Die besten Filme aus Südafrika - Berlinale 2015

  1. UG (2015) | Drama
    The Boda Boda Thieves
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    Drama von Donald Mugisha.

    Es könnte eigentlich ganz ok sein, das Leben in Kampala heute. Außer man gehört zu den jungen Menschen ohne Aussicht auf einen Job und hat einen Vater, der ein Boda-Boda besitzt und einen dazu drängt, sich eine Existenz aufzubauen. Boda-Boda sind die Motorradtaxis, mit denen auch Lastenfahrten gemacht werden – “border-to-border”, oder für Insider: Boda-Boda. All das trifft auf Abel zu, einen “drifter”, dessen junges Leben auf eine Existenzprobe gestellt wird, als sein Vater durch einen Unfall fahruntüchtig wird und der Sohn plötzlich das Vehikel der Freiheit zu seiner vollen Verfügung hat. Eine fantastische Gelegenheit auszubrechen aus dem vorgeschriebenen Plot des Lebens – aber nicht ohne Risiko. Es gibt Profis in der Stadt, spezialisiert auf Handtaschenklau vom Boda-Boda aus. Mit Touristen und Trotteln lässt sich viel Geld verdienen. Mit einer Verbeugung vor Vittorio De Sicas Ladri di biciclette gelingt Yes! That’s Us ein neorealististisches Städte-Porträt von Kampala, aktualisiert durch Musik, Drehorte und Darsteller aus Uganda. Abaabi ba boda boda ist eine formidable Auseinandersetzung mit einem europäischen Kinoklassiker – aus einer jungen, afrikanischen Perspektive. (Text: Berlinale)

  2. ZA (1971) | Actionfilm
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    Actionfilm von Louis de Witt mit Ken Gampu und Abigail Kubeka.

    Joe Bullet muss 1973 ein außergewöhnlicher Anblick für Sowetos Kinogänger gewesen sein. Ken Gampus körperliche Präsenz und Lässigkeit lassen an Shaft oder James Bond denken. Actionreich kreist die Handlung um den Plan eines zwielichtigen Gangsters, ein Fußballpokalfinale zu manipulieren. Es gibt Intrigen, Mord und nur eine Rettung – Joe Bullet!
    Mit dem Film wollte der geschäftstüchtige Produzent Tonie van der Merwe einen neuen Markt erobern. Anknüpfend an die schwarze Popkultur der 70er und das Blaxploitation-Genre war es einer der ersten Filme mit durchweg schwarzer Besetzung, darunter Stars wie Gampu und Abigaill Kubeka. Joe Bullet bot nicht nur einen aufregenden neuen Publikumshelden, sondern auch die Vision eines schwarzen Daseins, das sich völlig von den damaligen Zuständen unterschied. Handlungsfähigkeit, Ambitionen und Macht entsprachen nicht der Wirklichkeit der meisten schwarzen Südafrikaner unter der Apartheid. Obwohl der Film nicht offenkundig politisch war, wurde er bald verboten und jahrzehntelang nicht gezeigt.
    Nun liegt Joe Bullet in einer restaurierten Fassung vor – ein komplexes, fesselndes Stück südafrikanischer Filmgeschichte, das eine Neubewertung verdient. (Text: Berlinale)

  3. ZA (1988) | Western
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    Western von Tonie van der Merwe mit Kay Magubane und Innocent Gumede.

    Umbango ist eine Rarität. Der südafrikanische Western wurde gegen Ende der Apartheid komplett auf isiZulu und mit Ausnahme eines Gringos in schwarzer Besetzung gedreht.
    Dieses kuriose Werk ist ein Produkt des staatlichen Filmfördersystems, das von 1973 bis 1990 zig sogenannte B-Scheme-Filme von meist weißen Produzenten für ein schwarzes Publikum förderte, und einer der wenigen noch erhaltenen Western aus dieser Zeit. Mit Popo Gumede und Hector Mathanda als Jet und Owen in den Hauptrollen (die offizielle Zulu-Version von Bud Spencer und Terence Hill) erzählt der Film eine typische Wildwestgeschichte vom Kampf Gut gegen Böse, Vergeltung und Vergebung. Als der brutale, mächtige Kay Kay den Tod seines Bruders rächen will, stellen sich Jet und Owen gemeinsam dem finalen High-Noon-Showdown.
    Wie schon Joe Bullet, zeigt der Film den Einfluss des amerikanischen Kinos auf die B-Scheme-Filme und die Art, wie Genres abgewandelt wurden, um den schematypischen Mix aus Massenunterhaltung und moralischer Botschaft zu bedienen. Umbango ist einer der letzten Filme, die im Rahmen des Fördersystems gedreht wurden, bevor es Ende der 80er Jahre an einem Sumpf aus Korruptionsvorwürfen zugrunde ging. (Text: Berlinale)

  4. ZA (2015) | Dokumentarfilm
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    Dokumentarfilm von Mpumelelo Mcata.

    “Was ist Schwarze Schuld? Ich habe mich oft gefragt, warum der Künstler Kudzanai Chiurai nicht einfach Blumen malen kann oder sowas… Wenn er das will.”

