MarcelN44 - Kommentare

Alle Kommentare von MarcelN44

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    MarcelN44 19.10.2019, 17:48 Geändert 19.10.2019, 19:31

    Ab Donnerstag tritt der inzwischen 72 Jahre alte Haudegen ein weiteres Mal in seiner Paraderolle an und terminiert alle Gerüchte, er sei zu alt für diesen Scheiß. Für mich ist er der "Last Action Hero".

    Fast auf den Tag genau vor 26 Jahren startete Schwarzeneggers erster Film nach der Mega-Fortsetzung "Terminator 2: Tag der Abrechnung". Nach einem der besten Actionfilme aller Zeiten stand John McTiernans 130 Minuten langer Film unter enormem Druck. Auch der Regisseur selbst war bemüht, nach seinem dünnen "Medicine Man" mit Sean Connery wieder an seine Blockbuster "Predator" und "Stirb langsam" anzuschließen. Und ich? Ich freute mich ein Loch in meinen damals noch kleinen Bauch, dass der neue Schwarzenegger ab 12 Jahren freigegeben war und somit mein erster Kinofilm mit der steierischen Eiche werden konnte.

    Wie so viele andere war ich überrascht bis enttäuscht. In den USA floppte der Film kolossal, konnte international mit 137 Millionen Dollar gerade so seine Kosten decken (T2 kam noch auf 521 Mio. $) und heimste sechs Nominierungen bei den Goldenen Himbeeren ein. Der Start eine Woche nach "Jurassic Park" tat sein übriges. Erst über die Jahre entwickelte sich die Fantasy-Action-Komödie bei mir zum Kult und ist bis heute einer der liebsten Schwarzenegger-Filme.

    Dass sich ein Action-Star selbst auf die Schippe nimmt, war damals - besonders in seiner Liga - ein Novum. Jack Slater heißt hier Arnold Schwarzeneggers Alter Ego. Eine Film-im-Film-Figur, angehimmelt von Austin O'Brien, dessen Kinderfilmkarriere vielleicht auch wegen dieses Flops nicht über "My Girl 2" hinaus kam. Mit Hilfe eines magischen Kinotickets gelangt er in Slaters Filmwelt und der von Charles Dance ("Underworld Awakening" + "Underworld: Blood Wars") genial verkörperte Bösewicht sowie der von Tom Noonan ("F/X - Tödliche Tricks") schön eklig dargestellte Killer in seine reale Welt.

    Aus heutiger Sicht der perfekte Plot für einen Kinofan wie mich. Ein Wettrennen mit Forrest Gump? Mit Sean Maguire über die Liebe sinnieren? Machete ein Smartphone schenken? Aber von Catherine Tramell besser nicht verführen lassen!

    Selten sieht man Arnold Schwarzenegger mit so großer Lust am Schauspiel - und eben auch Talent dazu. "Maggie" ist da ein Beispiel aus jüngerer Vergangenheit. Diese Rolle bietet mehr als nur Muskeln, vor allem Humor aus der Feder von Shane Black, dem Autor der "Lethal Weapon"-Reihe und später auch Regisseur u.a. von "Kiss Kiss Bang Bang".

    Wunderbar auch die vielen Gastauftritte aus dem Freundeskreis: Anthony Quinn als Mafiaboss, Sir Ian McKellen als Tod, Robert Patrick als Terminator 1000, Tina Turner als Bürgermeisterin sowie James Belushi, Chevy Chase, M.C. Hammer, Little Richard und Jean-Claude van Damme als sie selbst.

    Schließlich hat der Film auch noch one hell of a Soundtrack, von Megadeth über Def Leppard bis AC/DC, die ihm den Titelsong "Big Gun" auf den Zelluloidleib schrieben.

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    • 7

      "Parasite", was Englisch für Parasit ist - danke an den Filmvertrieb Koch Media - ist eine Tragikomödie der besonderen Art und der erste südkoreanische Film, der die Goldene Palme in Cannes gewann. Kein Wunder also, dass er auch Südkoreas Beitrag für die Oscar-Verleihung am 9. Februar ist.

      Regisseur und Drehbuchautor Bong Joon-ho, hierzulande bekannt für seine Hollywood- bzw. Netflix-Produktionen "Snowpiercer" und "Okja", steht für eine "dichte Atmosphäre, ironische bis schwarzhumorige Brüche und teilweise rasante Tempiwechsel" [koreafilm.org]. Allesamt Eigenschaften, die man "Parasite" gut zurechnen kann.

      Es geht um die praktisch am Existenzminimum lebende Familie Kim, die zu den titelgebenden Schmarotzern mutiert. Im Hause der reichen Familie Park sind Parasitoide jedoch nicht fremd...

      Der mit 132 Minuten etwas zu lang geratene Film erzählt die Unterwanderung geschickt bis humorvoll, explodiert am Ende jedoch in einem Tarantino'esken Finale, dass mich ratlos zurück lies. Ich frage mich, ob die Verteilung der Sympathien und Antipathien im Klassenunterschied so gewollt ist, oder ob ich vielleicht an einer Stelle gedanklich falsch abgebogen bin.

      Ein ungewöhnlicher, unbequemer Film.

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      • 6 .5

        Dem Trend, in viel Zeit wenig passieren zu lassen ("Once upon a time in Hollywood", "Ad Astra", "Joker"), folgt "Gemini Man" nicht. Es passiert viel, inklusive Reisen nach Kolumbien und Ungarn, wo die Katakombem der Matthiaskirche zur Kampfarena werden, doch das Problem des Films ist seine notwendige Bewerbung: das Verraten des Gemini-Gimmicks. Was bleibt, ist ein gut konstruierter und choreographierter Actionfilm, in dem der ergraute Will Smith (ab 16. Januar 2020 nochmal "Bad Boy for life"), Mary Elizabeth Winstead ("Swiss Army Man") und Benedict Wong ("Doctor Strange") überzeugen, das Wissen um den CGI-Gegner das Vergnügen aber kontinuierlich trübt.

        Den zweifachen Oscar-Preisträger ("Brokeback Mountain", "Life of Pi") und mit seinem Talent sparsam (14 Spielfilme in 18 Jahren) umgehenden Ang Lee hätte es dafür nicht gebraucht.

        • 9 .5
          über Joker

          Ich habe überlegt, ob ich es mir einfach mache, und dem Kollegen von FILMtastico einfach zustimme und ihn zitiere. Aber dann sprudelte es aus mir heraus:

          Ich bin auch zwei Tage später noch immer beeindruckt von der schauspielerischen Wucht, die Joaquin Phoenix in die Darstellung des psychisch abseitigen, auf der Suche nach sich selbst befindlichen, sich letztlich der Gewalt zuwendenden Arthur Fleck gesteckt hat. Er alleine macht den Film aus, er ist der "Joker".

