Zombie-Horror auf Netflix: Die neue Resident Evil-Serie hat euren Hass nicht verdient

16.07.2022 - 09:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
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Die Resident Evil-Serie von Netflix erntet viel Kritik dafür, dass sie sich zu sehr von der Horror-Videospiel-Vorlage entfernt. Aber ist die Zombie-Serie wirklich so schlecht?

Das Videospiel-Franchise Resident Evil brachte schon einige Adaptionen hervor. Nach 7 Realfilmen, 3 CG-Filmen und einer Animationsserie ist nun die erste Live-Action-Serie gestartet. Netflix' Resident Evil hat nicht nur die Kritik gespalten, sondern auch direkt zum Start so viel Hass hervorgerufen, wie kein anderer Beitrag der Horror-Reihe – zu Unrecht.

Resident Evil traut sich endlich mal was Neues, ohne dabei die eigenen Gaming-Wurzeln zu verleugnen. Und das ist viel besser, als die vielen empörten "Fans" im Internet euch glauben lassen wollen.

Auf Netflix beschreitet Resident Evil komplett neue Wege

Auf den ersten Blick könnte die Netflix-Serie nicht weiter von einer klassischen Resident Evil-Geschichte entfernt sein. Bekannte Figuren aus den Games glänzen mit Abwesenheit und an ihrer Stelle treten die zwei Teenagerinnen Billie (Siena Agudong) und Jade Wesker (Tamara Smart) ins Zentrum der Handlung.

Schaut hier den Trailer zur Resident Evil-Serie von Netflix:

Resident Evil - S01 Trailer (Deutsch) HD
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Die haben nicht nur mit jeder Menge Teenie-Problemen zu kämpfen, sondern auch mit den Geheimnissen ihres Vaters Albert Wesker (Lance Reddick), der für die Umbrella Corporation in der Planstadt New Raccoon City in Südafrika arbeitet. Moment, Albert Wesker? Ja, der fiese und eigentlich schon lange tote Resident Evil-Bösewicht ist hier kaum wiederzuerkennen. Ob er wirklich jener Wesker ist, ist eines der großen Mysterien der Serie.

Der Resident Evil-typische Action-Horror wird hingegen auf eine zweite Zeitebene ausgelagert. Im Jahr 2036 (also 14 Jahre später) folgen wir der erwachsenen Jade Wesker durch die Postapokalypse. Sie muss sich gegen Horden von Untoten und Monstern, gefährliche Sekten und brutale Umbrella-Soldat:innen zur Wehr setzen.

Es ist ein mutiger Schritt, den Resident Evil hier wagt. Die aus Games und Filmen bekannte Welt mal durch eine komplett neue Genre-Linse zu betrachten, eröffnet dem Franchise mehr Möglichkeiten sich weiter zu entwickeln, anstatt sich immer nur auf bekannte Erzählmuster, Charaktere und Settings zu verlassen. Aber ist das dann überhaupt noch Resident Evil?

Krachender Horror: In Resident Evil auf Netflix steckt mehr Resident Evil als ihr denkt

Auch wenn gerade die erste Folge viele Fans durch ihre Abkehr vom Bekannten abschreckt, hat die Serie viel mehr Resident Evil zu bieten, als es den Anschein hat. Da wäre einerseits der Fakt, dass der gesamte Kanon der Games auch Teil der Serie ist (sie ist eine Quasi-Fortsetzung) und mehrfach referenziert wird, ohne dabei zu plumpem Fanservice zu verkommen.

Viel wichtiger ist jedoch: Resident Evil behält viele beliebte Elemente und das Feeling der Videospiele bei – und damit sind nicht die Auftritte zahlreicher bekannter Monster, wie Licker, dem Chainsaw Man und Zombie-Hunde gemeint. Vereinzelte First-Person-Aufnahmen sowie die Stealth- und Rätsel-Momente (inklusive Piano-Puzzle) in Folge 5 sind liebevoll eingestreute Verweise auf den Ursprung – auch wenn sich Netflix-Serie dadurch natürlich noch lange nicht wie ein Videospiel anfühlt, wie zum Beispiel Resident Evil: Retribution.

Resident Evil

Auch wenn das Teenie-Kapitel, das all die Cheesyness der Games destilliert, nicht jeden Fan überzeugen kann, liefert Resident Evil dafür an der Horrorfront mit der Zukunfts-Zeitlinie umso mehr ab. Die darin auftretenden Monster (viele aus den Spielen bekannt) sorgen für schaurige und ekelige Sequenzen. Da wird schon mal ein Mann von einem monströsen Spinnenbein durchbohrt und in zwei Hälften gerissen oder übellaunige Licker präsentieren sich in ihrem bisher besten Live-Action-Auftritt.

Es ist schon erstaunlich, dass das Licker-CGI hier hochwertiger aussieht, als in dem Kinofilm Resident Evil: Welcome to Raccoon City. Das große Horror-Highlight sind jedoch die wirkungsvollen Gewaltspitzen und teils handgemachten Gore-Effekte. Wenn sich zum Beispiel Jade mit einer Kettensäge bewaffnet und gegen eine robuste Zombie-Anführerin antritt, beginnt das Blut in bester Evil Dead-Manier zu spritzen.

Ist Netflix' Resident Evil denn eine gute Serie?

Resident Evil ist weit davon entfernt, eine herausragende Serie für das Horror-Genre zu sein. Der stetige Wechsel der tonal grundverschiedenen Zeitebenen zerstört oftmals regelrecht den Erzählfluss, die Dialoge überzeugen nicht gerade von Raffinesse und der Einsatz von Needledrops ist ... speziell.

Resident Evil

Die positiven Aspekte überwiegen jedoch. Die Horror-Set-Pieces machen Spaß, es gibt unzählige clevere Easter-Eggs für Gaming-Fans und die Mysterien der Serie sind interessant gestaltet. Im Gegensatz zu vielen andere Netflix-Produktion verzichtet Resident Evil zudem auf den gewohnten cleanen und überbelichteten Netflix-Look. Gerade in den Postapokalypse-Sequenzen wissen der körnige Look und das rostige Setdesign zu begeistern.

Die Serie ist zu großen Teilen absolut unterhaltsam und hat all die vernichtenden Kommentare und Bewertungen (bei IMDB aktuell eine 3,4) nicht verdient. Auch ohne Auftritte von Charakteren wie den Redfields, Jill Valentine oder Leon S. Kennedy bleibt Resident Evil dem Charme und den Kernthemen der Games treu und liefert einen frischen und mutigen neuen Blick auf das bekannte Zombie-Universum. Vielleicht ist dies sogar die bisher beste Live-Action-Adaption, die das Resident Evil-Franchise hervorgebracht hat.

Die Resident Evil-Serie besteht aus acht Episoden, die seit dem 14. Juli 2022 im Angebot von Netflix streamen. Als Grundlage für diesen Seriencheck dienten die ersten fünf Folgen.

Werdet ihr der neuen Resident Evil-Serie eine Chance geben?

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