Wie sich Stealth mit Volume und Co. durch die E3 schleicht

19.06.2015 - 16:30 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Volume
Mike Bithell
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Deus Ex: Mankind Divided, Hitman, Dishonored 2 – oder eben Volume. Das Stealth-Genre wagt sich scheinbar aus dem Schatten, um mehr als nur eine Zehenspitze in das Meer aus Scheinwerferlicht zu halten. Eine Bestandsaufnahme von der E3 2015.

Vorsichtig, um ihn nicht zu stören, schleiche ich mich von hinten an einen Spieler heran. Er hält einen Controller in der Hand und manövriert elegant einen Dieb durch eine futuristische Welt, ohne dabei von den Wachen gesehen zu werden. Weil ich nicht halb so elegant bin wie die Figur auf den Bildschirm, werde ich entdeckt. Auf meine Frage, ob ich zugucken könne, bekomme ich nicht nur den Controller, sondern auch einen Keks angeboten. Neben mir steht Thomas Was Alone -Macher Mike Bithell, der in einer unscheinbaren Ecke der Sony-Booth sein neues Spiel Volume  spielt.

"Ich bin nicht gut in Stealth-Spielen," gestehe ich, nehme den Controller aber trotzdem. Meine Schleich-Unfähigkeit ist etwas, das ich zu überwinden versuche, weil ich das Konzept, ein Problem so leise und gewaltfrei wie möglich zu lösen, großartig finde – hauptsächlich, weil ich normalerweise den explosivsten Weg wähle. Nur klappen meine Stealth-Versuche leider nie so wirklich, wie ich mir das vorstelle.

Volume


Während ich mich langsam durch die stylisch-isometrische Umgebung von Volume taste, um Wertgegenstände zu stehlen und Robotern auszuweichen, erzähle ich Mike Bithell von meinen tragischen Stealth-Erfahrungen. Zum Beispiel, wie ich in Dishonored  versucht habe, eine Wache am Leben zu lassen, nur um dann den bewusstlosen Körper aus Versehen ins Wasser fallen zu lassen und den armen Mann zu ertränken.

"Ich habe sie immer aus Versehen irgendwo herunter gestoßen," erklärt mir Mike Bithell. "Das ist einfach unfair und so etwas möchte ich in Volume nicht. Stealth ist schwierig."

Stealth vs Nicht-Stealth

Stealth ist nicht nur schwierig, sondern auch ein schwieriges Thema. Das Konzept lässt sich schwerer verkaufen als actionlastiges Gameplay, was vielleicht einer der Gründe ist, warum so viele Spiele, die auf diese Kernmechanik setzen, Alternativen anbieten.

Das lässt sich an den anderen Stealth-Titeln erkennen, die dieses Jahr in den meisten Fällen eine Rückkehr auf der E3 feiern. Während einige das Genre schon gerne für tot erklärten, schien es sich in den vergangenen Jahren bis auf Ausnahmen nur sehr gut versteckt zu haben. Auf der E3 schlich es sich jedoch durch die Präsentationen und erinnerte daran, dass es nur in den Schatten auf seine Zeit gewartet hat.

Während mit Deus Ex: Mankind Divided , Batman: Arkham Knight  und Metal Gear Solid V: The Phantom Pain  drei Vertreter bereits bekannt waren und erwartet wurden, hielten die Pressekonferenzen von Bethesda und Sony noch Überraschungen für uns bereit.

Batman: Arkham Knight


Nicht nur Agent 47 wird in Hitman  zurückkehren, auch der Steampunk-Hit Dishonored erhält endlich eine Fortsetzung .

Sie alle sind nicht nur seit Jahren Größen im Stealth-Bereich, sondern bieten noch dazu unterschiedliche Wege, Probleme zu lösen. Wer sich (wie ich) zu ungeschickt beim Schleichen anstellt, kann auf die übliche, gewaltvolle Weise Probleme aus dem Weg schaffen – oder beides verbinden.

Spiele wie Arkham Knight und Hitman verlangen das sogar von euch. Nur wer aus dem Schatten heraus zuschlägt, hat eine Chance, seine Gegner auszuschalten und die Mission erfolgreich zu beenden. Zumindest, falls es euch um Eleganz geht.

Das neu angekündigte Hitman will dabei so viele Möglichkeiten wie nur irgendwie möglich bieten. Io-Interactive Studio Creative Director Christian Elverdam nennt die Sandbox-artigen Level, die er mir zeigt, dabei "gigantische Todesfallen" und schon nach wenigen Minuten wird deutlich, wie recht er damit hat. Es gibt unzählige Möglichkeiten, in Hitman Attentate zu vollziehen, noch mehr als in den Vorgängern. Laut Elverdam soll World of Assassination die Essenz früherer Spiele einfangen – es soll die perfekte Balance aus Blood Money  und Absolution werden.

