Übers (lange) Wochenende begleite ich die 2. Staffel von Daredevil mit Recaps zu allen 13 Episoden. Hier gibt es eine Übersicht aller bereits veröffentlichter Recaps.

Ereignisreich ist ja noch eine Untertreibung fürs Geschehen in dieser Folge von Marvel's Daredevil. Als wäre eine Ninja-Armee nicht genug, wird Elektras (Elodie Yung) Leben geradeso durch den Stick ex Machina gerettet, der wiederum von den weltumspannenden Aktivitäten des Geheimbunds Die Hand berichtet, der für das gewaltige Loch verantwortlich ist, das Daredevil (Charlie Cox) und Elektra in der vergangenen Episode aufgefunden haben. Ein fleißig Gewichte pumpender Wilson Fisk (Vincent D'Onofrio) treibt derweil Frank Castle (Jon Bernthal) dazu, den eigenen Prozess endgültig zu sabotieren. Gleich mehrere Verschwörungen brodeln also in und um Hell's Kitchen und gerade jetzt sind die drei Freunde von Nelson & Murdock so zerstritten wie nie. Guilty as Sin gehört zweifelsfrei zu den bisher besten Folgen der Staffel.

Foggy (Elden Henson) versucht die PTSD-Sperre des Punishers vor Gericht durch die Kugel in dessen Kopf zu umgehen. In einem dauerhaften Zustand mentalen und emotionalen Chaos' befinde sich Frank Castle und würde deswegen den Tod seiner Familie in einer Schleife durchleben, ohne ihn verarbeiten zu können. Der ehemalige Vorgesetzte bescheinigt Castle indes ein Held zu sein. Wobei die spärlich skizzierte Staatsanwältin Reyes (Michelle Hurd) sich wieder mal als unsympathische Schießbudenfigur des Drehbuchs erweist. An dieser Stelle kann ich nur hoffen, dass die Verschwörungstheorien nicht bei Reyes zusammenlaufen, die einzig zu existieren scheint, damit Karen sich im Hintergrund aufs Grinsekatzen-Casting des örtlichen Community-Theaters vorbereiten kann. Es sind die Szenen mit Frank Castle, in denen Karen (Deborah Ann Woll) tatsächlich aufblüht, so auch in jener, in der sie Frank dazu überredet auf den Zeugenstand zu treten. Die Kombination des rauen introvertierten Rächers mit der exaltierten jungen Idealistin kommt Daredevil hier ein weiteres Mal zugute. Foggy und Matt nützt sie vor Gericht natürlich wenig. Castle hat anderes im Sinn und drängt plötzlich auf den Schuldspruch. Er würde es wieder tun, meint er, und: Es hat ihm gefallen.

Matts Plädoyer für die Helden der Nacht und seine eigene Freizeitgestaltung läuft deswegen ins Leere. Gleichzeitig fasst es sich gut ins dominierende Thema dieser Folge ein. Frank Castle fürchtet im Gespräch mit Karen, was passiere, wenn die Rache ihm nichts bringe, wenn er erkennt, dass er doch nichts weiter als ein Monster ist. Wie die aufflammenden Erinnerungen an seine Familie, werden diesmal durch den Sohn eines Opfers Schuldgefühle bei ihm getriggert. Der Mensch hinter dem Punisher, den Matt Murdock andernorts verteidigte, zeichnet sich mit jeder Folge deutlicher ab. Bernthal mit seinem Boxergesicht und dem bulligen Gehabe lässt das Humane im Bestrafer gemächlich durchsickern, ohne den Charakter des Mitleids wegen zu sabotieren.

Ob Elektra hinsichtlich der Last auf ihrem Gewissen eher in der Nähe Matts oder Franks steht, wissen wir noch nicht. Löblich ist es sicher, dass die Autoren Elektra nun zu nutzen versuchen, um Matts großes Argument gegen den Punisher - Menschen ändern sich - am Exempel zu untersuchen. Ob kitschige, wieder einmal komplett auf Matt fixierte Dialoge wie "Da brennt ein Licht in dir" Elektra als Figur zugute kommen, sei mal dahingestellt. Vor Matt liegt freilich ein ganzer Haufen Arbeit. Immerhin sorgt Elektra für einen entzückend unfreiwillig komischen Moment, als sie dem jungen Ninja die Kehle reflexartig durchschneidet und für Matt nur ein psychisch labil wirkendes "So bin ich halt. Willst du mich noch?" übrig hat.

Als wichtigster Spezialeffekt dieser Daredevil-Episode stellt sich weder das spritzende Blut noch die Ninja-Armee heraus, die am Anfang für eine spaßige Verfolgungsjagd durch Hell's Kitchen sorgt. Kein Algorithmus der Welt könnte nämlich Scott Glenns Gesicht erschaffen. Geschichtenerzähler und Apfel-Connoiseur Stick schaut vorbei und er hat eine fantastische Sage für Matt mitgebracht. Er erzählt vom japanischen Geheimbund der Hand, der anscheinend den Schlüssel zum ewigen Leben ergründet und seine Finger nach Hell's Kitchen ausgestreckt bzw. in dessen Erde gekrallt hat. Comic-Kenner wird Die Hand bekannt vorkommen, schaut sie doch öfters bei Daredevil und Wolverine vorbei. Für die Serie bedeutet Die Hand (hoffentlich) mehr Ninja-Action und vor allem Shuriken-Zeitlupen.

Daredevil hat soeben eine der wichtigsten Kräfte seiner Comic-Mythologie eingeführt und es dürfte spannend werden, wie die Autoren Punisher, Elektra, Fisk, Reyes und der Hand in den kommenden Folgen gleichermaßen gerecht werden. Um vom zerstrittenen Kern-Trio gar nicht anzufangen. Für Matt bedeutet Die Hand jedenfalls eine ganz andere Herausforderung: Dem jungen Ninja droht er noch, er werde die bösen Buden finden - und dann? Töten? Matt hat darauf selbst noch keine Antwort.

Anmerkungen am Rande:

Falls euch jemals ein Ninja eine vergiftete Wunde zufügt: Backpulver, Whisky, WC-Reiniger vorbereiten - und den Tee für Stick nicht vergessen.
The Chaste vs. The Hand - das Reefer Madness der Anti-Masturbations-Filme
"The City you're sworn to protect is ground zero in a war it doesn't even know is happening."
"You can kill, die or sit on your ass and watch Hell's Kitchen burn."
"Enough with these amateurs, time to get the band back together."
"I see you got my message."

Alle Recaps im Überblick:

Staffel 2, Folge 1: Bang
Staffel 2, Folge 2: Dogs to a Gunfight
Staffel 2, Folge 3: New York's Finest
Staffel 2, Folge 4: Penny and Dime
Staffel 2, Folge 5: Kinbaku
Staffel 2, Folge 6: Regrets Only
Staffel 2, Folge 7: Semper Fidelis
Staffel 2, Folge 8: Guilty as Sin
Staffel 2, Folge 9: Seven Minutes in Heaven
Staffel 2, Folge 10: Man in the Box
Staffel 2, Folge 11: .380
Staffel 2, Folge 12: The Dark at the End of the Tunnel
Staffel 2, Folge 13: A Cold Day in Hell's Kitchen

Daredevil Staffel 2 - Folge 8 im Recap: Guilty as Sin

Kommentare zu Daredevil Staffel 2 - Folge 8 im Recap: Guilty as Sin

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