Forscher will endgültig mit Videospiel-Vorurteilen aufräumen

09.02.2016 - 14:00 Uhr
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Der Diplompsychologe und Psychotherapeut Georg Milzner macht sich für einen angemessenen Umgang mit Computern und Videospielen stark. Seiner Meinung nach sei die Angst, digitale Medien würden Kinder dumm und krank machen, unnötig und übertrieben.

Früher wurde behauptet, Lesen sei schädlich. Irgendwann waren es dann nur noch die Comics. Mittlerweile gelten selbst die als nicht mehr ganz so gefährlich. Beim Film kommt es aber immer noch ganz darauf an: Horror-Filme können doch keine Kunst sein und Binge-Watching muss einfach schädlich sein! Computerspiele erst recht. Zumindest behaupten  das immer noch diverse Menschen. Zur unendlich ausgelutschten, sogenannten Killerspiel-Debatte bitte hier entlang . Für alle anderen: Der Diplompsychologe und Psychotherapeut Georg Milzner hat ein Buch veröffentlicht, das auf den schönen Namen "Digitale Hysterie: Warum Computer unsere Kinder weder dumm noch krank machen" hört.

Mehr: Kinder & Jugendliche werden von Videospielen zum Rauchen verleitet 

Gegenüber Spiegel Online  gibt er einige Einsichten in das, was in seinem Buch so drin steht. Da darf der Hinweis auf die früheren Vorurteile gegenüber dem Lesen, dem Eisenbahn- oder Autofahren natürlich nicht fehlen. Auf die mindestens so investigative wie suggestive Frage hin, ob es denn wirklich nicht schade, wenn ein 15-Jähriger tagelang World of Warcraft spiele, antwortet Georg Milzner:

Doch, aber nur, wenn er nichts anderes macht. Solange das Leben reichhaltig bleibt, machen Computer weder dumm noch krank. Wichtig ist, dass Eltern ihre Kinder begleiten. Mit 15 ist es dafür zu spät, aber wenn Sie mit jüngeren Kindern auch gemeinsam am Computer spielen, bringt das mehr als reine Verbote. Natürlich sollten Eltern ihrem Kleinkind kein Smartphone in die Hand drücken, um es ruhig zu stellen. Aber warum nicht auf dem Handy ein Filmchen anschauen und danach das Gesehene mit Duplo-Steinen nachbauen? Wichtig ist, die Ebene zu wechseln, andere Sinne anzusprechen.

Die Videospiel- und Computer-Expertin fragt daraufhin, welche Beschränkungen notwendig seien, was Georg Milzner folgendermaßen beantwortet:

Bei uns zu Hause gilt: keine Bildschirmgeräte, bevor die Hausaufgaben gemacht sind; und auch keine Computerspiele mehr nach halb acht Uhr abends. Aber nach exakt 30 Minuten ein Spiel beenden zu müssen, ist unrealistisch. Sie hören doch bei einem spannenden Roman auch nicht mitten im Satz auf zu lesen. Spiele haben eigene Sinneinheiten. Auch die WhatsApp-Gruppe der Schulklasse ist okay, aber bei jüngeren Kindern sollten die Eltern mitlesen.

Schließlich fragt die Interviewerin den Buch-Autoren noch, ob die Kinder nicht wichtige Kompetenzen verlieren würden, wenn sie mehr spielen als dicke Bücher zu lesen. Das Schlusswort:

Einem Literaturprofessor mag das so erscheinen. Unsere Kinder müssen aber in der Welt von morgen zurechtkommen, und die wird anders sein als die, in der wir groß geworden sind.

Gut, dass wir darüber gesprochen haben.

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