf mehreren Ebenen Eindruck zu machen und das klappt auch im Staffelfinale einwandfrei.

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