Overwatch — Ist der erste Shooter von Blizzard seine Zeit wert?

28.10.2015 - 03:30 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
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Blizzard stellte Overwatch erstmals auf der BlizzCon 2014 vor. Danach tauchte der erste First Person Shooter des Entwicklers in eine lange Alpha- und Beta-Phase ab und öffnet nun erstmals einem größeren Publikum seine Schlachtfelder.

Sehr viel Zeit ist vergangen und noch viel mehr "Hast du schon einen Overwatch-Key?"-Mails wurden hin- und hergeschoben, seit Blizzard vor rund einem Jahr auf der BlizzCon ihr neues Spiel angekündigt haben. Es ist ein mutiger Schritt für den Konzern, vor allem die vertrauten Fahrwasser der Echtzeitstrategie zu verlassen und die Hände nach einem ganz neuen Genre auszustrecken.

Mittlerweile ist Overwatch in der Beta-Phase angekommen und stellt sich ab sofort einem größeren Test-Publikum. Auch ich hatte Glück und habe mich voller Erwartung und noch vollerer Kaffeetassen auf die Schlachtfelder geworfen, um denjenigen unter euch von meinen Eindrücken zu erzählen, die bisher kein Glück hatten, einen begehrten Platz in der Beta zu ergatten.

Genre-Regeln auf den Kopf gestellt

Kern des Spiels sind die vier Klassen, die sich gemäß jedem anderen "Hier ist deine Waffe, jetzt geh los und schieß"-Spiel die traditionellen Aufgabenbereiche wie Heilung oder Unterstützung aufteilen. Hier allerdings endet bereits die Regeltreue von Overwatch und macht uns mit Charakteren bekannt, die grob zwar den Oberkategorien zugeordnet werden können, sich untereinander aber in fast allen Belangen unterscheiden — und das nicht nur, was ihr Charakter-Design betrifft, das vor Vielfalt nur so strotzt .

Nahezu alle Ethnien sind im Spiel vertreten — und ein Gorilla.

Während manche Helden ganz klassisch Gewehr und kleinere Heilungsboni schwingen, schießen andere Schrapnell-Pfeile oder transformieren sich selbst zu einem stationären Geschütz. Jeder Charakter verfügt dabei über zwei bis vier Fähigkeiten, die innerhalb weniger Sekunden wiederholt eingesetzt werden können, während die individuelle ultimative Kraft zunächst aufgeladen muss.

Damit spielt sich Overwatch wie eine Mischung aus Team Fortress 2 und Unreal Tournament: Geschwindigkeit spielt in den recht kurzen Runden eine große Rolle, während das richtige Timing eurer Fähigkeiten schließlich über Sieg und Niederlage entscheidet — eine willkommene Abwechslung im Klima der modernen Shooter, die vielfach geschickte und reflexschnelle Bewegungen in den Vordergrund stellen und Spielern jenseits des 14. Lebensalters kaum eine Chance lassen.

Die beiden derzeit auf sieben Karten verfügbaren Modi "Payload" (Wir eskortieren ein Vehikel bis zum Ziel, während uns der Gegner davon abhalten will) und "Point Capture" (Punkte erobern und halten) spielen diesem Prinzip in die offenen Hände: Overwatch dreht sich nicht um die Bestleistung des Einzelnen, sondern lässt sich nur durch gutes Teamwork gewinnen. Das allerdings hält die Entwickler nicht davon ab, am Ende jeder Runde die spektakulärsten Szenen aus der Sicht des jeweiligen Spielers noch einmal zu zeigen. Schick!

Der richtige Einsatz eurer Fähigkeiten entscheidet über Zähneknirschen oder Jubelschrei.

Angenehm aufgefallen ist mir die Informationsflut, mit der mich Overwatch vor, während und nach den Runden auf Wunsch konfrontiert: Beim Zusammensetzen des Teams informieren Info-Kästen über das aktuelle Balancing und an welchen Charakteren es noch fehlt, um eine ausgewogene Mischung hinzubekommen. Während der Gefechte werden dann schließlich auf Knopfdruck beispielsweise Statistiken bezüglich unserer Präzision eingeblendet. Das gibt mir als Spieler das Gefühl, mich an Werten orientieren und Verbesserungen leichter bemerken zu können — das wiederum motiviert dauerhaft und lässt mich immer und immer wieder auf die Schlachtfelder zurückkehren.

Flirt mit dem eSport

Overwatch ist ein typischer Fall von "Easy to learn, hard to master": Die Charaktere spielen sich unterschiedlich komplex und Einsteiger finden sich mit den entsprechenden Helden recht schnell in der Welt von Blizzards Shooter zurecht. Allerdings ruht in den Untiefen der Fertigkeitenbäume eine spielerische Komplexität, die Overwatch zu einer erfolgreichen eSport-Zukunft verhelfen könnte.

Overwatch zeigt viel Potential, auch professionell im eSport gespielt zu werden.

Trotz der Vielfalt und ausgeprägten Individualität füllt jeder Held eine bestimmte Nische im Spiel aus, die von anderen Charakteren leichter beziehungsweise schwerer angegriffen werden kann. Dabei erfordert jede Figur eine recht lange Einarbeitungszeit, um über zufälliges Mausklicken hinaus jeweils das volle Potential auszuschöpfen und alle Stärken wie auch Schwächen kennenzulernen. Erfolgstitel anderer Genres wie League of Legends haben bereits vorgemacht, dass diese nie enden wollende Lernkurve einen enormen Reiz auf kompetitive Spieler ausüben kann. Auch das mögliche Free to Play-Geschäftsmodell, über das Blizzard noch nachdenken möchte, ist kein Hindernis für eine Erfolgsgeschichte im eSport-Bereich.

Fazit: Dies wird nicht die letzte Runde bleiben

Blizzard hat mich mit Overwatch auf Anhieb überzeugt: Die Vielfalt der Klassen — sowohl auf spielerischer wie auch ästhetischer Ebene — ist erfrischend, gut durchdacht und zeigt schon jetzt viel Potential für durchgespielte Wochenenden. Sowohl Genre-Grünschnäbel wie auch erprobte Spieler sollten ihre ganz eigenen Herausforderungen in Overwatch für sich entdecken, in das die Entwickler sichtlich viel Schweiß und Energie gesteckt haben.

Mit zunehmender Erfahrung der Spieler werden wohl allerdings auch Schwächen im Balancing erkennbar werden, denen sich Blizzard dann annehmen muss. Doch wenn die Entwickler in den vergangenen Jahrzehnten eines bewiesen haben, dann die Tatsache, dass sie sich um ihre Communites kümmern. Daher habe ich auch für Overwatch ein enorm gutes Bauchgefühl, sobald es die Ladenregale stürmt — wann auch immer das sein wird.

gamespilot wird weiterhin den Kopf in die Beta stecken — wenn ihr Fragen an uns habt, dann schmeißt sie in den Kommentarbereich und wir werden uns bemühen, die Antworten möglichst fix herauszufinden.

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