          Aktuell ohnehin eine beliebte Diskussion: Welcher Joker war der Beste? Ohne Frage war für viele Jahre Ausnahmecharakterkopf Jack Nicholson der beste Joker, den wir gesehen haben. Dann kam ein gelockter, junger Mann, hatte nichts zu verlieren, außer seinem Leben, und brannte die Performance seine Lebens auf die Leinwand. Oscar für Heath Ledger. Der exaltierte Auftritt von Thirty Seconds to Mars-Frontmann Jared Leto passte in die "Suicide Squad"-Enttäuschung. So hatte grundsätzlich jede Zeit ihren Joker.

          Joaquin Phoenix jedoch gelingt das Kunststück, nein, das Kunstwerk, seine höchst eigene Darstellung zu bringen und gleichteitig den Bogen zu den neueren "Batman"-Filmen zu schlagen. In der post-transformatorischen Treppenszene glaube ich Ledger zu sehen...

          Gotham City ist dreckig und versinkt in Anarchie. Der dunkle Retter geht noch zur Schule und sein Vater ist nicht gerade ein Aushängeschild des Gemeinwohls. Arthur lebt bei seiner Mutter und hatte eine schwere Kindheit. Eine Floskel, die gerne mal entschuldigend genutzt wird, hier aber erklärenden Charakter besitzt, nichts weiter. Denn nichts entschuldigt die Gewalteruptionen, doch ein gewisser Grad von Sympathie ist anfangs greifbar.

          Kaum zu glauben, dass Autor & Regisseur Todd Phillips bisher nur für Komödien ("Hangover"-Trilogie) bekannt war und nun die Comic-Verfilmung fabriziert, die sich DC schon seit Jahren als Gegenpol zu Marvels Popcorn-Events wünscht - und damit auch noch den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig abstaubte. Zugegebenermaßen ziehe ich Marvel vor, liebe ich doch die schiere Unterhaltung und das Staunen und Freuen und Lieben, von dem es hier einfach nichts gibt. Nur das Staunen über Phoenix, der mit diesem Auftritt sicher nicht aus der Asche zurückkehrt, war er doch durchweg ein Qualitätsgarant (2017er Must-See: "A beautiful day"), hier aber wie einst Heath Ledger noch einmal über sich hinaus wächst. Da schließt sich der Kreis erneut. Auch wenn mir die Oscar-Vorhersage noch schwer fällt (Taron Egerton begeisterte mich als "Rocketman" ebenso), ist er nach bisher drei Nominierungen auch einfach endlich mal dran.

          Wie wäre es jetzt mit einer Neuauflage des ersten Batman-Spin-Offs von 2004? Schade, dass Ruby Rose bereits "Batwoman" ist...

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          • 7 .5

            Der philosophisch geerdete Science Fiction-Film von James Gray ("Die versunkene Stadt Z") nach eigenem Drehbuch fährt unvermeidbar im interstellaren Fahrwasser von Christopher Nolan. In der nahen Zukunft hat die Menschheit das All erobert, leider jedoch anscheinend nicht als 'Mankind', sondern in nationalen Alleingängen. Zumindest suggeriert das die US-amerikanische Weltraumbehörde SpaceCom, die einen Astronauten auf die Suche nach seinem eigenen Vater schickt, weil womöglich dessen Experimente am Neptun die Erde gefährden.

            Diese Reise ist von Hoyte van Hoytema (Oscar-Nominierung für "Dunkirk") in fantastischen Bildern eingefangen worden. Hollywoods Superstar Brad Pitt mimt den astronomischen Geheimagenten mit angenehm stoischer Ruhe, was zwar einerseits die Emotionen in der Vater-Sohn-Geschichte und in der Liebesbeziehung zu Liv Tyler (cool in "Space Station 76") auf Sparflamme hält, die Konzentration des Zuschauers aber voll und Ganz auf die Sci-Fi-Szenerie lenkt. Und die ist für runde 100 Millionen Dollar alle Blicke wert.

            Die philosophische Einordnung kommt dabei aus dem Off. Astronaut McBride lässt uns an seinen Gedanken teilhaben, was zwar die Leere des menschenfeindlichen Weltraums füllt, der aus der Ruhe ihre Spannung ziehenden Geschichte aber unnötige Schwere verleiht.

            Mit Tommy Lee Jones und Donald Sutherland bietet "Ad Astra" eine halbe Reunion der 2000er "Space Cowboys".
            Und ja, das ist Natasha Lyonne ("American Pie") an der Rezeption.

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            • 6 .5

              Mit dem schrägen, aber herrlich wortverliebten Humor musste ich erst einmal warm werden, aber dann gings.

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              • 10

                Auch schon 25 Jahre alt, hat Richard Donners einziger Western bis heute nichts von seinem Charme verloren. Der nächstes Jahr runde 90 werdende Regisseur von Box Office Hits wie "Lethal Weapon" (Danny Glover und...) sowie Kultfilmen wie "Die Goonies" (...Corey Feldman haben hier Cameos), ist seit dem starken Bruce Willis-Film "16 Blocks" leider in Rente.

                Der klar als Komödie angelegte Western begeistert mit seinem blendend aufgelegten Darstellertrio aus der damals bereits zweifach mit einem Oscar gekrönten Jodie Foster ("Angeklagt" und "Das Schweigen der Lämmer"), dem später zweifach Oscar gewürdigten Mel Gibson ("Braveheart") und dem 2014 verstorbenen James Garner. Garner, 1986 für "Die zweite Wahl" für einen Oscar nominiert, spielte in der gleichnamigen TV-Serie von 1957-1962 den Bret Maverick, übernahm die Rolle auch nochmal Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre, bevor er sie in der Kinoauflage an Gibson abtrat und selbst den, äh, Marshal mimt.

                Im Hintergrund veredeln Graham Greene (Oscar-Nominierung für "Der mit dem Wolf tanzt"), Alfred Molina (tatsächlich gibt es einen Filmpreis für Green Screen Acting; in diesem Fall den Visual Effects Society Award für "Spider-Man 2"), Dan Hedaya (zuletzt im Kino mit "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind") und natürlich James Coburn (Oscar für "Der Gejagte") als Gegenspieler 'Commodore' den Cast.

