Hitman, Final Fantasy 7 & Co. brauchen das Episoden-Format

14.03.2016 - 16:30 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Quantum Break
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Das Remake von Final Fantasy 7 hat einige Fans verärgert, weil es im Episoden-Format erscheinen wird. Der neue Hitman-Teil und auch Quantum Break sind andere aktuelle Beispiele für diesen Trend. Und das ist richtig gut so. Warum? Ich erkläre es euch.

Episodenspiele gelten vielen als reine Geldmacherei. Die Sorge der Spieler ist oft, dass sie durch das unnötige Zerteilen eines eigentlich am Stück entwickelten Titels letztlich mehr Geld zahlen müssen. Denn wer gibt sich schon mit einem kleinen Stück der Handlung zufrieden? Aber ist das wirklich der einzige oder überhaupt ein Grund für die Auftrennung in Episoden?

Ich gehe vielmehr davon aus, dass dieses Konzept einigen Spielen extrem weiterhilft. Sei es, um lebendige Gebiete im Stil von Hitman zu schaffen, oder um riesige Welten nach heutigen Ansprüchen neu aufzubauen wie beim Final Fantasy VII Remake. Und Quantum Break könnte seine mutige Erzählweise ohne eine Episodenstruktur gar nicht umsetzen.

Zumal sich Geschichten fast immer in Kapitel gliedern, die schon für sich genommen eine Handlung erzählen. Die meisten Spiele funktionieren nach diesem Prinzip, auch wenn uns die Episoden vielleicht weniger auffallen. So teilt Uncharted: Drakes Schicksal seine Erzählung auf verschiedene Schauplätze quer durch die Welt auf. In The Last of Us deckt jede Jahreszeit eine Episode des Spiels ab. Weil die Titel aber am Stück erscheinen, fällt das im Spielgeschehen nicht einmal besonders auf.

Quantum Break und das neue Erzählen

Auch Quantum Break kommt als Gesamtpaket auf den Markt. Das Spiel gliedert sich in fünf Spielabschnitte auf, dazu gibt es eine Live Action-Serie mit vier Folgen von je rund zwanzig Minuten. Diese schaut ihr euch jeweils zwischen zwei Spielabschnitten an.

In Quantum Break schlüpft ihr in die Rolle der Hauptfigur Jack Joyce und stellt euch gegen einen Mann namens Paul Serene. Am Ende jedes Spielabschnitts seht ihr eine Szene mit Serene und müsst eine Entscheidung treffen. Die Auswirkungen seht ihr dann wiederum in einer der darauffolgenden Live Action-Sequenzen.

Das Aufbrechen des Spielflusses durch diese episodische Aufbereitung ergibt durchaus Sinn. Schließlich nimmt euch das Spiel bewusst die Kontrolle und damit auch eine Möglichkeit, euch von den Konsequenzen eures Handels abzulenken. Diesen spannenden Ansatz gab es so noch nicht und ohne Episodenformat wäre er auch nicht umsetzbar gewesen.

Hitmans Mikrokosmen

Hitman ist hingegen ein Episodenspiel im klassischen Sinne: Die einzelnen Episoden erscheinen mit mehreren Wochen Abstand zueinander. Entwickler IO Interactive will diese Zeit eigenen Angaben zufolge nutzen, um auf die Reaktionen der Fans einzugehen und die jeweils noch ausstehenden Episoden daran anzupassen . Dass solch eine Aussage zuerst einmal auf Skepsis trifft, ist verständlich. Immerhin ist schwer abzuschätzen, wie viel das Team in der recht kurzen Zeit zwischen den Episoden wirklich noch ändern kann.

Hitman wäre ohne das Episoden-Format schwer umsetzbar

Der Austausch zwischen Spielern und Entwicklern ist aber nicht alles. Dank der Episoden-Releases dürften einzelne Missionen nämlich mit mehr Details und Möglichkeiten aufwarten.

Episode 1 spielt auf einer Modenschau in Paris und hält einen Story-Auftrag mit zwei Zielen für euch bereit. Dabei habt ihr allerlei Freiheiten, um eure Ziele zu erfüllen. Zusätzlich erlebt ihr einen eigenen kleinen Mikrokosmos, in dem Models, Agenten und Zuschauer sowie Pressevertreter herumschwirren. Und mithilfe der Live-Inhalte unterfüttern die Macher oder sogar Spieler diese Welt stetig mit neuen Inhalten, die teilweise nur für eine bestimmte Zeit verfügbar sind. Wer hier schon die einzelnen Episoden spielt, bekommt also mehr für sein Geld. Außerdem wollen sich die Entwickler von Spielern dabei inspirieren lassen, was sie an neuen Live-Inhalten ins Spiel bringen könnten.

Mehr: Hitman im Test – Was erwartet euch im Episodenspiel? 

Wenn die nächsten Episoden genauso aufgebaut sind, schaffen die Entwickler mehrere kleine, in sich geschlossene Spiele, die für sich genommen Spaß machen und als großes Ganzes ein tolles Erlebnis bieten. Aber der extreme Aufwand und die in den letzten Jahren enorm gestiegenen Produktionskosten, die damit einhergehen, dürften eben auch nur mit den Einnahmen aus den vorherigen Episoden zu decken sein.

Final Fantasy 7 hat noch nie auf eine Disc gepasst

Episodenspiele sind allerdings nicht nur ein Trend der aktuellen Spielelandschaft. Schon das Final Fantasy-Franchise war zu Zeiten der PlayStation-Ära ein Vorreiter dieses Konzepts. So wurden Final Fantasy VII, Final Fantasy VIII und Final Fantasy IX auf mehreren Discs ausgeliefert – inklusive Cliffhangern, wie wir sie von Serien kennen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass das Final Fantasy 7-Remake nun auch Stück für Stück erscheint. In einem Interview  sprach Tetsuya Nomura darüber, dass das Remake erst jetzt überhaupt möglich sei. Erst jetzt hätten sie eine Vorstellung davon, wie sie die Welt des Rollenspielklassikers mit moderner Technik umsetzen können. Dazu verspricht er, dass kaum Inhalte gestrichen, aber sicherlich noch welche dazu kommen.

Über Wedge werden wir im Remake mehr erfahren

Weitere Aussagen deuten auf eine komplette Vertonung  und einen stärkeren Fokus auf Nebencharaktere  hin, was noch mehr Szenen und vielleicht sogar Spielabschnitte mit sich bringen dürfte. Vor allem Audiodateien sind übrigens extrem groß und nehmen daher einigen Speicherplatz weg. Auch das könnte ein Grund sein, wieso es keinen anderen Weg gibt als den episodischen. Nur auf diese Weise können die Entwickler nämlich jeden Abschnitt so ausgestalten, dass er als eigenes Spiel  funktioniert.

Episodenspiele ermöglichen den Entwicklern also Freiheiten, die sie sonst nicht gehabt hätten. Sei es, um eine Geschichte auf eine völlig neue Art zu erzählen oder um Welten zu schaffen, die einfach den Produktionsrahmen eines einzelnen Spiels sprengen würden. Außerdem geben sie den Entwicklern die Chance, auf Feedback zu reagieren und die Community in den Entwicklungsprozess einzubinden.

Und wer all das wirklich gar nicht will, kann immer darauf warten, dass die gesammelte Edition des Spiels erscheint und dann alle Episoden am Stück spielen. Das sorgt nur für eine längere Wartezeit bis zum Release, anstatt über einen längeren Zeitraum hinweg Spaß mit einem (hoffentlich) guten Spiel zu haben.

Wie steht ihr zu Episoden-Releases?

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