Egal ob Horror-Klon oder Wikinger: Alexander Skarsgård ist der Adonis eurer Albträume

25.04.2023 - 15:45 UhrVor 4 Monaten aktualisiert
Infinity PoolUniversal Pictures International Germany GmbH
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Aktuell beweist Alexander Skarsgard im Horror-Film Infinity Pool, warum niemand emotional kaputte Arschlöcher besser spielt als er. Im Interview erklärt er sein Faible für düstere Rollen – und was er tun muss, um nicht "durchzudrehen".

Alexander Skarsgård hat keine Angst, nackt zu sein und wenn man ihn auf der großen Leinwand sieht, ist die Chance ziemlich groß, dass er zu irgendeinem Zeitpunkt in Körperflüssigkeiten gebadet hat. Im Zweifelsfall – aber nicht ausschließlich! – in Blut. Auch Infinity Pool macht da keine Ausnahme. Der Horror-Film über geklonte Superreiche in einem albtraumhaften Urlaubsresort läuft seit dem 20. April 2023 in deutschen Kinos und zeigt den schwedischen Schauspieler gewohnt animalisch. Aber eben auch in seiner Paraderolle als Arschloch, hinter dessen attraktivem Äußeren sich ein Monster verbirgt.

Als ich – zusammen mit einer Handvoll anderer Journalist:innen – Alexander Skarsgård in Berlin treffe, wirkt er noch größer als vor der Kamera. Aber auch bedeutend netter. Wie ein ganz normaler Typ in Pulli und Jeans, der sich eben manchmal im Rahmen eines Films nackt und an der Hundeleine durchs Bild führen lässt (James Foster in Infinity Pool). Wenn er nicht gerade ein Tech-Genie spielt, das Frauen literweise gefrorenes Blut schickt, um seine Liebe zu beweisen (als Lukas Matsson in Succession).

Natürlich muss man mit so jemandem darüber sprechen, was genau ihn so am Düsteren und Abgefuckten fasziniert. Alexander Skarsgård verrät im Interview allerdings auch, was sich trotz mittlerweile 15-jähriger Hollywood-Karriere in seinem neuesten Film wie ein echtes erstes Mal angefühlt hat.

"Ich habe noch nie an einem blutigen Nippel gelutscht", sagt Skarsgård so aufrichtig und ernsthaft, wie man so einen Satz nur sagen kann. Dann grinst er und fügt hinzu: "vor der Kamera zumindest".

Von True Blood bis Infinity Pool: Alexander Skarsgård über sein Faible für düstere Rollen und eine Film-Orgie

Alexander Skarsgård und Mia Goth in Infinity Pool

Das erste Mal bewusst höre ich von Alexander Skarsgård vor Jahren, aus dem Mund eines Freundes. Ich müsse mir unbedingt die HBO-Serie True Blood ansehen, sagt der. Ich finde Vampire nicht so interessant, sage ich. Dann hast du Eric Northman noch nicht gesehen, sagt er und ist mit dieser Ansicht nicht allein. Mit der Rolle eines blutsaugenden Strip-Club-Betreibers mit Faible für Jogginganzüge schafft Skarsgård 2009 den internationalen Durchbruch und wird zum animalischen Sex-Symbol all jener, denen klassische Hollywood-Schönlinge zu langweilig sind.

Es folgten verschiedenste Rollen, vom Arthouse-Weltuntergang in Lars von Triers Melancholia, über die klassische Muskel-Hauptrolle in Legend of Tarzan, abgedrehten Comedy-Ausflügen wie der Zoolander-Reihe und düsteren Sci-Fi-Visionen wie Mute, bis zur ultimativen Wikinger-Transformation in The Northman. Wirklich brillieren tut Skarsgård allerdings dann, wenn er ein charismatisches Arschloch spielt – wie in True Blood, Big Little Lies, Succession oder eben Infinity Pool. Die Art von Figur, bei der man erst dann realisiert, wie gefährlich sie wirklich ist, wenn es schon zu spät ist.

"Es ist nicht so, dass ich zwingend Sachen machen muss, die verrückt oder komplett abgedreht sind", sagt Alexander Skarsgård, als wir ihn in Berlin treffen. Aber:

Wenn ich etwas lese, das mich nicht begeistert oder verstört oder überhaupt irgendetwas in mir auslöst – warum sollte ich dann drei, vier, fünf Monate damit verschwenden? Da suche ich mir lieber Projekte, bei denen die psychologische Reise zumindest das Potenzial hat, erinnerungswürdig zu sein.

Infinity Pool liefert diese Art von psychologischer Reise. Skarsgårds Figur James überfährt den Bewohner einer Urlaubsinsel, muss die verhängte Todesstrafe aber nicht selbst ableisten. Stattdessen kann er sich klonen lassen und sein Ebenbild opfern, muss bei der Hinrichtung allerdings zusehen. In James löst der Moment eine ungeahnte Faszination aus, die er anschließend mit einer Gruppe moralisch korrupter Urlauber:innen auslebt.