                In dieser großartigen Täuschungsparade geht es um ein lukratives Pokerturnier auf einem Mississippi-Dampfer, für das 'Bert' erst einmal das Startgeld von 25.000 Dollar, was heutzutage ungefähr dem zwanzigfachen entsprechen würde, auftreiben muss. Natürlich bediente sich Drehbuchautor William Goldman, zweifacher Oscar-Preisträger für "Zwei Banditen" und "Die Unbestechlichen", auch bei der mir unbekannten Originalserie, doch ist ihm hier eine wahrlich ausgewogene Mischung aus Action und Comedy gelungen. Die feinen Kostüme waren am Ende sogar bei den Oscars nominiert, unterlagen aber leider "Priscilla - Königin der Wüste".

                Bei dieser bunten Pokerballade mit allen Assen im Ärmel kann man getrost All-In gehen.

                Mavericks Spielart für den finalen Showdown, das Slow-Rolling, habe ich schließlich über 20 Jahre später in meiner Pariser Pokerrunde wieder aufleben lassen. Good ol' times.

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                • 10
                  MarcelN44 27.09.2019, 20:43 Geändert 27.09.2019, 20:54

                  In der Woche, in der der Held meiner Jugend sein 15. Studioalbum veröffentlicht, will ich es mir nicht nehmen lassen, mich einmal mehr zu outen und über einen weiteren meiner All Time Favourites zu schreiben.

                  David Hasselhoff, der Mann, der mit seinem Auto sprach, bevor Bluetooth überhaupt erfunden wurde; der Mann, der 1 Milliarde Strandliebhaber weltweit vor den Fernsehbildschirm lockte; der Tausendsassa der Unterhaltungsindustrie, der ganz oben und ganz unten war, sich selbst als The Hoff neu erfand und es dank einer großen Retro-Revival-Welle auf die Leinwand und den Soundtrack eines Marvel-Blockbusters schaffte; Main Act der größten 90er Party der Welt und nicht erst als Happy Socks-Testimonial eine rundum coole Socke; dieser Mann hat es mir seit dem schicksalhaften Sommer 1989, als meine Mutter mir seine erste Hitsingle kaufte, einfach angetan. Fan-Sein lässt sich nicht jedem erklären.

                  "Wings of Freedom", der im Original "W.B., Blue and the Bean" heißt, aber auch als "Bail Out" (Rettungsaktion) dargeboten wird, wird nun 30 Jahre alt. Am 28. September 1989 erblickte er das Licht westdeutscher Leinwände. Im Gegensatz zu heute war ich sicherlich nicht gleich in der Startwoche im Kino, aber ich erinnere mich noch daran. Im zarten Alter von 11 Jahren natürlich noch nicht alleine, besuchte ich in elterlicher Begleitung den aus heutiger Sicht vermutlich kleinsten Kinosaal der Welt im heimischen Capitol Kino. In meiner Erinnerunge sind gerade mal so 20 Sitzplätze, aber mit Nachttischlämpchen und Aschenbecher. Der Eismann kam, der Film begann.

                  Fraglos ist der glatt 90 Minuten kurze Streifen keine Neuorientierung des Actionkinos, kein neuer Stern am Comedy-Himmel und den Pulitzer fürs Drehbuch gab es auch nicht. Dennoch halte ich Max Klevens dritte und letzte Regiearbeit nach eigenem Drehbuch für eine herzlich sympathische Action-Komödie im Stile des allseits beliebten "A-Team". Der mittlerweile 86 Jahre alte Filmhase war in der Branche so vieles: von 1966 bis 1973 regelmäßiges Extra in "Kobra, übernehmen Sie", Stuntman bei "Zurück in die Zukunft" 1985 und Second Unit-Director bei "Spider-Man" 2002. Aus Stuntman Tony 'Blue' Brubaker ("Backdraft") und Thomas 'Bean' Rosales Jr., dem Hintergrund-Mexikaner aus über 150 Produktionen (u.a. "RoboCop 2", "Im Land der Raketenwürmer 2", "Predator 2", "Jurassic Park 2") - nur übertrumpft vom hier erst elften von bis heute über 300 Auftritten eines Danny "Machete" Trejo - formte Kleven mit dem 'Weißbrot' Hasselhoff ein Unterhaltungstrio, dass sich als eine Art Kopfgeldjäger verdingt. Auf der Suche nach der abtrünnigen Kautionsschuldnerin Linda Blair (Golden Globe-Gewinnerin und Oscar-Nominierte für "Der Exorzist") bekommen sie es mit der Armee eines kolumbianischen Drogenbarons zu tun. Gregory Scott Cummins (aktuell in "Bosch" zu sehen) ist als eben dieser mit seinen stechenden Augen kein bloßes Abziehbild eines Bösewichts, sondern fügt sich perfekt in die harmonische Besetzung.

                  Keine Überraschung, dass David Hasselhoffs Millionen-Seller "Looking for Freedom" den Abspann zum Hit macht. 80's-Feeling with The Hoff. I love it!

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                    Vier Jahre nach "Ich bin dann mal weg" adaptiert Drehbuchautorin Jane Ainscough einen weiteren Bestseller fürs Kino. Mit "Gut gegen Nordwind" schaffte der österreichische Autor Daniel Glattauer 2006 den Durchbruch. Das im selben Jahr für den Deutschen Buchpreis nominierte Werk handelt als moderne Form des Briefromans von einer durch Zufall entstandenen E-Mail-Korrespondenz zwischen einem alleinstehenden Mann und einer verheirateten Frau, trefflich verkörpert von Nora Tschirner und Alexander Fehling, wobei gerade Ulrich Thomsens Rolle mir Respekt abverlangt hat.

                    Die wunderbar konstruierte Geschichte stand bis kurz vor Schluss vor der Höchstnote. Dann entschied sich der Film vom Buch abzuweichen. Vielleicht würde mich eine Verfilmung der 2009 erschienenen Fortsetzung "Alle sieben Wellen", die ebenfalls zu einem großen Erfolg wurde, damit versöhnen.

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                      MarcelN44 26.09.2019, 20:03 Geändert 26.09.2019, 20:03

                      Nachdem 2013 ein Gebäude und 2016 eine Stadt fielen, fragte ich in meiner Kritik, welches Land wohl in der Fortsetzung dran wäre. Wieder drei Jahre später werden aber etwas kleinere Brötchen gebacken und es geht nur wieder um den Präsidenten, wenn auch im großen Stil.

                      Die zweistündige Actionunterhaltung ist Ex-Stuntman Ric Roman Waugh ("Snitch") nach eigenem, gemeinsam mit Altmeister Robert Mark Kamen (u.a. "Karate Kid" und "96 Hours") geschriebenem Drehbuch, schön geradlinig gelungen. Neben den bewährten Gerard Butler und Morgan Freeman ist besonders Nick Nolte in seinem ersten Film nach Schweigers US-Honig-Pleite ein echtes Highlight.

