Kein weiblicher Assassine in Assassin’s Creed Unity

11.06.2014 - 12:53 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Assassin's Creed Unity
Ubisoft
Assassin's Creed Unity
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Assassin’s Creed Unity lässt Spieler zwar im Koop für vier Assassinen agieren, doch als Frau wird man in dem Open-World-Titel nicht meucheln können. Ubisoft erklärte nun, warum ein weiblicher Held nicht möglich gemacht werden konnte.

Zur E3, der weltweit wichtigsten Branchenmesse der Videospielindustrie, prasselt ein Gewitter an Neuigkeiten, Ankündigungen und Trailern auf uns ein. In freudiger Erwartung sitzen wir vor den Bildschirmen und verfolgen alle Präsentationen, in denen uns ein monumentaler Trailer nach dem anderen vorgesetzt wird.

Auch Ubisofts neue Auskoppelung der Meuchelmörder-Saga Assassin’s Creed Unity konnte optisch beeindrucken. Das Open-World-Abenteuer zu Zeiten der Französischen Revolution bietet als erster Teil der bereits seit Jahren laufenden Reihe einen Koop-Modus für die Hauptgeschichte. So können sich Spieler an der Seite von drei Mitstreitern durchs von Unruhen erschütterte Frankreich schnetzeln. In einer Gameplay-Demonstration zeigte Publisher Ubisoft die vier Assassinen, die ihr werdet steuern können. Was dabei sofort auffällt: Diese Vier sind allesamt junge, weiße Männer mit gewollt raubeinig wirkendem Äußeren. Weit und breit ist kein weiblicher Held in Sicht.

Mehr: Assassin’s Creed Unity zeigt neuen Koop-Modus

Laut Aussage von Ubisofts Technical Director James Therien seien weibliche Protagonisten aber durchaus geplant gewesen. Doch leider nur bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Idee wieder verworfen wurde. Den Grund dafür nannte Therien im Interview mit VideoGamer. Hätte es eine Assassinin ins Spiel schaffen sollen, hätten die Entwickler zahlreiche Animationen und Kostüme überarbeiten müssen. Therien dazu: “Es hätte den Arbeitsaufwand für diese Aspekte verdoppelt. Ich muss sagen, es war etwas, was das Team gerne wollte, aber wir mussten eine Entscheidung treffen… Es ist bedauerlich, aber das ist nunmal die Realität der Spieleentwicklung”.

Während James Therien betont, dass diese Entscheidung gegen einen weiblichen Charakter “keine Frage der Philosophie oder Einstellung” gewesen sei, sollte man sich folgende Fakten durch den Kopf gehen lassen: Assassin’s Creed Unity wird von hunderten Ubisoft-Mitarbeitern in zehn verschiebenen Studios entwickelt und hat ein geschätztes Budget von über 100 Millionen US-Dollar.

Mehr: Mass Effect-Film: Ja zum weiblichen Commander Shepard

Bereits bei vorherigen Teilen der Assassin’s-Creed-Reihe wurde der Ruf nach einem spielbaren weiblichen Hauptcharakter laut. Während des Entwicklungsprozesses zu Assassin’s Creed III erklärte Creative Director Alex Hutchinson , dass die Einführung einer solchen Hauptfigur sehr schwierig sei, denn “die Geschichte der Amerikanischen Revolution ist eine Geschichte der Männer”. Später jedoch schien Ubisoft diese Einschätzung mit Assassin’s Creed Liberation jedoch zu revidieren. Das Spin-Off machte mit Aveline de Grandpré einen weiblichen Assassinen zur Heldin. Auch in den Multiplayer-Gefechten der Assassin’s-Creed-Reihe gehören weibliche Figuren längst zur Stammriege.

TITEL

Diese Umstände hinterlassen trotz der Erklärung des Ubisoft-Mitarbeiters Therien einen mehr als faden Beigeschmack. Die lautstarke Aufregung der durchaus diversen Videospielgemeinde, die derzeit über Ubisoft hereinbricht, ist also mehr als berechtigt. Es geht schlichtweg darum, den reellen Bedingungen des Marktes Respekt zu zollen. Ubisoft macht mit der bewussten Entscheidung, in Assassin’s Creed Unity lediglich vier männliche Helden zu zeigen, einen Schritt zurück. Von einem derart großen Unternehmen wie einer AAA-Entwicklung kann und muss eine Berücksichtigung von Multikulturalität und Vielfalt verlangt werden. Besonders, wenn diese Aspekte zuvor bereits durchaus in den eigenen Spielen berücksichtigt wurden.

Das Publikum für Videospiele besteht schon lange nicht mehr aus einer ausschließlich jungen, männlichen Zielgruppe, sondern ist so facettenreich wie die gesamte Gesellschaft auch. Die Assassin’s Creed-Reihe orientiert sich zwar an geschichtlichen Ereignissen, doch zeigt sie fiktive Protagonisten und lässt den Machern folglich diesbezüglich eigentlich alle Freiheiten. Und obgleich ich kein Historiker bin, bin ich ziemlich sicher, dass es trotzdem auch zu Zeiten der Fränzosischen Revolution schon starke und fähige Frauen auf dieser Erde gab, deren Geschichte es trotz gesteigertem Entwicklungsaufwand wert gewesen wäre, erzählt zu werden. Doch das sieht Ubisoft leider anders.

Was haltet ihr von Ubisofts Rechtfertigung?

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