"Es hat Spaß gemacht, diese Dunkelheit weiter zu erforschen", sagt Skarsgård. Eins der Highlights? Eine psychodelische Orgie:

"Wir haben mit Prothesen herumgespielt. Ein 6 Fuß großer Penis, eine Vagina, die einen Penis gebärt, Nippel, aus denen brauner Saft kommt …"

Alexander Skarsgård muss eine klare Grenze zwischen Horror-Rollen und Privatem ziehen: "Ansonsten wäre ich durchgedreht"

In Infinity Pool tötet James und wird, als Klon, immer und immer wieder hingerichtet. Mal uriniert er auf jemanden, mal wird er selbst bis zum Nervenzusammenbruch erniedrigt. Wie geht man mit solchen extremen Situationen beim Dreh um, wie schützt man sich psychisch davor, will ich von Skarsgård wissen.

"Für mich ist das nicht so schwierig", sagt der Schauspieler zögerlich. Und fragt nach einer kurzen Pause: "Vielleicht ist das jetzt verstörend?"

Seht hier den zweiten Trailer von Infinity Pool:

Infinity Pool - Trailer 2 (English) HD
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Andere Hollywood-Stars wie Jared Leto sind bekannt für ihr Method Acting. Also dafür, auch dann noch in ihrer Rolle zu leben, wenn die Kameras schon nicht mehr laufen. Skarsgård verfolgt da einen anderen Ansatz:

Natürlich muss man sich manchmal für eine Szene [in eine gewisse Emotion] reinsteigern. Wenn du zu Beginn einer Szene sehr viel Energie haben musst, setzt du dich davor eher nicht gemütlich hin und trinkst eine Tasse Tee. Aber das ist wie ein Lichtschalter. Ich gehe rein, lasse alles raus und sehe, wohin das führt. Und wenn sie 'Wrap!' rufen, fällt es mir nicht schwer, das hinter mir zu lassen.

Der Grund dafür? Der Schwede musste auf die harte Tour lernen, dass er einen klaren Schnitt zwischen seiner Rolle und seiner privaten Person braucht und deswegen zwischen den Aufnahmen lieber über Wochenendpläne spricht, als sich noch tiefer in die Abgründe seiner Figur hineinzudenken:

Als ich jung war, habe ich bei dem Theaterstück Who’s Afraid Of Virginia Woolf in Stockholm mitgespielt. Wenn man das kennt, weiß man: Das ist ziemlich düster. Es war eine dreistündige Produktion, die wir achtmal die Woche aufgeführt haben. Insgesamt waren das 130, 140 Auftritte. [...] In diesen sechs bis acht Monaten musste ich lernen, diese Dunkelheit hinter mir zu lassen und ein normales Leben zu haben. Meine Familie zu besuchen, essen zu gehen. Ansonsten wäre ich durchgedreht. [...] Ich habe gelernt, dass das für mich der beste Weg ist, geistig gesund zu bleiben.

Alexander Skarsgård denkt über seine Rente nach – und hat jetzt zumindest ein "gruseliges" Andenken an seine Schauspielzeit

Alexander Skarsgårds Figur James durchläuft eine Klonungs-Zeremonie

Zumindest eine verstörende Sache könnte Alexander Skarsgård vom Infinity Pool-Dreh aber mit nach Hause nehmen: einen lebensnahen 3D-Druck seines Gesichts, der ihm von der Produktionsfirma angeboten wurde. Die Nachbildung stammt aus einer Szene, in der James zum ersten Mal geklont und dafür von einer zähflüssigen roten Flüssigkeit eingeschlossen wird. Ein Andenken, das selbst Blut- und Horror-Experten Skarsgård eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen scheint:

Ich bin mir nicht sicher, ob ich es will. Wo zur Hölle stelle ich das hin? Es ist gruselig. Es sieht aus wie ich, unglaublich lebensecht, aber sehr tot. Das in der Küche zu haben, wäre wie jeden Tag seine eigene Leiche zu sehen.

Im Gegensatz zu vielen seiner Filmfiguren scheint sich der 46-Jährige noch nicht aktiv mit seinem eigenen Ableben auseinandersetzen zu müssen. Zumindest in Sachen Schauspiel-Karriere wirkt es aber, als würde Skarsgård sich durchaus Gedanken über das Ende machen. Das Thema taucht in der halben Stunde, die wir dem Schauspieler in Berlin gegenübersitzen, immer wieder auf.

Sei es bei der Diskussion darüber, warum er lieber extreme Filme dreht, als immer wieder das Gleiche zu machen. Schließlich wisse er nicht, "wie viele Filme oder Projekte ich noch machen werde". Oder bei der Frage, wie viele Hollywood-Stars der Skarsgård-Klan um Vater Stellan Skarsgård eigentlich noch hervorbringen will.

"Meine jüngsten Brüder sind Teenager und haben jetzt auch mit Schauspiel angefangen", sagt Alexander Skarsgård abschließend. "Aber das ist gut. Fühlt sich an, als könnte ich jetzt in Rente gehen."

Infinity Pool läuft seit dem 20. April 2023 in deutschen Kinos.

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