                      Heftige Shootouts in Action nicht nur von der Stange. Butlers nach eigenen Aussagen letzter Auftritt in der "Has Fallen"-Reihe erfüllt die Erwartungen.

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                        Um den ersten Schrecken gleich zu nehmen: So aufgedunsen wie auf dem Filmplakat, sieht Sly in Action glücklicherweise nicht (mehr) aus. Ich dachte eigentlich, für sowas gäbe es Photoshop...

                        Um den zweiten Schrecken gleich zu geben: Thomas Danneberg, Stallones deutscher Synchronstimme seit "Nachtfalken" 1981, geht es offensichtlich leider noch nicht besser. So ist es wie zuletzt in "Creed II", aber eben auch Ende der 1970er Jahre in "Rocky" und "Rocky 2", an Jürgen Prochnow, dem wortkargen Kämpfer seine Stimme zu geben. Hätte mich vorher jemand gefragt, hätte ich es aus dem Bauch heraus für eine gute Idee gehalten. Ins Ohr geht es dann aber doch nur schwer.

                        Bis aufs letzte Blut, könnte man meinen, legt sich John Rambo hier aus persönlichen Gründen mit mexikanischen Frauenhändlern an. Das hat der US-amerikanische Regisseur Adrian Grünberg (Drehbuch und Regie "Get the Gringo") schnörkellos inszeniert. In der ersten Halbzeit wird an der Drama-Schraube gedreht, bevor Sergio Peris-Mencheta ("Resident Evil: Afterlife") & Co. den Fehler machen, dem mittlerweile kurzhaarigen Rambo einen Hausbesuch abzustatten. Die kurzen 89 Minuten sind dabei das Ergebnis so manchen Schnitts nach ersten Test-Screenings im Frühling. So sind manche Szenen und Dialoge der Trailer nicht im fertigen Film. Vielleicht erwartet uns im Heimkino ein Director's Cut.

                        Rambo tut, was ein Rambo so tut. Dafür ist man im Kinosaal. FSK 18-gerecht zerlegt es keine Unschuldigen. Nu is aber gut.

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                        • 10

                          Trotz seiner verhältnismäßig kleinen Filmografie zähle ich Emilio Estevez zu meinen Lieblingsschauspielern. "Blaze of Glory", "Men at work", "Die Abservierer" und natürlich die "Mighty Ducks"-Trilogie festigten meine Meinung in den 1990er Jahren. Früh fing er auch bereits an zu schreiben und Regie zu führen. So auch für diesen sehr persönlichen Film, in dem er und sein leiblicher Vater zum zweiten Mal nach "Heimatfront" Vater und Sohn spielen.

                          Estevez-Filme sind oft Familienproduktionen. Neben seinem Vater Martin Sheen ist hier auch seine Schwester Renée Estevez vor der Kamera zu sehen, dahinter musiziert Tochter Paloma und produziert Mutter Janet Templeton mit Sohn Taylor - der einst selbst mit seinem Großvater den Camino de Santiago de Compostela beschritt, sich verliebte und in Spanien blieb. Auch mit Bruder Charlie Sheen drehte er schon mehrfach. Da verwundert die persönliche Note von "Dein Weg" nicht.

                          Golden Globe-Gewinner Martin Sheen ("The West Wing") spielt Tom, der nie so am Reisen interessiert war wie sein Sohn Daniel (Emilio Estevez, gewann in Venedig einen Löwen für seinen "Bobby"). Sein Fernweh entdeckt er erst, als es für einen gemeinsamen Weg zu spät ist. Der Trailer verrät bereits, dass Tom von Frankreich aus auf dem Jakobsweg - entgegen der kirchlichen Lehre - die Asche seines Sohnes verstreut... Der wahre familiäre Hintergrund der Familie Estevez, die ursprünglich selbst aus Galizien stammt, sorgt im zwischenzeitlich für Michael Douglas und Mel Gibson geplanten Drama für eine besondere Emotionalität. Dazu die sympathischen Nebenrollen, die größtenteils mit echten Pilgern besetzt wurden.

                          Während die New York Times die Empfindsamkeit des Regisseurs und neben Sheen auch die Kanadierin Deborah Kara Unger ("The Game"), den Briten James Nesbitt ("Der Hobbit") und den Niederländer Yorick van Wageningen ("Verblendung") lobt, findet The Hollywood Reporter die 121 Minuten kurze Wanderung 'under dramatized'. Gerade in der Ruhe des Films sehe ich seine Kraft.

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                          • 6 .5

                            Von den ersten, wahnsinnig schlechten Minuten des Films habe ich mich fast nicht mehr erholt: Der australische Schauspieler Alexander England, der in seiner Vita Nebenrollen in "Gods of Egypt" und "Alien: Covenant" nachweisen kann, keift als Möchtegern-Metaller und Drogenkonsument seine Freundin bis zur Trennung an und zieht daraufhin zu seiner Schwester. Als er die Erzieherin seines Neffen kennenlernt und mit der Froschgruppe in einen Zombie-Ausbruch gerät, wendet sich der Humor der Horror-Komödie zum Besseren. Zu mehr kann auch Josh Gad, die US-Stimme von Olaf aus "Die Eiskönigin", nicht verhelfen.

                            Warum sich Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong'o zu einer Beteiligung entschloss, bleibt sicher ihr Geheimnis. Weniger geheim ist, dass ihr das gelbe Kleid hervorragend steht und der Produktion erst Dank ihrer persönlichen Intervention bei Taylor Swift den "Shate it off"-Gag ermöglichte.

                            • 9

                              Zu meiner großen Freude durfte ich feststellen, dass sich das "Toy Story"-Konzept auch nach nunmehr 23 Jahren kaum abnutzt!

                              Nach dem ersten Trailer war ich doch skeptisch. Die neuen Figuren Ducky, Bunny und Forky überzeugten mich da noch nicht. Regisseur Josh Cooleys erster Animationsfilm bringt das Drehbuch von Pixar-Veteran Andrew Stanton (Oscars für "Findet Nemo" und "WALL-E") und Pixar-Frischling Stephany Folsom aber voller Humor und Herz auf die Leinwand, so dass es eine ganz besondere Freude ist, Woody, Buzz & Co. auf ihrem Roadtrip zum Jahrmarkt zu begleiten. Im örtlichen Antiquitätengeschäft bekommen sie es dabei mit Puppen zu tun, die gut und gerne den Horror-Hirnen von Blumhouse entsprungen sein könnten.

