Was macht ein Kinoerlebnis einmalig? Der Film? Die Stimmung? Das Kino? Das Publikum oder die Begleitung? Die Frage zu beantworten fällt mir schwer und noch schwerer ist es sich auf nur einen einzigen Moment festzulegen. Ich denke zumindest, dass der Film selbst für das Erlebnis in den meisten Fällen tatsächlich zweitrangig ist.
Zurück auf Anfang: 1994 saß ich mit gerade einmal drei Jahren das erste Mal in unserem heimischen Kino – das Kammerlichtspiele in Celle. Auch in den folgenden Jahren gingen unsere Eltern mit meiner Schwester und mir einmal im Jahr – zur Weihnachtszeit – ins Kino und auf den Celler Weihnachtsmarkt. Das war etwas ganz Besonderes für uns. Den ersten Film, den wir so sahen war „Der König der Löwen“. Zwar bezweifele ich, dass ich an diesen Moment noch Erinnerungen habe, aber ich gehe stark davon aus, dass uns dieses Erlebnis schon in unserer frühsten Kindheit geprägt hat.Wir sind auf dem Land groß geworden und benötigten eine
halbe Stunde mit dem Auto ins nächste Kino. Alleine diese Tatsache machte einen
Kinobesuch damals exklusiv. Umgeben von alten Bauernhöfen, Fachwerkhäusern und
einer historischen Altstadt hatte man ohnehin oft das Gefühl in einer anderen
Welt zu leben. Daraus entwickelte sich im Laufe meines Lebens eine große Leidenschaft
zur Nostalgie. Wie passend, dass das Kammerlichtspiele Celle bereits seit Beginn
der Glanzzeit der Filmpaläste 1913 besteht. Diesen alten Charme hat man dem Kino
auch noch lange Zeit angesehen – teilweise bis heute – aber irgendwann muss man
modernisieren.
Aber worauf möchte ich damit eigentlich hinaus? Das sag‘ ich euch
gerne: Mein liebster Kinomoment, der niemals nur ein einziger Moment sein kann, beruht gewissermaßen
auf Dualität.
Den Charme eines alten Kinos in die neue und sehr technische
Moderne zu bringen, ist ein hervorragender Übergang, denn auch hier begegnet
uns ein Widerspruch einer Zweiheit: Altes und Neues. Wer länger darüber
nachdenkt, der wird noch mehr solcher Widersprüchlichkeiten bzw. Einheiten finden – besonders im Filmbereich.
Fiktion und Realität, Emotionen und Technik, Bild und Ton,
Eskapismus und Realismus, Utopie und Dystopie, etc.
Ich liebe diese Gegensätzlichkeiten und Harmonien. Aber nicht nur diese verschiedenen Zusammenspiele begeistern mich so für die Filmkunst – meine schönsten Kinomomente entstehen aus einer einfacheren Zweiheit: der Zweisamkeit. Das Wort wird in erster Linie leider immer sehr romantisch wahrgenommen, dabei meine ich lediglich zwei Menschen, die verbunden sind durch ihre Faszination am Film. Die Person, von der ich schreibe, ist meine Gleichgesinnte im Geiste: meine Schwester.
Ich frage mich manchmal, ob es noch Zufall sein kann, dass man besonders in der Filmbranche auf Geschwister stößt? Schon die „Urväter des Kinos“ sind die Brüder Lumière. Oder auch Harvey und Bob Weinstein sind zwei erfolgreiche Brüder in der Filmindustrie, wenn sie derzeit auch aus anderen Gründen in den Medien sind, auf die wir hier nicht weiter eingehen wollen. Wir finden viele weitere Geschwisterpaare: Joel und Ethan Coen, Tony und Ridley Scott wie auch die Brüder bzw. heute die Schwestern Wachowski. Ganz zu schweigen von den Geschwister-Duos, -Trios oder ganzen Familien unter den Schauspielern wie beispielsweise den Baldwins, die Gyllenhaals oder auch die Hemsworth'.
Woran mag das liegen? Erziehung der Eltern? Frühprägung? Gemeinsamkeiten? Oder verbinden uns Geschichten und Filme einfach so viel stärker als es andere Dinge vermögen? Ich meine, wie viele Geschwister üben sonst denselben Beruf aus? Aus meinem Umfeld kenne ich niemanden. Das scheint nur im Kreativbereich möglich zu sein und insbesondere: in der Filmbranche.
Kunst ist eine Lüge, die uns die Wahrheit erkennen lässt. - Pablo Picasso
Lebt der Film oder vielmehr das Kino nicht von Gemeinschaft? Wie viele Menschen gehen alleine ins Kino? Der Prozentanteil ist meiner Beobachtung nach sehr gering. Sogar zum Kennenlernen eines neuen Menschen gehen viele Leute ins Kino. Warum? Die lauschige Atmosphäre? Eine Gelegenheit sich näher zu kommen? Oder möchte man doch eher Gemeinsamkeiten finden im anschließenden Austausch über den Film?
Kino ist ein Kulturgut und Kultur verbindet. Und so spüren meine Schwester und ich bei jedem Kinobesuch unsere Verbundenheit – damals wie heute – und für diese Momente bin ich dankbar. Übrigens: Auch nach 23 Jahren gehen wir einmal im Jahr kurz vor Weihnachten mit unseren Eltern ins Kino.
Ohne Illusionen wird das Leben zum Existieren. - Mark Twain
Abschließend bleibt mir nur zu sagen, meine Liebe zum Kino ist früh erwacht und ich bin froh, dass ich mit jeder Kinokarte die Filmbranche, aber vor allem die Kinos unterstütze. Immerhin: Es gibt die "Filmpaläste" noch heute – trotz Free-TV, Pay-TV und Streaminganbietern wie Netflix und Co. Es geht wohl ein Zauber vom Kino aus, der auch heute noch Bestand hat.
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Wir bedanken uns ganz herzlich bei unseren Sponsoren. Hier erfährst du alles zum Prozedere des Schreibwettbewerbs und den Preisen. Eine Übersicht aller Texte des Schreibwettbewerbs findest du hier.
Denk daran: Stimme ab für Deutschlands Lieblingskino 2017!
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