Alles Gute zum 10. Geburtstag, Xbox 360

02.12.2015 - 10:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Happy Birthday, Xbox 360!
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Happy Birthday, Xbox 360!
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Am 2. Dezember 2005 erschien die Xbox 360 in Europa. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums blicke ich auf die vergangene Dekade zurück und teile meine liebsten und schlimmsten Erinnerungen an die Microsoft-Konsole mit euch.

Die euphorische Ankündigung der Xbox 360  wirkt heute wie das Relikt aus einer längst vergessenen Zeit. Tatsächlich sind seit dem überdrehten MTV-Spektakel, bei dem unter anderem Elijah Wood und Lil' Jon als Werbeträger fungierten, über zehn Jahre vergangen. Die heute eher grotesk anmutende Show lebte vor allem von Superlativen: Von einer "digitalen Revolution" war damals Rede, von dauerhafter Verbundenheit, High Definition, Personalisierung und einer globalen Community. Doch was ist zehn Jahre später von den Versprechungen geblieben? Und war die Xbox 360 tatsächlich revolutionär?

Ich sage: Ja!

Zehn Jahre, drei Modelle

Laut Robbie Bach war die Xbox der ehrgeizige Versuch, Sonys geplante Vorherrschaft innerhalb der Videospielbranche zu verhindern. Bach war der erste Chief Xbox Officer bei Microsoft. In seinem Buch  berichtet er über die Anfänge der Xbox, die eine Antwort auf die Ideen der Konkurrenz sein sollte. Dabei bereitete Microsoft um die Jahrtausendwende scheinbar insbesondere die PlayStation 2 Sorgen. Bach zufolge befürchtete Bill Gates, PC-Spieler könnten sich der Konsole von Sony zuwenden und damit vom Computer ablassen. Ein Plan musste her – und so wurde innerhalb von 20 Monaten die Xbox entwickelt:

Da wir nur wenig Zeit für die erste Xbox hatten, haben wir viele Dinge tatsächlich erst eingebracht, als wir schon längst mit der Entwicklung beschäftigt waren.
Für die Xbox 360 brauchten wir ein wesentlich detaillierteres Konzept und mussten wissen, wer unsere Kunden überhaupt sind. Wir mussten verstehen, wie man eine Marke aufbaut und mussten die Kosten vernünftig managen.

Während die erste Xbox den hohen Erwartungen eher nicht gerecht werden konnte, merkte man der 2005 erschienenen Xbox 360 die längere Entwicklungszeit deutlich an. Zwar liefern sich Microsoft und Sony auch weiterhin einen leidenschaftlichen Konsolenkrieg, doch um diesen soll es gar nicht weiter gehen. Stattdessen erzähle ich euch, weshalb mich der heutige Geburtstag der Xbox 360 ganz sentimental macht und warum ich sie so schätze.

A Decade Well Played

Über 80 Millionen verkaufte Exemplare , 26 Milliarden erreichte Achievements von Spielern und fast ein Millennium in Forza Motorsport: Die Zahlen sprechen für sich. Und rückblickend scheint es tatsächlich so, als habe Microsoft mit der Xbox 360 etwas richtig gemacht. Dabei waren es vor allem Kreativität und technische Innovationen, die Eindruck schinden konnten und mit denen die 360 damals eine neue Ära einläutete.

Achievements für bestimme Errungenschaften, der Gamerscore bei Xbox Live und ein großes Download-Angebot für Spiele und Zusatzinhalte – Features wie diese sind heute konsolenübergreifend und für uns ganz selbstverständlich. Tatsächlich war es aber die Xbox 360, die solche neuen Anwendungen einführte oder im großen Stil umsetzte. Durch dieses Beiwerk wurde auch das Drumherum beim Spielen attraktiver gestaltet. Und die Grafik, in der das Ganze präsentiert wurde, war ebenfalls ansehnlich. Für das Jahr 2005 hatte die Xbox 360 nämlich eine ziemlich beeindruckende Hardware.

Obwohl es mit der Xbox One mittlerweile einen verbesserten Nachfolger gibt, muss die 360 sich längst nicht verstecken. Ich freue mich auch, dass Titel wie etwa Rise of the Tomb Raider noch für die ältere Konsole angeboten werden. Zugleich macht die Abwärtskompatibilität der Xbox One  es möglich, viele lieb gewonnene Spiele mit zum neuen Modell zu nehmen und in Erinnerungen zu schwelgen.