                              Und wie gerne wäre ich einmal mehr ein US-amerikanischer Muttersprachler - zumindest im Kino. Zu den bewährten Tom Hanks - der das emotionale Ende für "a moment in history" hält - und Tim Allen gesellen sich u.a. Keegan-Michael Key, Jordan Peele und Keanu Reeves - in seinem ersten Film mit einem G-Rating (vglb. FSK 0) - als kanadischer Duke Caboom; sicherlich ein Fest für die Ohren!

                              Im Deutschen ist Bully Herbig für Woody vielleicht sogar aktuell die beste Wahl, Peer Augustinski vermisse ich an dieser Stelle aber doch schmerzlich.

                              Schade, dass Pixar mit seiner Tradition bricht, einen Kurzfilm vorweg zu zeigen. Die oftmals in ganz anderen Sphären spielenden Vorfilme (z.B. "Bao") waren meist schon ein Highlight für sich. Dafür tröstet das finale Pixar-Logo ein wenig.

                              Abschließend ein paar staunenswerte Zahlen vom Controller: Nach acht Wochen weltweiter Laufzeit ist "Toy Story 4" bereits der fünfte Disney-Film in diesem Jahr, der die Milliardengrenze am Box Office überschreitet. Damit schlugen sie ihren eigenen Rekord aus 2016. Und nach "Avengers: Endgame" (2,79), "Der König der Löwen" (1,34), "Captain Marvel" (1,12) und "Aladdin" (1,03) ist ja lange nicht Schluss: "Maleficent 2", "Die Eiskönigin 2" und "Star Wars IX" stehen noch auf dem Programm. Die einzige andere Produktion 2019, die diese Schallmauer bisher durchbrach, war Sonys neuester "Spider-Man"-Solofilm - in Zusammenarbeit mit Disney.

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                                Im März 1996 geschah in Bochum weltbewegendes: Im Ruhr-Park, dem zwischenzeitlich größten Einkaufszentrum Deutschlands, erlangte das fünf Jahre junge Multiplexkino der United Cinemas International, die ursprünglich von den Paramount Pictures und Universal Studios gemeinsam gegründet wurden und mittlerweile zur chinesischen Wanda Group, dem mit über 7.600 Leinwänden größten Kinobetreiber der Welt, gehören, einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde. Nur eine Filmkopie des Neustarts „Toy Story“ lief durch alle Projektoren der damals noch 18 Kinosäle. Und wer war dabei? Genau!

                                Aber auch abseits dieses Ereignisses war der erste voll im Computer animierte Kinofilm der Welt bahnbrechend. Das seinerzeit noch selbständige, von Steve Jobs – der hier auch als ausführender Produzent fungierte - gegründete Produktionsstudio Pixar brauchte für seinen ersten Langfilm 117 PC mit der damaligen horrenden Speicherkapazität von 500 Gigabyte auf 1.200 CD-Rom. Das mittlerweile im National Film Registry aufgenommene und seit 2007 zu den 100 besten amerikanischen Filmen aller Zeiten geltende Buddy-Movie, gewann acht Annie Awards und einen Oscar. Die Internet Movie Database listet ihn auf Platz 80.

                                Aus der verrückten Idee, der Frage nachzugehen, was unsere Spielzeuge tun, wenn wir schlafen oder das Zimmer verlassen, entspann sich ein aktuell in die dritte Fortsetzung gehendes Abenteuer von Cowboy Woody und Space Ranger Buzz sowie ihren zahlreichen Freunden, dessen Message von Freundschaft, Familie und Zusammenhalt selbstverständlich unverkennbar ist, deren Humor und Charme im Fachbereich der Computeranimation aber bahnbrechend war. Während sich im Original Tom Hanks und Tim Allen reichlich frotzelten, waren es im deutschen Peer Augustinski (seit Teil 3 „leider“ Michael Herbig) und Walter von Hauff, seit dem Allens deutsche Stimme.

                                Die erste Regiearbeit von John Lasseter („Cars“), dem späteren Chef der Walt Disney Animation Studios und zukünftigen Chef von Skydance Animation, wurde u.a. von „Buffy“-Mastermind Joss Whedon, der hierfür seine bisher einzige Oscar-Nominierung erhielt, und „Findet Nemo“ sowie „John Carter“-Regisseur Andrew Stanton geschrieben. Die wunderbar eingängige Filmmusik von Randy Newman, der aus bisher 15 Oscar-Nominierungen zwei Gewinne generieren konnte („Die Monster AG“ und „Toy Story 3“), gipfelt im von ihm zusammen mit Lyle Lovett gesungenen, auch bei den Oscars nominierten „You’ve got a friend in me“. Hier unterlag Pixar gegen Disneys „Colors oft he wind“ aus „Pocahontas“.

                                Disney war es letztendlich auch, die das Produktions- und Marketingbudget von 50 Mio. Dollar aufbrachten und sich dafür langfristige Rechte sicherten – was bekanntlich zehn Jahre später in der Übernahme Pixars, die sich damals 12,5% der Einnahmen sichern konnten, mündete. Weltweit spielte „Toy Story“ über 370 Mio. Dollar ein, was laut Steve Jobs bedeutete, „we'll make good money, and Disney will make a lot of money”, und wurde zum erfolgreichsten US-Film des Jahres – noch vor Disneys “Pocahontas” und “GoldenEye”, Pierce Brosnans erstem James Bond-Auftrag.

                                Weiter historisch war die erste Drehbuchnominierung für einen animierten Film überhaupt. Bis heute folgten sechs weitere Nominierungen in dieser Kategorie. Doch im Gegensatz zu den musikalischen Oscars blieben Animationsfilmen die großen Gewinne bisher verwehrt.

                                Nun denn, „Bis zur Unendlichkeit, und noch viel weiter“!

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                                  Oh Boy(s)!

                                  Der kreative Trailer, in dem Produzent Seth Rogen ("Sausage Party") den drei deutlich minderjährigen Hauptdarstellern erklärt, dass sie ihren eigenen Film nicht werden sehen dürfen, gibt die Richtung der derben Komödie bereits vor.

                                  Im Übergang von Grundschule zur Junior High versuchen die drei Bean Bag Boys an ihrer Sandkastenfreundschaft festzuhalten. Die ersten Hormone und sich unterschiedlich entwickelnde Interessen bilden dabei die Grundlage für einen abenteuerlichen Tag zwischen Fremdscham und großer Komödie. In dem genial harmonierenden Trio sticht zwar der ein Jahr jüngere, aber einen Kopf größere Keith L. Williams heraus, doch kann ich nicht verhehlen, dass ich seit "Raum" 2015 ein Fan von Jacob Tremblay bin. Dass das keine Eintagsfliege war, bewies er 2017 in "Wunder" und "The Book of Henry". Der erst 12jährige junge Mann hat auf der Leinwand eine einnehmende Präsenz, die selten ist. Bleibt zu hoffen, dass ihm das Schicksal wie so vieler anderer Kinderstars erspart bleibt.

