Daredevil Staffel 2 - Folge 5 der Marvel-Serie im Recap

19.03.2016 - 10:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
DaredevilMarvel Studios/Netflix
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Elektra bringt etwas Feuer ins Geschehen, kann aber auch nicht verhindern, dass die Daredevil-Folge Kinbaku sich nur mühsam über die Ziellinie schleppt.

Übers (lange) Wochenende begleite ich die 2. Staffel von Daredevil mit Recaps zu allen 13 Episoden. Hier gibt es eine Übersicht aller bereits veröffentlichter Recaps.

Wie viel Leben steckt wirklich in Marvel's Daredevil? Dank der Abwesenheit von Wilson Fisk (Vincent D'Onofrio) lässt sich diese Frage in der 2. Staffel der Netflix-Serie kaum mehr übersehen. Fisk bildete den massiven Gegenpol zum Teufel von Hell's Kitchen, natürlich aus moralischen wie methodischen Gründen. Vor allem jedoch sorgte seine Anwesenheit für ein elektrifizierendes Spannungsfeld innerhalb der Serie, weil er als eine der wenigen Figuren der Produktion ein pralles Eigenleben besitzt. Eines, das sich nicht aus der Präsenz von Matt Murdock oder der Notwendigkeiten des Plots speist. Das schienen auch die Autoren zu wissen, die ihn nicht zuletzt mit Hilfe von Flashbacks als zweite Hauptfigur anerkannten. Fisk ist eine Figur aus Fleisch und Blut (viel Blut), die einigen Episoden mit dem ihr eigenen Drall die Richtung vorgab. Er braucht Matt Murdock nicht, aber Marvel's Daredevil braucht Wilson Fisk. Das zumindest lehrt uns eine Episode wie Kinbaku, die 5. der 2. Staffel.


Karen und Matt mögen "cheap stuff"


Kinbaku, benannt nach einer kunstvollen japanischen Bondage-Technik, versucht ein Punisher-großes Loch mit Elektra Natchios (Elodie Yung) zu stopfen. Frank Castle sitzt erstmal in Untersuchungshaft ("Punisher Punished", titeln die Zeitungen wenig originell). Die Autoren, in dieser Episode Lauren Schmidt Hissrich, lassen kaum eine Minute verstreichen, um sofort den Ersatz vorzuführen. Was uns wieder zur Frage nach dem Eigenleben führt. Karen (Deborah Ann Woll) mag einer Verschwörung auf der Spur sein und Foggy (Elden Henson) kämpft mit dem Einfluss der ambitionierten Staatsanwältin Reyes (Michelle Hurd), die es auf dem Rücken der Vigilanten zur Bürgermeisterin bringen will. Eigentlich zwei lohnenswerte Handlungsstränge, allerdings zeigt sich gerade an diesen Stellen, wie leer die Serienwelt von Daredevil zuweilen erscheint. Denn Foggys und Karens Kontaktpersonen wie Ellison (Geoffrey Cantor) vom New York Bulletin (erinnert ihr euch an seinen Namen?) oder der stellvertretende Staatsanwalt Tower (Stephen Rider) sind bislang nichts weiter als Plot-Strohmänner. Hineingesetzt in die Szenerie dienen sie in erster Linie als Gefäß für Exposition (DA Reyes will Bürgermeisterin werden!) und zweckdienliche Erleuchtungen (Hey, es gab mal ein Massaker zwischen Iren, Mexikanern und Dogs of Hell!). Darüber hinaus gibt es weder für Foggy und noch für Karen einen Grund Zeit mit diesen Figuren zu verbringen. Obwohl die Serie ihnen Screentime zugesteht, für ihre Ausgestaltung also Raum bestünde.

