Bald ist es endlich so weit: Der schon vorab kontrovers diskutierte Joker startet in den deutschen Kinos, dieses Mal mit Joaquin Phoenix als legendärem DC-Bösewicht. Aufgrund seiner wahnsinnigen Darbietung gilt der Darsteller bereits als heißer Kandidat für eine Nominierung bei den kommenden Oscars - es wäre bereits seine vierte.
Bevor der exzentrische Schurke aus dem Comic-Universum ab dem 10. Oktober 2019 unsere Kinos unsicher macht, lassen wir die Karriere von Phoenix einmal Revue passieren und erinnern uns an seine denkwürdigsten Rollen. Und davon gibt es einige.
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Her: Joaquin Phoenix als einfühlsamer Außenseiter
Zu einer vierten Oscar-Nominierung im Darsteller-Bereich reichte es für Joaquin Phoenix mit Her zwar nicht, doch seine Darbietung im Drama von Spike Jonze muss dennoch zu den stärksten Leistungen seiner Karriere gezählt werden.
Phoenix verkörpert den schüchternen Theodore, der professionell einfühlsame Briefe für Kunden verfasst, nach der Scheidung von seiner Frau selbst aber nicht (mehr) wirklich am sozialen Treiben teilnimmt. Hier zeigt sich der Darsteller von seiner sensiblen Seite und trägt die Verletzlichkeit des Protagonisten nach außen.
Das ist umso beeindruckender angesichts der etwas skurrilen Prämisse des Films: Theodore verliebt sich nämlich in keine reale Person, sondern in Samantha, die Stimme seines neuen Betriebssystems (im Original gesprochen von Scarlett Johansson). (JU)
Ein einziger Augenblick: Joaquin Phoenix als verzweifelter Familienvater
Für die Romanverfilmung Ein einziger Augenblick (Reservation Road) schlüpfte Joaquin Phoenix 2007 in die Rolle des Familienvaters Ethan Lerner, der seinen Sohn bei einem Unfall mit Fahrerflucht verliert.
Joaquin Phoenix schafft es, dieses Trauma eines Mannes einzufangen, der in glaubhafter Verzweiflung versinkt. Er kann es nicht lassen, immer weiter nach dem unfreiwilligen Mörder (Mark Ruffalo) zu suchen, während seine Frau (Jennifer Connelly) für die gemeinsame Tochter (Elle Fanning) weiterzumachen versucht.
Während seine Ehe an seiner Verbissenheit zu zerbrechen droht, glaubt er, dass die Selbstjustiz ihm eine Form von Erlösung bringen könnte. (ES)
Gladiator: Joaquin Phoenix als machthungriger Tyrann
Dass Joaquin Phoenix den Wahnsinn beherrscht wie kaum ein anderer, bewies er bereits vor fast 20 Jahren in Ridley Scotts Gladiator. Im Sandalen-Epos verkörpert er den machthungrigen Commodus, der seinen Vater und scheidenden Imperator Marc Aurel ermordet, um so selbst an die Spitze des Römischen Reichs zu gelangen.
Als triumphaler Kaiser kehrt er nach Rom zurück, wo er anfänglich wie der Heilsbringer verehrt, später wie der Tyrann, der er ist, verachtet wird.
Während er als Commodus mit allen Mitteln versucht, seine Macht zu festigen und dabei nicht mal vor der eigenen Familie zurückschreckt, gelingt es Phoenix, das verstörte Innere des einstigen Hoffnungsträgers des großen Imperiums auf die Leinwand zu projizieren und bietet damit den idealen Gegenpol zum von Russell Crowe gespielten Maximus. (FW)
Walk the Line: Joaquin Phoenix als Country-Legende
Für das Biopic Walk the Line schlüpfte Joaquin Phoenix unter der Regie von James Mangold in die Rolle des berühmten Country-Stars Johnny Cash. Dessen Songs sang der Schauspieler noch einmal neu ein und obwohl die Hits dargeboten von Phoenix ganz anders klingen, ist das Gesamtbild doch ein verblüffend rundes.
Johnny Cash hatte zu Lebzeiten ein
schwieriges Verhältnis zu seinem Vater, außerdem plagten ihn
lebenslang Schuldgefühle wegen dem Tod seines Bruders. Diese inneren
Dämonen trieben ihn schließlich in die Alkohol- und Drogensucht und
werden von Joaquin Phoenix durch eine kompromisslose Leistung vor der
Kamera auf die Leinwand gebracht.
Die innere Unruhe des Protagonisten ist in Walk the Line jederzeit fühlbar, mitunter kippt sie sogar ins Manische. Der Film funktioniert in erster Linie über Phoenix sowie Reese Witherspoon, deren gemeinsame Szenen von einer geradezu elektrischen Spannung getragen sind. (JU)
A Beautiful Day: Joaquin Phoenix als wandelndes Wrack
Joaquin Phoenix' besondere Leistung liegt in A Beautiful Day darin, die Abwesenheit eines Innenlebens darzustellen. Die Abschottung des gequälten Mannes von der Welt (mit dem inbegriffenen Versprechen der Erlösung) geht Phoenix nicht weit genug, er will Leere verkörpern. Leere Blicke, ins Nichts greifende Gesten, taube Gewalt.
Sein Joe ist eine verrottete Seele in einem verrottenden Körper, beide seltsam asymmetrisch und ausgezerrt. Zu flüssigen Bewegungen scheint der Ex-Marinesoldat Joe nicht fähig. Gefühle erblühen und verdorren sogleich wieder.
Lynne Ramsay verlieh ihrem Film eine dazu passende flackernde Textur, die sich dem Humpeln und Wanken ihres Hauptdarstellers anpasst. Das Drehbuch schrieb Ramsay mit nur einem Schauspieler im Kopf: Joaquin Phoenix. (HB)
Signs: Joaquin Phoenix als Bruder
Zwar geht es in M. Night Shyamalans Mystery-Thriller Signs - Zeichen ganz schön mysteriös zu, und eine große Portion Thrill darf auch nicht fehlen, wenn im Feld von Mel Gibsons Familie Kornkreise auftauchen.
Wie Gibson als ehemaliger Pfarrer spielt aber auch Phoenix als dessen Bruder einen ganz gewöhnlichen Mneschen, der im Angesicht der vermeintlich Unmöglichen nicht sofort ausrastet und am Rad dreht, sondern sich nachvollziehbar um seine Familie sorgt.
Als gescheiterter Baseballspieler Merrill zeigt Phoenix, dass er ebenso nicht-überkandidelte Rollen mit seiner Präsenz füllen kann und es vermag, die Zuschauer selbst ohne große Gesten zu fesseln. Zudem wird auch sein komisches Talent gefordert. (CD)
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