                                  Mit den "Good Boys" hat er jedenfalls bewiesen, dass er auch abseits von Dramen überzeugen kann. Die erste Regiearbeit von Gene Stupnitsky, der mit Drehbuchautor Lee Eisenberg bereits die "Bad Teacher" schuf, ist eine Komödie mit Seltenheitswert: In den USA mit einem R-Rating (vergleichbar der deutschen Freigabe ab 16 Jahren) versehen für "strong crude sexual content, drug and alcohol material, and language", ist sie über wie unter der Gürtellinie echt witzig und hat dabei noch das Herz am rechten Fleck.

                                  Kleine Filmwelt: Tremblays erste große Filmliebe wird gespielt von Millie Davis, die ihm bereits in "Wunder" als Freundin zur Seite stand.

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                                    MarcelN44 19.08.2019, 23:07 Geändert 19.08.2019, 23:12

                                    Die kreative Kamera von Mike Gioulakis ("Split" & "Glass") kann es nicht verhindern: "It follows" ist am Ende ein unbefriedigendes Disasterpeace - und der passende Name des Filmmusikkomponisten.

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                                      über Stuber

                                      Nach Dwayne "The Rock" Johnson schafft es nun ein zweiter Show-Ringer in Hollywoods A-Liga: Dave "The Animal" Bautista, der grüne Drax aus den "Guardians of the Galaxy"-Filmen, kann der Charme-Offensive des drei Zentimeter größeren, aber 14 kg Kampfgewicht leichteren Johnson zwar nichts entgegen setzen, als kurzzeitig sehbehinderter Cop, der sich den ahnungslosen Stu in seinem Uber herbeiruft, macht er aber eine sehr amüsante Figur. Seinen Chauffeur verkörpert Stand-up-Comedian Kumail Nanjiani (Filmtipp: "The big sick"!) mit im Verlauf des Films steigenden Selbstbewusstsein, so dass das Highlight der Showdown der beiden gegensätzlichen Hauptakteure in einem Sportgeschäft ist.

                                      Eine besonders dank der frischen Dialoge von Autor Tripper Clancy (schrieb auch die Drehbücher zu Wolfgang Petersens "Vier gegen die Bank" und Torsten Künstlers "Hot Dog") sehr unterhaltsame Action-Buddy-Comedy, deren Altersfreigabe ab 12 Jahren ich bei den gezeigten Schusswechseln aber für fragwürdig halte.

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                                        MarcelN44 16.08.2019, 16:13 Geändert 16.08.2019, 16:27

                                        Der 18. August 1994 war ein Donnerstag. Woher ich das weiß? Weil Donnerstage Kinotage sind!

                                        Heute vor 25 Jahre startete einer meiner liebsten Filme mit dem Bankdrücker aus der Steiermark, der wie wohl kein Zweiter für den 'American Dream' steht: vom österreichischen Bodybuilder zum weltweit gefeierten Actionstar und schließlich kalifornischen Gouverneur.

                                        Der mittlerweile 72jährige Arnold Alois Schwarzenegger, immerhin siebenfacher Mister Olympia, davon 1972 im beschaulichen Essen und 1975 vor Lou "Der unglaubliche Hulk" Ferrigno, wird sicherlich für immer der ikonische "Terminator" bleiben. Doch für mich ist die zwar auch Muskel strotzende, aber eben auch verschmitzte Rolle des Agenten Harry Tasker sein und James Camerons größtes Geschenk an die Filmwelt.

                                        Mit dem Regisseur und auch mit Filmkomponist Brad Fiedel schuf er ebenfalls den durch die Zeit reisenden Androiden. Irgendwie schon überraschend, dass Fiedel für den hämmernden Takt, der mit dieser Figur untrennbar verbunden ist, nicht einen Preis der Branche erhielt. Im Gegensatz zu den Noten, die er den "Wahren Lügen" auf den filmischen Leib schrieb: Die American Society of Composers, Authors and Publishers zeichnete ihn dafür im Rahmen ihrer Film and Television Music Awards 1995 aus.

                                        Tasker, der Agent, der seiner Frau sein wahres Berufsleben zu verheimlichen versucht, ist eine der wenigen Rollen Schwarzeneggers, die von engagiertem Schauspiel zeugen. Statt nur muskelbepackt in die Kamera zu schauen und knackige One-Liner von sich zu geben, gelingt ihm ein mimisches Spiel voller Humor, für das er sechs Jahre zuvor mit Danny DeVito in "Twins" nur geübt zu haben schien. Nichts desto trotz darf er in der zweieinviertel Stunden langen Action-Packung auch knackige One-Liner von sich geben.

                                        Als Frau an seiner Seite, wofür zunächst Jodie Foster vorgesehen war, macht Scream-Queen Jamie Lee Curtis im wahrsten Wortsinne eine gute Figur, als sie einen ironisch unbeholfenen Striptease darlegen muss. Den gefährlichen Helikopter-Stunt führte sie nach einiger Überzeugungsarbeit am 22.11.1993, ihrem Geburtstag, selbst aus und beschrieb ihn später als einen der aufregendsten Momente ihres Lebens. Zurecht erhielt sie hierfür einen ihrer beiden Golden Globes.

                                        Als klassischer Sidekick fügt sich Komiker Tom Arnold in die Szenerie, der als Autor von "Roseanne" Bekanntheit erlangte. Als Antagonisten dienen Ex-Model Tia Carrere, die mir bereits zwei Jahre zuvor in "Wayne's World" auffiel, und Art Malik. Sein arabischer Schurke würde heute sicherlich keiner politisch korrekten Wertung mehr standhalten und machte "True Lies" laut Autor Jack Sheehan zu einem der schlimmsten Bediener antiarabischer Klischees.

                                        Die Rolle von Oscar-Preisträger Charlton Heston ("Ben Hur") basiert übrigens auf Marvels Nick Fury, womit sich dann der Kreis zu aktuellen Superheldenfilmen schließt. Denn die Überzogenheit der Geschichte stand damals schon heutigen Comic-Verfilmungen in nichts nach und bietet großartige Popcorn-Unterhaltung. Die laut Guiness-Buch der Rekorde erste Filmproduktion mit einem Budget über 100 Mio. Dollar dürfte damit mit ziemlicher Sicherheit in allen Punkten eine Nummer größer sein als die französische Vorlage "La Totale!".