Streiten lässt sich indes sicherlich über den Controller. Ich finde aber, dass er besonders gut in der Hand liegt. Stabil war er ebenfalls – und das musste er auch sein, so oft wie ich das gute Stück in die Ecke geschmettert habe. Unerbittliche Duelle in Soul Calibur und Panikattacken in Dead Space: Die 360 hat mich viele Nerven gekostet. Und das lag nicht immer nur an den Spielen selbst.

Der rote Ring des Todes

Ich kann mich noch sehr gut an den Moment erinnern, in dem mein Bildschirm schwarz wurde und plötzlich gar nichts mehr ging. Und das ausgerechnet im nervenaufreibenden Kampf gegen das seltene Nashorn Karkadann in Far Cry 4. Ein Blick auf den Powerknopf meiner Xbox 360 bestätigte den schrecklichen Verdacht: Rote Lichter, die den Red Ring of Death repräsentieren, die vermutlich größte Angst eines jeden 360-Besitzers.

Der Hardwarefehler kratzte ziemlich am Image von Microsoft, war er doch schnell berühmt-berüchtigt. Leuchteten die drei roten Lichter an der Konsole auf, dann bedeutete das in der Regel das Ende ebendieser. Der rote Ring des Todes machte die Xbox 360 unbrauchbar. Microsoft reagierte mit einer verlängerten Garantie und investierte über eine Milliarde Dollar , um das Problem zu beheben und die Käufer zu entschädigen. Bei mir hatte übrigens bloß ein losgelöstes Kabel den Defekt ausgelöst. Klar: 2007, das Jahr des RRoD, war zu Far Cry 4-Zeiten lange vorbei.

Marcus Fenix – Mein Held der 360

Doch auch unabhängig von technischen Problemen musste die Xbox 360 Kritik einstecken. Oft bemängelt wurde dabei die eher geringe Zahl an Exklusivtiteln für die Konsole. Tatsächlich präsentierte die 360 sich in diesem Bereich vergleichsweise schwach. Zwar stehen bekannte Spielreihen wie Halo, Forza und Gears of War für eine hohe Qualität, besonders viele Exklusivtitel konnte die Microsoft-Konsole aber nicht bieten. Hinzu kommt, dass viele der anfänglichen Xbox-only-Spiele später für den PC erschienen sind.

Auch für das 2010 erschienene Kinect fehlten spannende Releases. Außerdem funktioniert die Bewegungserkennung bis heute nur mäßig. Kaum eines der ekstatisch angekündigten Features  wurde tatsächlich umgesetzt und zu der Kritik enttäuschter Käufer gesellten sich bald Vorwürfe von Datenschützern, die die Software-Unterstützung Kinect als Überwachungsinstrument verurteilten.

Mit manch einem vermeintlichen Negativkriterium konnte die Xbox 360 aber auch punkten. So wurde etwa der kostenpflichtige Online-Dienst Xbox Live oft für den Bezahl-Zwang kritisiert. Was in dieser Kritik nicht berücksichtigt wird: Die Microsoft-Server laufen stabil und in der Regel ohne Lags – ein Kriterium, das für kompetitives oder kooperatives Online-Spielen entscheidend ist. Manch ein kostenloser Online-Dienst kann da nicht mithalten.

Spiele wie BioShock waren nur vorübergehend exklusiv

10 Jahre später

Über 3 Milliarden Stunden haben Spieler weltweit damit verbracht, in Gears of War gegen die Locust zu kämpfen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein bester Freund und ich für einen großen Teil dieser Spielzeit verantwortlich sind. Tagelang stellten wir uns im Horde-Modus den Monster-Armeen, schütteten koffeinhaltige Getränke in uns und zweifelten zwischendurch stark an unserer Beziehung zueinander.

Und dann, als die 50 Waves endlich überstanden waren, hatten wir das ersehnte Achievement erreicht. Nicht nur auf unserer Xbox 360, sondern auch ganz persönlich. Allein für diese besonderen Momente möchte ich die Konsole niemals missen. Kürzlich hat mir jemand vorgeschlagen, ich solle das alte Ding doch endlich verkaufen. Aber ich glaube, uns beiden stehen noch viele schöne Stunden bevor.

In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch, Xbox 360!

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