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Von Hollywood ins Wohnzimmer - Darum gehen so viele Stars in Serie

19.02.2017 - 09:30 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Big Little Lies
Sky/HBO
Big Little Lies
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Heute startet die Drama-Serie Big Little Lies mit Alexander Skarsgård, Reese Witherspoon und Nicole Kidman auf Sky. Wir fragen uns: Warum gehen so viele Stars in Serie?

Boardwalk Empire sei für Steve Buscemi "der beste Film", den er sich vorstellen könne, verriet der Hauptdarsteller der Gangster-Serie 2011 gegenüber Spiegel Online . Zum Zeitpunkt des Interviews hatte sich der Schauspieler durch einprägsame Auftritte in diversen Filmen der Brüder Joel und Ethan Coen (darunter The Big Lebowski und Fargo) sowie Darbietungen für Quentin Tarantino (Reservoir Dogs) längst in Hollywood etabliert. Doch sei er "ganz froh, Serienschauspieler zu sein."

Heute feiert mit Big Little Lies auf Sky eine weitere Serie samt Star-Besetzung ihre Deutschland-Premiere: Mit Nicole Kidman (Lion) und Reese Witherspoon (Inherent Vice - Natürliche Mängel) sind gleich zwei Oscar-Preisträgerinnen Teil des namhaften Ensembles, dem u. a. auch David Lynch-Muse Laura Dern (Inland Empire), Alexander Skarsgård (Legend of Tarzan) und Shailene Woodley (Snowden) angehören.

Besonders seit der TV-Qualitätsoffensive von HBO um die Jahrtausendwende und in den darauffolgenden Jahren mit Publikums- und Kritikerlieblingen des Kalibers Die Sopranos und The Wire ist das Fernsehen zu einer ernsthaften Konkurrenz für das Kino geworden, das auch auf Grund des Siegeszugs von Streaming-Plattformen stetig an Beliebtheit gewann und weiter zunimmt. Couch statt Kino. Diesem zugegebenermaßen etwas schnottrig klingendem Kredo folgt eine Riege namhafter A-List-Darsteller aus Hollywood. Warum eigentlich? Wir haben nach Antworten gesucht.

Money! Money! Money?

"Geld, es liegt nur am Geld!", mag einer lautstark äußern. Tatsächlich: Charlie Sheen verdiente in der für ihn letzten 8. Staffel der Sitcom Two and a Half Men 1,8 Millionen US-Dollar pro Folge. Etwa die Hälfte der rund 9 Millionen US-Dollar an Produktionskosten einer Episode von The Big Bang Theory steckt in der Gage ihrer Darsteller um Jim Parsons, Johnny Galecki und Kaley Cuoco - allein die drei Hauptakteure erhalten etwa 1 Millionen US-Dollar je Folge. Nicht nur Hollywood bezahlt überaus großzügig, sondern ebenso die großen Networks erfolgreicher TV-Formate. Ihren darstellerischen Zugpferden jedoch reine Profitgier vorzuwerfen, erscheint zu kurzsichtig, wenngleich eine gewisse Sicherheit durchaus zu berücksichtigen ist. Buscemi: "Mit vielen Filmen ist es ja leider so, dass sie nie ins Kino kommen."

The Big Bang Theory

Zwar spielt auch der Boardwalk Empire-Star in der Regel nicht kostenfrei in Produktionen für die große Leinwand mit. Das Risiko der Nicht-Veröffentlichung im Kino bedeutet jedoch auch, dass mögliche, vertraglich geregelte Beteiligungen am Gewinn der Box-Office-Erlöse verlorengingen. In Buscemis Aussage steckt aber ein weitaus wichtigeres Kriterium, dem jeder Künstler auf die eine oder andere Weise triebhaft folgt: qualitative Kontinuität. Wo die Filmproduktion mit mehr oder minder großen Risiken verbunden ist und manch Studio zuweilen von in Innovationslosigkeit mündender Ängstlichkeit ergriffen scheint, darf man sich der nächsten Serien-Episode, stabile Quoten vorausgesetzt, bewusst sein. Seine Arbeit sicher in den Augen eines breiten Publikums zu wissen, dürfte zusätzlich motivieren.

"Das beste Schauspiel, das ich gesehen habe - jemals."