                                        Sieht alles echt aus? Sicher! Die von James Cameron und Creature Artist Stan Winston (2 von 4 Oscars für "Terminator 2") frisch gegründete Special Effects-Schmiede Digital Domain (bis heute u.a. alle Marvel-Filme; so versenkte Cameron seinen "Avatar" am Box Office auch ein bisschen selbst) leistete ganze Arbeit und war für ihre erste auch gleich bei den Oscars nominiert - übrigens die einzige Effekte-Nominierung für einen Cameron-Film, die nicht gewann. Die Nahaufnahmen, in denen Schwarzenegger in einem AV-8B Harrier II zu sehen ist, entstanden mit einem originalgroßen Modell. Und alleine für die Tango-Szene trainierte er ganze sechs Monate.

                                        Eine Schande jedenfalls, dass es nie zur kolportierten Fortsetzung gekommen ist. Einerseits, weil der Gouvernator ein politisches Amt anstrebte, andererseits weil James Cameron nach den Anschlägen auf das World Trade Center zu Recht feststellte: "In this day and age, terrorism just isn't funny anymore!".

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                                          Oops, he did it again! Quentin Tarantino haut mal wieder einen raus! Oder besser gesagt: Er haut seinen besten raus, einen Hole-in-one-Film. Fühlt sich 'whole' an und ist 'the one', 'the special one'. Aber genug Floskeln.

                                          Wer gibt einem Filmschaffenden heutzutage noch 161 Minuten Zeit und 90 Millionen Dollar an die Hand, um keinen Superheldenfilm zu drehen, um lange Dialoge und Einstellungen aneinander zu reihen, um im Kino zuzuschauen, wie jemand im Kino sitzt, um am Ende letztlich fast nichts zu erzählen? Nun, Harvey Weinstein war es nicht mehr. "Once upon a time in Hollywood" markiert den ersten Film seit den "Reservoir Dogs" 1992, den Filmwunderkind Tarantino ohne seinen einstigen Mentor inszeniert hat. So waren es Sony und die Columbia, die auf sein Talent vertrauten und Recht behalten sollten.

                                          Man kann seine Liebe zum Film praktisch in jeder Szene spüren. Die ohne Längen auskommenden über zweieinhalb Stunden zehren von ihren drei Hauptdarstellern und den vielen fein besetzten Nebenrollen: Al Pacino, Lena Dunham, Dakota Fanning, Kurt Russell, Luke Perry (in seiner letzten Rolle), Emile Hirsch, Bruce Dern (in der Rolle, die ursprünglichem mit dem dann plötzlich verstorbenen Burt Reynolds besetzt war), Michael Madsen, Timothy Olyphant, Damian Lewis, Rebecca Gayheart, Rumer Willis, Clifton Collins Jr. und Tim Roth, dessen Szenen leider der Schere zum Opfer fielen, sowie Zoë Bell, die auch als Stunt Koordinator tätig war. Da müssen Margot Robbie, Brad Pitt und Leonardo DiCaprio schon ganz tief in der schauspielerischen Trickkiste kramen, um nicht unterzugehen. Aber auch das gelingt ihnen (schau)spielerisch. Tarantino hält das erstmals gemeinsam vor der Kamera stehende Männer-Duo dabei zurecht für "the most exciting star dynamic duo since Robert Redford and Paul Newman".

                                          DiCaprio (in seinem ersten Film nach seinem Oscar-Triumph für The Revenant" 2015) mit Wut, Pitt mit Humor und Robbie mit Liebe im Herzen, führen dynamisch durch die Szenerie, die auf diesen einen Auftritt hin arbeitet, vor dem ich angesichts der Kenntnis von Tarantino'schen Bluträuschen sogar etwas Angst hatte: jener der Manson-Familie. Gekonnt spielt der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent mit den Erwartungen des Zuschauers, ohne diese mit seinem wohl persönlichsten Werk auch nur eine Sekunde zu enttäuschen.

                                          "Once upon a time in Hollywood" ist eine Hommage an das Hollywood der späten 1960er Jahre, farbenfroh und musikalisch bis in die Hippie-Haarspitzen. Die IMDb zählt über 60 Soundtrack-Einträge, von "Treat her right" von Roy Head & The Traits bis hin zum Batman Theme von Neal Hefti. Es ist kein Geheimnis, dass Quentin Tarantino die Musik seiner Filme besonders am Herzen liegt. Die Bilden stammen vom dreifachen Oscar-Preisträger Robert Richardson ("Hugo Cabret", "The Aviator", "JFK"), der seit "Kill Bill-Volume 1" in Tarantinos Diensten steht und im Rahmen dieser Zusammenarbeit auch drei seiner weiteren sechs Nominierungen erhielt.

                                          Ich bin niemand, der die Leinwand beklatscht. Aber nach der Midcredit-Scene stimmte ich mit einem leichten Fingertrommeln auf meinem Oberschenkel in die sieben minütigen, stehenden Ovationen ein, die dieses cineastische Goldstück von 1.068 Pressevertretern bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes erhielt.

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                                            Zwar hatte mich "New York, I love you" 2009 bereits enttäuscht, aber die Hoffnung war doch da, der deutsche Ableger könne in die Fußstapfen von "Paris, je t'aime" von 2006 treten.

                                            Trotz der namhaften Besetzung aus u.a. Luke Wilson, Jim Sturgess, Diego Luna und Charlotte Le Bon, ist es aber nur genau eine Geschichte, die berührt.

                                            Obdachlose Engel und planlose Touristen streifen durch ein größtenteils hässliches Berlin, das dabei arm, aber nicht sexy wirkt. Die von Dennis Gansel ("Wir sind die Nacht") in Szene gesetzte Agentenhatz hat noch Charme, aber Veronica Ferres ist als Waschsalonbetreiberin ebenso peinlich wie Katja Riemanns Navi-Stimme auf den (verlorenen) Spuren von Scarlett Johansson in "Her".

                                            Til Schweigers Beitrag setzt das aus Hamburg stammende Victoria’s Secret-Model Toni Garn einem entstellten Mickey Rourke gegenüber. Diese Episode weiß zu überzeugen, das traurige Desaster in Rourkes Gesicht lenkt aber von allem ab. Die Puppenspieler-Liebelei zwischendurch ist auch süß, die wiederkehrende Gestalt des Robert Stadlober aber nur nervig.

                                            Erst am Ende wird es dank Keira Knightley und Helen Mirren versöhnlich, als sich Mutter und Tochter im Beisein eines Flüchtlingsjungen wieder annähern.

