Woran Batman: Arkham Knight scheitern könnte

12.06.2015 - 09:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Batman: Arkham Knight
Warner Bros. Interactive Entertainment
Batman: Arkham Knight
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Batman: Arkham Knight hat das Potenzial, sich an die Spitze der Arkham-Spielereihe zu schwingen. Aber genau diese Ambitionen könnten dem Dunklen Ritter ebenso gut die Flügel stutzen.

Höher, schneller, weiter – die Versatzstücke des Fortsetzungsbaukastens à la Hollywood erfreuen sich auch in der Spielebranche großer Beliebtheit. Für Batman: Arkham Knight  dürfte sich Rocksteady Studios bei einigen Bausteinen bedient haben.

Die Schöpfer der Arkham-Trilogie wollen für ihren Helden eine unvergessliche Abschiedsfeier schmeißen, mit einer riesigen Tanzfläche und dem Batmobile im Rampenlicht. Eine Party ganz nach dem Geschmack von Bruce Wayne, oder? Abwarten, denn an genau diesen Plänen könnte das Action-Adventure letztlich scheitern.

Viel hilft nicht immer viel

Mit seinen fast klaustrophobisch engen Gänge versprühte Arkham Asylum  eine Atmosphäre, die ähnlich intensiv wie Scarecrows Nervengas war. Dax Ginn, heute Brand Marketing Producer bei Rocksteady, erklärte Engadget  2011, dass sie diese Wirkung mit vergleichsweise einfachen Mitteln erzielten. Damals habe es gereicht, Batman und den Joker in einen Topf zu werfen und einfach den Deckel zuzudrücken.

Der Joker in Arkham City.


Arkham City  wiederum gelang das Kunststück, diese Spannung in seiner offenen Welt zu wahren. Rocksteady inszenierte viele, eher überschaubare Abschnitte, die sie im Grundriss der namensgebenden Gefängnisstadt zu einem großen Erlebnis arrangierten. Ein Vorgehen, das mit enormen kreativen Anstrengungen verbunden gewesen sein dürfte.

Mehr: So spielt sich Red Hood in Batman: Arkham Knight 

Ob es den Entwicklern gelingt, diese Stimmung in das fünfmal größere Gotham von Arkham Knight zu tragen? Schon Arkham Origins  (von Warner Bros. Games Montréal) scheiterte an dieser Aufgabe. Hier hatte die Stadt selbst kaum noch etwas zu erzählen und begnügte sie sich mit der Statistenrolle als so weitläufige wie leere Kulisse.

Ein Superheld für die Generation Call of Duty?

Gothams Ausmaße führen mich direkt zum nächsten potenziellen Party-Crasher: dem Batmobil. Dabei zweifle ich gar nicht daran, dass das spielerische Getriebe des wuchtigen Autos funktionieren wird. Vielmehr befürchte ich, dass Rocksteadys sorgsame Interpretation des Dark Knight unter die Räder kommen könnte.

*Krach* *Booom*


Schließlich war das Batmobil, wie Social Marketing Manager Gaz Deaves im Interview mit Gamingbolt  andeutete, schon immer mehr als ein bloßes Fahrzeug:

Batmans Auto ist so ein wichtiger Teil seiner Identität, und es wurde von so vielen unterschiedlichen Autoren auf so viele verschiedene Arten interpretiert. Wir haben uns dazu verpflichtet gefühlt, zu zeigen, wie unsere Variante des Batmobils aussieht – und Spielern ein unverwechselbares Fahrerlebnis zu geben.

Doch das, was ich bislang davon gesehen habe, deckt sich kaum mit dem Bild, das die Vorgänger zeichneten. Sie porträtierten Batman als Superhelden, der mehr Sherlock Holmes als Tony Stark ist, dessen Verstand ebenso gefährlich ist wie seine Gadgets oder Fäuste.

Oracle unterstützt Batman immer wieder mit Informationen.


Im Gegensatz dazu steht die brachiale Präsentation des Batmobils, das im wahrsten Sinne des Wortes schwere Geschütze auffährt und etwa Drohnen mit Raketen in Schutt und Asche legt. Obwohl Batman dem Grundsatz folgt, nicht zu töten, feuert er selbst auf menschliche Widersacher. Zwar "nur" mit Gummigeschossen, trotzdem wirkt es so, als würde er mit Kanonen auf Spatzen schießen.

Besonders absurd wird es, wenn er in einem kürzlich erschienen Gameplay Video wie eine Naturgewalt durch die Straßen fegt, Teile der Umgebung zerstört und sogar ein entgegenkommendes Auto rammt. Selbst Schurkin Poison Ivy fällt dazu nicht mehr viel ein:

Wer hat dir das Autofahren beigebracht?


Das wirft die Frage auf, was in Arkham Knight eigentlich vom Beschützer Gothams übrig bleibt: Stellt Rocksteady die in den Vorgängern ausgearbeiteten Wesenszüge auf das erzählerische Abstellgleis?

Ende gut, alles gut

Am Ende komme ich zum Schluss. Ob Batman: Arkham Knight als würdiger Abschluss von Rocksteadys Trilogie in Erinnerung bleibt, wird von den letzten Minuten abhängen – hier muss es überraschen, schockieren, schlicht fesseln und den Spieler mit einem guten Gefühl in den Abspann entlassen.

Mehr: Warum Arkham City den besseren Dark Knight hat 

Andernfalls droht ihm ein ähnliches Schicksal wie Mass Effect 3 . Wer heute an BioWares Abschluss ihrer Space Opera denkt, erinnert sich wohl kaum zuerst daran, wie das Rollenspiel zentrale Konflikte auflöste oder liebgewonnene Figuren verabschiedete. Stattdessen hängen ihm die Diskussionen um "Star Child" und die daraus folgende Kontroverse nach.

Wie wird Rocksteady die Identität des Arkham Knight auflösen?


Zumal es um Batman: Arkham Knight schon ähnliche Debatten gab, als bekannt wurde , dass Amazon das Ende verraten haben könnte. Viele bemängelten, das Spiel würde sich womöglich zu sehr am Finale von Christopher Nolans Dark Knight-Reihe orientieren. Sollte der Ausgang von Arkham Knight für solche Vergleiche sorgen, wäre es umso tragischer, da Rocksteady es bisher schaffte, Batman auf seine ganz eigene Weise zu prägen.

Vielleicht bin ich aber auch nur ein Miesepeter und werde deshalb nie auf coole Party eingeladen. Glaubt ihr, dass Batman: Arkham Knight Rocksteadys Trilogie feierlich beenden wird?

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