Hitman: Absolution

Zu bereits bekannten Elementen kommen neue wie die verfeinerte KI, die nicht nur auf euch reagiert, sondern auch auf die Art, wie ihr die Umwelt beeinflusst. Ist in einem Bereich etwas Ungewöhnliches vorgefallen, kann es sein, dass Ihr einer Leibesvisitation unterzogen werdet. Wachen können außerdem gefährliche Gegenstände erkennen und entfernen – oder unbewusst für euch in unzugängliche Regionen schmuggeln, sodass ihr das nicht tun müsst.

Verschiedene Kostüme geben euch in Hitman dabei Zugang zu verschiedenen Ebenen eines Levels und erheben den Stealth-Aspekt aus der Kategorie des simplen Versteckens. Die richtige Strategie ist ausschlaggebend für euren Erfolg und Hitman möchte euch so viele Freiheiten wie nur möglich geben, diese zu finden.

Welche Rolle Freiheit in Dishonored 2 spielt, können wir nur vermuten. Bisher kennen wir nur den auf der Pressekonferenz von Bethesda gezeigten CGI-Trailer, mit dem die Fortsetzung zu Dishonored: Maske des Zorns angekündigt wurde. Immerhin wissen wir, dass es zwei Wege geben wird, Dishonored 2 zu spielen: einmal mehr als Corvo Attano oder zum ersten Mal als Emily Kaldwin.

Dishonored: Die Maske des Zorns

Der Trailer zeigte sowohl ihre eleganten Schleichbewegungen über den Dächern einer verkommenen Stadt, als auch übernatürliche Kampfelemente – dieselbe Mischung, mit der schon Dishonored beeindrucken konnte. Beide Charaktere sollen unterschiedliche Fähigkeiten haben, wie stark der Fokus aber auf Stealth und wie stark auf Kampf ausgerichtet ist, werden wir erst erfahren, wenn wir das erste richtige Gameplay zu Gesicht bekommen. Und wie ihr Dishonored 2 dann tatsächlich spielt, ist wieder eine andere Sache...

Stealth vs Horror

Während die letzte gamescom mit Alien: Isolation , Silent Hills  und The Evil Within  im Zeichen der Rückkehr des AAA-Horrors gestanden zu haben scheint, ist es auf der E3 2015 Stealth, das eine Rückkehr feiert. Natürlich lässt sich argumentieren, dass Stealth auch ein absolut integraler Teil der Horror-Spiele gewesen ist. Allerdings unterscheidet sich die Mechanik je nach Genre gewaltig in der Art, wie wir sie wahrnehmen. Während sie bei Horror vor allem als defensiver Überlebensmechanismus verwendet wird, dient sie in den Stealth-Spielen der E3 dem offensivem Gameplay.

Die Frage, die das nun aber aufwirft, ist, ob es nicht eine Spur zu offensiv ist. Sind es wirklich Stealth-Spiele, wenn offensive Lösungen teilweise so verführerisch einfach sind und zum selben Ergebnis führen? Ist Stealth nicht mehr als ein nettes, aber optionales Gimmick?

The Evil Within


Momentan lässt sich das schwer sagen, allerdings hat die jüngste Horror-Vergangenheit gezeigt, dass große Ankündigungen noch keine großen Spiele bedeuten: The Evil Within war mehr Action als Horror, Alien: Isolation litt an repetitivem Spieldesign und Silent Hills wurde eingestellt. Show-Trends sind widerspenstige Biester, die nicht immer ihr wahres Gesicht zeigen wollen.

Rae vs Stealth

Neben mir isst Mike Bithell einen Keks und sieht sehr zufrieden aus mit meinem Fortschritt. Ich wurde schon seit einiger Zeit von keinem Roboter mehr erwischt. Selbstsicherheit stellt sich ein, während Opernklänge von Thomas Was Alone-Komponist David Housden mein Vorankommen dramatisch begleiten. Zeitgründe lassen mich den Controller eher als mir lieb ist, zurückgeben.

"Danke fürs Spielen! Es hilft mir immer, Leute zu beobachten, die sonst nicht viel mit dem Genre anfangen können."

Wenn ich mir die Spiele der E3 so ansehe, dann weiß ich nicht, ob das wirklich auf mich zutrifft. Stealth hat erneut meine Aufmerksamkeit geweckt und wie es scheint, habe ich in naher Zukunft genug Möglichkeiten, mein Schleichen zu trainieren.

Glaubt ihr an die Rückkehr des Stealth-Genres?

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