                                            Den als nächstes geplanten "Shanghai, I love you" lasse ich da getrost aus.

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                                              Trotzdem der Film hielt, was der optisch abgefahrene und abwechslungsreiche Trailer versprach, ist "Playmobil - Der Film" weit davon entfernt, den eigentlich gleichen Plots der "Lego Movies" Konkurrenz zu machen. Zwar ist die Geschichte der Geschwister Marla und Charlie, die sich in einer bunten und vielfältigen Playmobil-Welt wiederfinden müssen, reichlich fantasievoll gelungen, doch die Reise mit dem Foodtruck durch den Wilden Westen, ein Wikinger-Schlachtfeld, eine Sci-Fi-Stadt und einen Märchenwald ersetzt nicht die skurrilen Einfälle der Steinchen, die im laufenden Film die Story voran bauen.

                                              Die coolste Rolle in Lino DiSalvos erstem Spielfilm (zuvor u.a. Head of Animation für "Die Eiskönigin") ist definitiv Geheimagent Rex Dasher, im Original gesprochen von Daniel "Harry Potter" Radcliffe, im Deutschen von Matthias "Schlussmacher" Schweighöfer, dem ein eigenständiger Film zuzutrauen wäre.

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                                                über Con Air

                                                In "Con Air" von Werbe-Filmer Simon West (McDonald's, Sprite, Ford; später u.a. "The Expendables 2") bekommt es Hauptdarsteller Nicolas Cage mit einem ganzen Flieger voller böser Jungs zu tun. John Malkovich ("R.E.D."), Ving Rhames ("Mission: Impossible"), Danny Trejo ("Machete"), vor allem aber Steve Buscemi ("Reservoir Dogs") machen ihm die Rückkehr zu seiner Frau (Entdeckung Monica Potter, "Martha trifft Frank, Daniel & Laurence") schwer. Das Drehbuch ist zwar wenig bis gar nicht glaubwürdig, strotzt aber nur so von skurrilen Einfällen, die dieses zweistündige Action-Feuerwerk unvergesslich machen.

                                                Dabei ist das Setting real: Das Justice Prisoner and Alien Transportation System transportiert mit ihren zehn Flugzeugen jährlich rund 260.000 Gefangene durch die USA bzw. illegale Ausländer (Aliens) in ihre Heimatländer.

                                                Makabere Anekdoten: Der den Film prägende Song "Sweet home Alabama" ist von der Band Lynyrd Skynyrd, die selbst bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Und: Während der Dreharbeiten tötete ein nicht ausreichend vertäutes Flugzeugmodell einen Effektspezialisten. Ihm ist dieser Film gewidmet.

                                                So wurde "Con Air", die "wilde Orgie aus brutalen Effekten, Tönen und Explosionen" (Lexikon des internationalen Films), Jerry Bruckheimers erster Film ohne seinen Kompagnon und mit seinem neuen Logo. Auch schaffte er das Kunststück, mit seinem Titelsong "How do I live" von Trisha Yearwood gleichzeitig für Goldene Himbeere und Oscar nominiert zu sein. Der ging in dem Jahr verdientermaßen an Céline Dions "My heart will go on", aber das ist eine andere Geschichte.

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                                                  Am 11. Juli 1996 schickte Brachial-Regisseur Michael Bay Ex-Bond Sir Sean Connery und Beinahe-Superman Nicolas Cage auf die deutschen Leinwände. Nach zahlreichen Musikvideos, u.a. für Lionel Richie, Meat Loaf und Tina Turner, empfahl er sich ein Jahr zuvor mit den "Bad Boys" Will Smith und Martin Lawrence fürs Actionkino und ist nun nicht mehr aus ihm weg zu denken (u.a. nahm er fünfmal auf dem "Transformers"-Regiestuhl Platz). Dass zu Beginn des Films noch der große, gelbe Blitz in die Leinwand einschlug, zeigte, dass Jerry Bruckheimer noch mit seinem exaltierten Kompagnon Don Simpson das Erfolgsduo bildete, dass die Action-Augen mit Hits wie "Tage des Donners", "Top Gun" und "Beverly Hills Cop" beglückte.

                                                  Die Premiere von "The Rock" erlebte Simpson nicht mehr. Im ihm gewidmeten Blockbuster bilden der Schotte Connery und der Kalifornier Cage ein ungleiches wie spannendes Duo - dafür wurden sie mit dem MTV Movie Award als Bestes Filmduo ausgezeichnet - im Kampf gegen Terroristen, die von der ehemaligen Gefängnisinsel Alcatraz aus San Francisco mit Giftgas bedrohen. Die Action ist fett und immer wieder ansehbar, der Sound satt und Oscar nominiert. Neben den beiden schauspielerischen Schwergewichten - Connery war 1988 Oscar-Gewinner für "Die Unbestechlichen" und ist seit 2003 leider in Rente; Cage gewann 1996 für "Leaving Las Vegas", ist hoch verschuldet und spielt leider alles, was sowas wie ein Drehbuch hat - drehen u.a. Ed Harris ("Im Sumpf des Verbrechens"), David Morse ("The green mile"), Michael Biehn ("Terminator") und John C. McGinley ("Scrubs") kräftig an der Action-Schraube.

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                                                    MarcelN44 08.08.2019, 23:04 Geändert 08.08.2019, 23:07

                                                    Es ist das erwartete, Eimer große Popcorn-Spektakel meiner zwei liebsten "Fast & Furious"-Beteiligten. Während Vin nur Diesel im Blut hat, können Jason Statham und Dwayne Johnson trotz gleicher Frisur mit einem Vielfachen an Charisma punkten.

                                                    Ihre Sprüche untereinander machen einen Großteil der Unterhaltung aus. Den Rest teilen sich die wieder hervorragend ins Testosteron schwangere Setting passende Vanessa Kirby ("Mission: Impossible 6 - Fallout") und die hanebüchenen, aber staunenswerten Stunts.

                                                    Schauspieler, Stuntman, Autor, Produzent und Stunt Koordinator David Leitch legt damit nach "Atomic Blonde" und "Deadpool 2" seinen dritten Kinokracher vor, der nach einer Woche sein 200 Mio. Dollar-Budget bereits wieder eingespielt hatte.

                                                    Garniert mit einem bösen Idris Elba und der wunderbaren Helen Mirren steht der 135 minütigen Action-Parade - samt zwei Überraschungsgästen und Abspannszenen - nichts im Weg. Trotz des großen Vergnügens fühlt sich "Hobbs & Shaw" erwachsener an als alle acht Autorennen zuvor.

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