Das Grundproblem von Daredevils 2. Staffel sind aber nicht die eindimensionalen Randgestalten. Nicht jede Serie kann oder sollte The Wire nachahmen. Wobei die präzise Skizzierung von Figuren wie Wesley (Toby Leonard Moore), Madame Gao (Wai Ching Ho) oder den Ranskahov-Brüdern (Gideon Emery und Nikolai Nikolaeff) von größeren Ambitionen oder Fähigkeiten im Autorenstab der 1. Staffel zeugte. Vielmehr wirken viele Einzelszenen von Foggy und Karen träge, weil die beiden vielfach nicht aus sich selbst heraus zu agieren scheinen, sondern bisweilen nur existieren, um in Bezug zu Matt Murdock zu stehen. Um sich in ihn zu verlieben. Um ihm Vorwürfe über sein Doppelleben und die Vernachlässigung der Kanzlei zu machen. In Endlosschleife sozusagen. Wegen der Abwesenheit von Flashbacks in den frühen Episoden der 2. Staffel musste die Laufzeit anderweitig gefüllt werden. Seltsamerweise hat gerade das im Vergleich zur 1. Staffel zu einer Verengung des Blickwinkels geführt. Mobster werden eingeführt und sofort wieder entsorgt, Reyes darf mal reinschauen und verschwindet wieder. Seit Wilson Fisk im Knast sitzt, steht Matt Murdock gewissermaßen einem Vakuum gegenüber. Die charismatische Präsenz Jon Bernthals konnte dieses nur halbwegs füllen und Foggy oder Karen sind dafür schlicht nicht geschaffen. So viel Raum steht zur Verfügung und trotzdem ist die Welt von Daredevil in der 2. Staffel kleiner geworden.


Elektra und Matt

Was uns wieder zurück zu Elektra führt, die in ihrer ersten längeren Folge ebenfalls ausschließlich zu existieren scheint, um Matt die Möglichkeit der Rache am Mörder seines Vaters zu geben. Als Gegenentwurf zur zarten Verliebtheit von Matt und Karen wird in Flashbacks gezeigt, wie Matt dem Bad Influence verfiel. Wie in den titelgebenden Fesslungsspielen kann er auch in der Gegenwart von Elektra nicht lassen. Sie zieht ihn hinein in ihren Konflikt mit der fiktionalen Firma Roxxon , auf die schon diverse andere Marvel Cinematic Universe-Produktionen verwiesen haben . Ihren neckenden Dialogen mit Matt und überhaupt der Hassliebe der beiden liegt deutlich mehr Anziehungskraft inne, als dem netten Geplänkel zwischen Karen und ihm. Das ist sicher einer der Gründe, warum so schnell ein Punisher-Ersatz aufgetrieben werden musste. Gleichzeitig erweist sich die Einführung von Elektra als verschenkte Chance, das Daredevil-Universum gottgleich durch einen Energiestoß zu beleben. Stattdessen kommt auch Kinbaku von Matts moralischen Standpunkten nicht los, die wir allerdings zur Genüge in Staffel 1 erforscht haben. So "glorios" sind die Abgründe seiner Seele eben doch nicht.

Anmerkungen am Rande:

  • "Ah, German beer! Tastes like piss!" - Elektra Natchios
  • Nakatomi Building > Yakatomi Building
  • Mmmhh, Pfirsichpastete
  • "The horny one." (hihi)
  • "She's gonna turn citywide disaster into damn fine lemonade."
  • Ob das indische Restaurant den selben Ausstatter wie der Birdman-Schnapsladen  hat?

Alle Recaps im Überblick:

Staffel 2, Folge 1: Bang
Staffel 2, Folge 2: Dogs to a Gunfight
Staffel 2, Folge 3: New York's Finest
Staffel 2, Folge 4: Penny and Dime
Staffel 2, Folge 5: Kinbaku
Staffel 2, Folge 6: Regrets Only
Staffel 2, Folge 7: Semper Fidelis
Staffel 2, Folge 8: Guilty as Sin
Staffel 2, Folge 9: Seven Minutes in Heaven
Staffel 2, Folge 10: Man in the Box
Staffel 2, Folge 11: .380
Staffel 2, Folge 12: The Dark at the End of the Tunnel
Staffel 2, Folge 13: A Cold Day in Hell's Kitchen



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