Deus Ex: Mankind Divided zeigt — Mehr Action ist nicht immer schlecht

11.07.2016 - 18:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Deus Ex: Mankind Divided
Square Enix
Deus Ex: Mankind Divided
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Deus Ex: Mankind Divided gibt sich große Mühe, das Shooter-Gameplay seines Vorgängers auszubessern und Fans befürchten, die Reihe könnte dabei eines ihrer Alleinstellungsmerkmale vergessen. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall.

Höher, schneller, weiter — wenige Wörter fürchten Fans verschiedenster Franchises mehr. Denn sie umschreiben einen Prozess, bei dem eine Reihe mit immer mehr Spektakel aufgeblasen wird, um Platz für zusätzliche Zielgruppen zu schaffen. Und zwar solange, bis die Besonderheiten der Serie nur noch am Rande stattfinden.

Daher dürfte es kaum jemanden überraschen, dass die Ankündigung von Mankind Divided  nicht nur die Mundwinkel vieler Deus Ex-Spieler nach oben zog, sondern auch Sorgenfalten in ihre Gesichter grub. Zeigte der dazugehörige Trailer  den Helden Adam Jensen doch vor allem als so gnadenlosen wie brachialen RoboCop, der von durchdachtem Vorgehen nicht mehr allzu viel zu halten schien. Außerdem setzten sich die Entwickler unter anderem ja noch zum Ziel, das Shooter-Gameplay gegenüber den Stealth-Passagen auf Augenhöhe zu heben.

So stand schnell die Befürchtung im Raum, nach Thief  könnte auch Deus Ex: Mankind Divided unter dem "höher, schneller, weiter"-Prinzip leiden. Aber das ist nicht der Fall. Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit dazu, das Action-Rollenspiel einen Nachmittag lang auszuprobieren und bin mir sicher: Gerade weil Mankind Divided schon jetzt ein guter Shooter ist, wird es ein umso besseres Deus Ex.

Deus Ex: Mankind Divided

Serienschöpfer Warren Spector fasste den ersten Teil  einmal als "James Bond trifft Akte X " zusammen, womit er einerseits die Stimmung des Cyberpunk-Settings auf den Punkt brachte, andererseits jedoch das zentrale Gameplay-Element aussparte. Wie ihr in meinem Herz für Klassiker zu Deus Ex  nachlesen könnt, spinnt das Spiel den Grundgedanken weiter, uns möglichst viele Freiheiten in die Hand zu drücken. Ob wir unsere Gegner nun lautlos ausschalten, sie umgehen, mit einem Raketenwerfer durch die Tür brechen oder Konflikte in Gesprächen beilegen — alle Vorgehensweisen sollen sich gleichwertig anfühlen. Aus verschiedenen Gründen wollte das in den Vorgängern von Mankind Divided allerdings nie ganz klappen.

Ins erste Deus Ex starten wir beispielsweise als mäßiger Schütze. Selbst wenn wir unsere Erfahrungspunkte in die schon etwas ausgebaute Fähigkeit für Handfeuerwaffen investieren, müssen wir das Fadenkreuz ein paar Sekunden lang auf dem Gegner schweben lassen, bis es sich weiter zusammenzieht. Erst dann feuern wir unsere Schüsse wirklich präzise ab, was besonders deshalb wichtig ist, weil wir anfangs mit Munitionsknappheit zu kämpfen haben. Von Beginn an fordert uns Deus Ex eine gewisse Geduld ab. Die Entscheidung, einfach direkt auf Stealth zu setzen, liegt also nahe.

Human Revolution  bestraft Shooter-Fans wiederum weniger durch sein eher statisches Gameplay, bei dem Gegner gerne Mal hinter Kisten kauern, obwohl wir längst neben ihnen stehen. Vielmehr werden sie von den dahinterliegenden Rollenspielmechaniken benachteiligt. Wer durch die Level schleicht, ohne Aufsehen zu erregen und Feinde dabei nur betäubt, sammelt deutlich mehr Erfahrungspunkte.

Deus Ex: Mankind Divided

Beide Probleme nimmt sich Mankind Divided zu Herzen. Stealth-Fans bekommen — meinen Erfahrungen mit der Tutorial-Mission  oder anderen bislang veröffentlichten Gameplay-Szenen  zufolge — trotzdem noch ein bisschen mehr Erfahrung. Dafür entschädigt das kommende Deus Ex diejenigen, die die actionreiche Alternative bevorzugen, mit einem spürbar verbesserten Spielerlebnis.

Dank des überarbeiteten Deckungssystem hechten wir nicht mehr nur von links nach rechts oder kriechen um Ecken. Gehen wir in Deckung, wechselt die Kamera wie gewohnt in die Third-Person-Perspektive. Neu hinzugekommen ist jedoch die feine Linie samt Icon, die sich beide von Adam Jensen aus mit unserem Blickwinkel mitbewegen, um uns anzuzeigen, an welche Stelle wir mit einem Tastendruck huschen würden. Gemeinsam mit einer KI, die den Druck auf uns erhöht und uns dazu anhält, die gewonnene Bewegungsfreiheit auch auszunutzen, inszeniert Deus Ex: Mankind Divided um einiges lebhaftere Gefechte.

Die spielen sich zwar noch nicht ganz so präzise wie in Unreal Tournament , so schnell wie bei Call of Duty: Black Ops 3  oder so wuchtig wie in Wolfenstein: The New Order , aber eben weitaus dynamischer als in den Vorgängern. Und damit ist Mankind Divided ein gutes Stück näher an dem Versprechen, das bei dem Namen Deus Ex seit dem ersten Teil mitschwingt.

Im Rahmen eines vom Publisher Square Enix ausgerichteten Events hatten wir die Möglichkeit, Deus Ex: Mankind Divided einen Nachmittag lang zu spielen. Das Action-RPG erscheint am 23. August 2016 für PC, PS4 und Xbox One.

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