Grafikdowngrades – Frechheit oder notwendiges Übel?

06.02.2015 - 18:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Dying Light
Warner Bros. Interactive Entertainment
Dying Light
5
0
Diskussionen über Grafikdowngrades scheinen mittlerweile zu großen Titeln zu gehören wie Fortsetzungen im Jahrestakt oder DLCs. Jüngst verärgerte ein Patch zu Dying Light dessen Spieler, da er die grafische Qualität herabsetzt. Was haltet ihr davon?

In der letzten Woche  wollten wir von euch wissen, welches Szenario ihr euch für den kommenden Teil der Call of Duty -Reihe wünscht. Auf Facebook  erreichten uns viele Antworten, die sich vor allem für eine Abkehr vom Zukunfts-Setting aussprechen. So schrieb Maxim Neumann: "Vietnam oder in zweiten Weltkrieg, keine Lust mehr auf Zukunft, es gibt schon zu viel davon!", und erhielt dafür viel Zuspruch. Gamespilot-Nutzer Thyred sieht das Problem des Franchises woanders:

Call of Duty müsste sich eher mal wieder auf seine Shooter-Elemente konzentrieren und weniger den Michael Bay raushängen lassen.

In dieser Woche wiederum erhitzt ein Patch für Dying Light  die Gemüter. Wie ein Softwareupdate das schafft? Nun, der Patch 1.2.1 verbessert zwar die dürftige Performance der Zombie-Schlachtplatte, verschlechtert dafür aber deren Optik.

Mehr: Frankensteins Feature-Monster im Test zu Dying Light
 

Käufer von Dying Light sind erwartungsgemäß wenig begeistert von dieser Maßnahme und äußern teils harsche Kritik. Zumal "Grafikdowngrade" seit einiger Zeit wieder ein Reizwort für viele Spieler ist, wie die Diskussionen rund um Watch Dogs  oder The Witcher 3  zeigen. Hier sind unsere Meinungen zum Thema Grafikdowngrade. Ihr seid natürlich dazu aufgerufen, uns eure Meinung in den Kommentaren mitzuteilen.

Tim beschwichtigt

Dass Videospiele in einem fertigen und vor allem den Werbematerialien entsprechenden Zustand erscheinen sollten, steht für mich natürlich nicht zur Diskussion. Wenn das bedauerlicherweise doch mal passiert, greift es allerdings zu kurz, gleich auf "verlogene" Publisher zu schimpfen. Oftmals zeigt sich erst an einem vergleichsweise späten Punkt in der Entwicklung, dass die angepeilte Grafikqualität nicht erreicht wird, ohne anderweitige Qualitätseinbußen – nämlich dann, wenn all die komplexen Elemente zu einem vollständigen Spiel zusammengefügt werden.

Zuweilen stehen die Entwickler auch vor der Entscheidung, ihren Titel entweder mit mehr Umfang und Tiefe auszustatten oder die vorhandenen Inhalte optisch aufzupolieren. Dieser Fall trat wohl bei Dark Souls 2  ein, einem Titel, bei dem Grafik ohnehin nicht als Verkaufsargument zieht. Daher finde ich es wichtig, immer den konkreten Einzelfall zu betrachten und kein Grundsatzurteil zu fällen.

Phil ist nicht überrascht

Grafikdowngrades sind nur ein weiteres Indiz dafür, wie groß die Videospiel-Branche mittlerweile ist. Hinter großen Reihen wie Assassin's Creed  und Call Of Duty stecken in erster Linie nicht mehr passionierte Entwicklerstudios, sondern profitorientierte Marketingabteilungen, die das Medium nicht mehr mit Kunst, sondern mit klingelnden Kassen gleichsetzen.

Das hat zur Folge, dass Produkte zur richtigen Zeit erscheinen und Termine einhalten müssen. Gleichzeitig haben Publisher eine genaue Vorstellung davon, welche grafische Qualität ein Spiel erreichen sollte. Wenn das Ergebnis nicht befriedigend ist, ist ein Grafikdowngrade eher zu verschmerzen als die Verschiebung eines Titels, denn der kostet letztlich mehr Geld. Im Grunde genommen also keine Überraschung und – viel wichtiger – eine Tatsache, an die wir uns zumindest im AAA-Sumpf gewöhnen müssen.

Dom liegt bewusstlos auf dem Boden der Tatsachen

Grafikdowngrades sind in meiner Welt zur ultimativen Metapher für die brutale Bauchlandung auf dem Boden der Tatsachen geworden. Durch wunderschöne und aufgehübschte Trailer geködert, werden wir nach dem Release und sobald das Produkt für Publisher & Co. profitabel war, mit dem technisch notwendigen Downgrade überfallen. Mir gefällt diese Köder-Mentalität absolut nicht.

Im Falle von Dying Light lag das Problem in noch weitaus bedenklicheren Tiefen: Hier ging es nicht einfach nur um grafische Unterschiede, sondern um die reine Spielbarkeit. Vor dem Downgrade kam es immer wieder zu heftigen Rucklern und Standbildern, die zeigen, dass viele Versprechen nach dem Release einfach nicht mehr gehalten werden konnten. Sehr ärgerlich.

Hannes leidet eher unter der Fremdscham als der schlechteren Grafik

Abgesehen von der Problematik, dass Dying Light mit grafischen Kompetenzen beworben wurde, die es nach dem Patch so nicht mehr gibt, stört mich vor allem die Tollpatschigkeit der Entwickler. Falls die Einsicht, dass die Performance bei der gegenwärtigen Optik nicht gewährleistet werden kann, tatsächlich erst so spät kam, dann sollte dies auch offen kommuniziert werden. Wenn die Kundschaft erst selbst auf das Downgrade aufmerksam wird, liegt die Vorverurteilung als Betrug und unsagbare Frechheit nahe.

Techland muss sich die Kritik gefallen lassen und vielleicht auch den Vorwurf anhören, dass die Reduzierung der grafischen Qualität ob der besseren Performance willen eigentlich recht faul ist. Eventuelle Schlampereien beim Spiel-Code sollten nun überarbeitet werden, sodass Dying Light auch mit der ursprünglichen Optik flüssig läuft. Dann wäre dieser Fauxpas immerhin zeitlich begrenzt.

Rae ist genervt von falschen AAA-Spielen

Persönlich verschmerze ich in Sachen Grafik viel, weil ich durch viele Jahre Gaming-am-nicht-Gaming-PC auf niedrigster Einstellung abgehärtet bin und daher Grafik-flexibel sein kann – solange das Spiel nur so läuft, wie es laufen soll.

Professionell betrachtet finde ich das Vorgehen mehr als problematisch, weil es nicht nur zeigt, dass Dying Light mit falschen Versprechungen beworben wurde, sondern auch, dass eine gewisse Gleichgültigkeit Publishern zu bestehen scheint, wenn es um Qualität geht. Gerade in den letzten Monaten war der Vorwurf der Veröffentlichung unfertiger Spiele unter Blockbustern ein großes Thema. Techland hätte es also durchaus besser wissen müssen, als in dieselbe Kerbe zu schlagen und dann noch dazu so enthusiastisch.

Bei einem AAA-Titel wie Dying Light sollte sich keine Entweder-Oder-Fragen stellen, wenn es um grafische und technische Qualität geht, ansonsten verdient ein Spiel diese Einstufung nicht.

Nun seid ihr gefragt: Wie lautet eure Meinung zu Grafikdowngrades?

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Aktuelle News