    Black President hinterfragt die Verantwortung afrikanischer Künstler in einem zunehmend globalisierten Universum, in dem wir unwillkürlich versuchen, den Westen ‚einzuholen‘, anstatt unsere eigenen Wege zu gehen. Sind wir Opfer unserer Vergangenheit, auf ewig unserer angeblichen Unterentwicklung verpflichtet? Oder ist unsere Superkraft unsere Bürde? Werden wir jemals wirklich frei genug sein uns auszudrücken, ohne die Pflicht, mit jedem Atemzug für ‚uns alle‘ zu sprechen? Oder ist das Bedürfnis nach dieser Art Freiheit schlicht verantwortungslos? (Mpumelelo Mcata)

    (Text: Berlinale)

  5. DE (2015) | Dokumentarfilm
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    Dokumentarfilm von Teboho Edkins.

    Schneestreifen strecken sich über endlos weite Berge im Süden Afrikas. Schafe suchen im Hochland nach Gras. Hier muss der 15-jährige Retabile eine Herde durch den Winter bringen. Die Tiere sind der ganze Besitz seiner Familie und er trägt dafür die Verantwortung. In Decken gehüllt trotzt er der Kälte und wünscht sich nichts mehr, als selbst einmal eine große Herde zu haben, damit er eine eigene Familie ernähren kann. Retabile ist einer von vier Teenagern in einem abgelegenen Bergdorf, deren Leben der Dokumentarfilm über zwei Jahre begleitet. Sie sind jung und zugleich erwachsen. Früh entscheidet sich, welche Türen sich öffnen und welche für immer verschlossen bleiben. Wer jetzt die einfache Dorfschule beendet, um bei der Schafzucht zu helfen, wird nie mehr etwas anderes tun. Und wer jetzt den Ort verlässt, und eine höhere Schule besucht, wird vielleicht nie mehr richtig zurückkehren. Auf dem Spiel stehen enge Freundschaften, familiäre Verpflichtungen und traditionelle Wurzeln. In eindrucksvollen Bildern offenbart der Film auch den Reiz dieser kargen Gegend und eines nur scheinbar einfachen Lebens. Retabiles Weg steht fest: Ein altes Ritual macht ihn zu einem Mann aus den Bergen. (Text: Berlinale)

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  7. KE (2014) | Drama
    6.3
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    Drama von Jim Chuchu mit Kelly Gichohi und Tim Mutungi.

    Mehrere Monate zogen Mitglieder des multidisziplinären Kunst Kollektives The NEST durch Kenia und sammelten Geschichten von jungen LGBTI Menschen, von ihren Erfahrungen und ihrem Alltag in dem noch sehr homophob geprägten Land. Aus unzähligen anonymen Interviews entwickelten sie fünf Drehbücher für Kurzfilme, die einen Überblick über die gegenwärtige Situation und die Probleme der sexuell marginalisierten Jugendlichen liefern. In kurzen, schnörkellosen Szenen, klaren, poetischen Schwarz-Weiß-Bildern und ruhigen Tönen inszenierte Jim Chuchu die Episoden, die so unterschiedliche Themen wie Selbstfindung und Selbstbestimmung, Zwangsheterosexualisierung und Akzeptanz behandeln, eines jedoch gemeinsam haben: Alle erzählen vom Verlangen nach Liebe und der Angst davor, diese öffentlich zu leben. Eine Angst, die immer wieder zu der Frage führt, ob es besser ist, sich zu verstecken, zu resignieren und das Land zu verlassen oder zu bleiben und offen für sexuelle Vielfalt zu kämpfen. Trotz des Verbots, ihren Film in Kenia öffentlich zu zeigen, haben sich die The NEST-Mitglieder für Letzteres entschieden und führen den Kampf um Anerkennung weiter. (Text: Berlinale)

  8. NL (2015) | Drama
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    Drama von Sibs Shongwe-La Mer mit Sibs Shongwe-La Mer und Bonko Khoza.

    Wer in Sandton aufwächst, verbringt viel Zeit in Pools und auf drogenbeflügelten Partys, dieser Stadtteil von Johannesburg ist das reichste Fleckchen Afrikas. Necktie Youth porträtiert diese erste post-Apartheid jeunesse dorée in grellem Schwarz-Weiß, die soften Farben sind ihren Kindheitserinnerungen aus den frühen Jahre der Regenbogennation vorbehalten. Emily, 19, weiß, hat die Codes dieser Szene nicht begriffen und das Tempo schnell wechselnder Verbindlichkeiten nicht ausgehalten, meint der ultra-coole September, schwarz und privilegiert, als er versucht, einer TV-Reporterin zu erklären, warum sich Emily im elterlichen Garten aufgehängt und ihre Kamera so positioniert hat, dass der Selbstmord live gestreamt wurde.
    Der Filmemacher und Multimediakünstler Sibs Shongwe-La Mer zeigt in seinem Film – mit sich selbst in einer Hauptrolle – eine ihm bestens vertraute südafrikanische Szene, für die Mandela nur mehr eine goldgerahmte Ikone ist. In der Gegenwart prallt sie auf eine Realität, in der die Konfrontation nicht mehr zwischen Weiß und Schwarz verläuft, sondern in einem rasanten Zickzack-Parcours, auf dem jugendliche Träume von Exzessen jeglicher Couleur geprägt werden. (Text: Berlinale)

  9. ZA (2014) | Musikfilm, Drama
    4.4
    6.9
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    Musikfilm von Mark Dornford-May mit Busisiwe Ngejane und Mhlekazi Mosiea.

    Mit dem südafrikanischen Musikdrama Lilien im Winter – La Bohème am Kap der Guten Hoffnung adaptiert U-Carmen-Regisseur Mark Dornford-May Puccinis berühmte Oper für die Neuzeit.