Verbündet sich diese Stabilität mit Qualität, sieht sich der Schauspieler plötzlich auf einer Reise, die mit der seriellen Komfortzone à la Big Bang Theory, die über ein einmal eingeführtes Muster nicht hinauskommt, nichts mehr gemein hat und ihn überdies aus den Mühlen konventioneller Großproduktionen entfliehen lässt. Die Entwicklung einer Figur findet nun nicht mehr in meist relativ kurzer Dauer im Rahmen einer Kinoproduktion statt und stagniert nicht in einer einmal erzeugten Unterhaltungsformel, sondern entfaltet sich bestenfalls über Jahre des Fernsehmachens zu einem organischen Komplex. Dies gewährt den Darstellern, wie auch den so wichtigen Autoren, jenen kreativen Freiraum, denen ihnen ein Hollywood im Spektakelwahn nicht immer, teils kaum noch, zugesteht. Superheld will nicht jeder.

So erlebte Nicole Kidman ihren schauspielerischen Höhenflug vor allem gegen Ende des alten bzw. zu Beginn des neuen Jahrtausends mit erinnerungswürdigen Rollen für Stanley Kubrick (Eyes Wide Shut), Baz Luhrmann (Moulin Rouge), Stephen Daldry (The Hours - Von Ewigkeit zu Ewigkeit) und Lars von Trier (Dogville). Ihr Ko-Star Reese Witherspoon aus Big Little Lies durfte 2005 als June Carter Cash für James Mangold in Walk the Line vor die Kamera treten, tauchte bis auf einige kleinere Parts, wie etwa in Paul Thomas Andersons Inherent Vice, aber ziemlich ab und ließ sich 2015 zur peinlichen Miss Bodyguard - In High Heels auf der Flucht hinreißen, während Laura Dern zuletzt noch einmal als Sektenmitglied in The Master, abermals von Regisseur Anderson, kurz aufblitze.

Breaking Bad

Einen regelrechten Ritterschlag erlebte Bryan Cranston für seine Darstellung des Walter White in der Fernseh-Odyssee Breaking Bad vor gut drei Jahren in Form eines Briefes von Schauspielgröße Anthony Hopkins, der seinen Auftritt als "das beste Schauspiel" bezeichnete, das er "jemals" gesehen habe. Sein Lob galt nicht nur dem Hauptdarsteller und gesamtem Ensemble, sondern der Serie insgesamt: "Von dem, was als schwarze Komödie begann, stieg es hinab in ein Labyrinth aus Blut, Zerstörung und Hölle. Es war wie eine große Jakobinische, Sheakespear'sche oder griechische Tragödie." Gleichzeitig habe diese Erfahrung bei Hopkins "Zuversicht wiederhergestellt" in einem Business, dem er "abscheulichen Mist" bescheinigt. Ein Business, in dem der Brite vor allem durch Hollywood-Produktionen groß wurde und das er über Jahrzehnte kennenlernte. 2016 war er schließlich in der 1. Staffel von HBOs Westworld selbst von der Wohnzimmer-Couch aus zu sehen.

Wohin gehts mit dem Fernsehen?

Freilich wohnt einer einzigen Meinung, wenngleich von einem Big Name ausgehend, keine Allgemeingültigkeit inne, zeigt aber die Unzufriedenheit zumindest eines langjährigen Teils der glitzernden Maschinerie. Weitere prominente "Flüchtlinge" der jüngeren Ära: Kevin Spacey (House of Cards), Viola Davis (How to Get Away with Murder), Clive Owen (The Knick), Winona Ryder (Stranger Things) und Matthew McConaughey (True Detective), um nur einige zu nennen.

Dieser namhafte Strom ins Fernsehen dürfte sich 2017 kaum abschwächen: Jessica Lange spielt gemeinsam mit Susan Sarandon und Stanley Tucci in Feud, während Helen Hunt im Krimi-Drama Shots Fired mitwirkt. In David Lynchs und Mark Frosts Twin Peaks-Fortsetzung kehren zudem alte (etwa Kyle MacLachlan), wie neue Gesichter (darunter Naomi Watts) auf einen "verdammt guten Kaffee" ein und die Deutschen, z. B. Frederick Lau, versuchen sich an einer Neuköllner Version der Sopranos.

Nicht der schlechteste Zeitpunkt, einen Abstecher ins Fernsehen zu wagen.

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