FSK 12 - Nichts Halbes und nichts Ganzes

09.06.2014 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
The Expendables 3
Nu Image / Millenium Films
The Expendables 3
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The Expendables 3, Maleficent – Die dunkle Fee und viele andere Filme, die (ursprünglich) eine Freigabe ab 12 erhalten, sind weder Fisch noch Fleisch. Warum diese von der FSK vorgenommene Einstufung Nachteile mit sich bringt, erfahrt ihr hier.

Diskussionen zur FSK führen bei den Beteiligten häufig zu erhitzten Gemütern. Wenn es um den Schutz der Kinder geht, werden Argumente in einem heftigeren Stil vorgetragen, moralische Keulen geschwungen oder manchmal auch absurde Begründungen angeführt, warum welche Altersgruppe etwas nicht ausgesetzt werden sollte. Es ist ein Thema, bei der die eigene Filmsozialisation gerne verallgemeinert wird. Ein lebendiger Diskurs ist selbstverständlich zu begrüßen, auch weil er davon zeugt, dass es uns nicht egal ist, wenn die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft zu haarsträubenden Urteilen kommt.

Obligatorisch geschulte Prüfer
Glauben wir dem Onlineauftritt der FSK, so werden den 250 Ehrenamtlichen, die sich aus allen Gesellschaftsbereichen rekrutieren, “aktuelle Erkenntnisse aus dem Bereich der Medienwirkungsforschung sowie der Entwicklungspsychologie vermittelt.” Trotz der fortbildenden Workshops werfen immer wieder schwer nachvollziehbare Entscheidungen Fragen auf oder legen sogar die verwerfliche Weltsicht der Prüfer offen. In den letzten Wochen sorgten The Expendables 3 und Maleficent – Die dunkle Fee für Aufsehen. Sie sind beispielhaft und zeigen, dass Kontroversen häufig durch eine (ursprüngliche) FSK ab 12 Jahren verursacht werden und die Verleiher natürlich an den Nachteilen, unter denen ältere und jüngere Kinobesucher leiden, mitverantwortlich sind.

6 Jahre in vierzig Sekunden
Der sehr auf Zielgruppen achtende Verleiher Disney ist bekannt dafür, die Schere anzusetzen, um besorgte Eltern nicht mit einer abschreckenden Beurteilung durch die FSK Zuschauer von ihren Filmen fernzuhalten. Aktuellstes Beispiel ist Maleficent – Die dunkle Fee, eine Neuinterpretation von Dornröschen, in dem Angelina Jolie in der Hauptrolle zu sehen ist. Die Prüfer der FSK waren zunächst der Meinung, dass der Fantasyfilm für Kinder ab 12 Jahren (und für jüngere in Begleitung ihrer Eltern) geeignet ist. Weil Disney dadurch Umsatzeinbußen erwartete, kam Maleficent – Die dunkle Fee auf den digitalen Schneidetisch. Für die um vierzig Sekunden gestutzte Fassung gab die FSK wiederum grünes Licht und den Film ab 6 Jahren frei. Ob die Kürzungen tatsächlich dazu führen, dass 6-jährige Cineasten aufgrund von Angelina Jolies Auftreten, den Kulissen und der Handlung keine schlaflosen Nächte haben, darüber lässt sich streiten.

Kindgerechtes Actionfest in The Expendables 3
Die Freunde des gepflegten Actionkinos erwarten sehnsüchtig The Expendables 3. Weil in den beiden Vorgängern ältere Herren mit allen möglichen Waffen hantieren und von ihnen auch auch ausgiebig Gebrauch machen, erhielten Minderjährige keinen Zutritt zu den entsprechenden Kinosälen. Das Schielen auf größere Einnahmen versuchte der Hauptdarsteller Sylvester Stallone nicht zu verbergen, sondern gab unverhohlen zu, dass sich der bald in die Lichtspielhäuser kommende dritte Teil der Kinder-Action verpflichtet fühlt und würzte das Ganze mit Solidaritätsbekundungen gegenüber den Jüngeren: "Wir wollen so viele Leute wie möglich erreichen. Glaubt mir, es ist sehr nahe an einer R-Freigabe, direkt dran. Aber ich glaube, das sind wir der nächsten Generation schuldig. Wir dachten, wir sollten diesem Club für eine Weile beitreten.” Leider vergisst er dabei, dass sich die volljährigen und betuchteren Zuschauer auf ein Kinoerlebnis freuen, bei dem nicht mit Platzpatronen, sondern scharfer Munition geschossen wird.

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