Daredevil Staffel 2 - Folge 9 im Recap: Seven Minutes in Heaven

20.03.2016 - 12:30 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
DaredevilMarvel Studios/Netflix
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BFFs werden Fisk und der Punisher sicher nicht mehr, in der 9. Folge der 2. Staffel gehen sie trotzdem eine gefährliche Allianz ein. Daredevil entdeckt indessen eine Blutfarm der Hand.

Übers (lange) Wochenende begleite ich die 2. Staffel von Daredevil mit Recaps zu allen 13 Episoden. Hier gibt es eine Übersicht aller bereits veröffentlichter Recaps.

Hat sich Daredevil in eine Buffy-Folge verlaufen? Die in der letzten Folge eingeführte Geheimorganisation namens Die Hand erntet im Keller ihrer "Farm" das Blut von Geiseln, um einen zweiten "Teufel" auf die Straßen zu schicken. Damit bewegt sich Marvel's Daredevil in mystische Gefilde, von denen erst noch bewiesen werden muss, ob sie sich mit dem realistisch-düsteren Ton der Netflix-Serie vertragen. Da die Tätigkeit von Nelson & Murdock und damit auch die Freundschaft unseres Trios auf Eis liegt, hat Matt (Charlie Cox) nun genügend Muße, um dem Klan hinterherzujagen. So scheint es zumindest, doch die erstklassige 9. Episode der 2. Daredevil-Staffel bringt eine entscheidende Figur zurück aufs Spielfeld: Ein Deal zwischen Frank Castle (Jon Bernthal) und Wilson Fisk (Vincent D'Onofrio) verschafft ersterem nach einigen blutigen Umwegen die Freiheit. Nach Seven Minutes in Heaven kann ich eigentlich nicht genug von den verbalen und physischen Punisher-Fisk-Kopfnüssen bekommen und hoffe trotzdem, dass sich ihr nächstes Treffen noch eine ganze Weile hinauszögert.

Orange is the New Red

Unter dem Mikroskop der Gefängnismauern beobachten die Drehbuchautoren Marco Ramirez & Lauren Schmidt Hissrich, wie Wilson Fisk wohl einst die Macht in Hell's Kitchen an sich riss. Ganz in weiß, wie eine ungenutzte Leinwand, kommt er im Prolog der Episode in seinen Zellenblock, findet seinen ersten Verbündeten in einem Kreditanalysten, der fälschlicherweise annimmt, sie wären beide reine white collar criminals, Schreibtischtäter. Fisk verschafft sich durch ein paar finanzielle Gefallen eine erste Machtbasis im Knast, bezahlt Mieten der Henchmen-Mütter und die Anwaltskosten seiner Nummer 1 (Wesley Nummer 2?) und nimmt die Konkurrenz ins Ziel: Drogenhändler Dutton. Vincent D'Onofrio springt wieder hinein ins monströs herrliche Overacting und kaut auf jedem Buchstaben herum, als wollte er ihm die Kehle durchbeißen. Sein Fisk, das zeigt diese Folge ganz ausgezeichnet, ist ein gewiefter Manipulator seiner Umwelt. Im Handumdrehen verwandelt er seine Zelle in ein Büro, sieht in Informationen den selben Wert wie in Messern und Fäusten. Trotzdem schlummert dieselbe Lust an der Gewalt in ihm wie im Punisher, wie in Elektra und wie auch in Daredevil.

So gelingt Fisk und damit auch dem Drehbuch das Zauberstück schlechthin: Frank Castles Rachefeldzug zu befeuern, ihm eine Meute missmutiger Gefangener auf den Hals zu hetzen, eine Kopfnuss dafür einzukassieren und trotzdem ausgerechnet den No-Nonsense-Vigilanten schlechthin in einen Verbündeten zu verwandeln. Der Punisher kommt frei und da Castles Gegner und Fisks Gegner sich bis zu einem gewissen Grad überschneiden, verschmelzen ihre Kriegszüge. Wenigstens für eine Weile. Bis der Kingpin auch außerhalb der Gefängnismauern seinen Thron besteigen will und dem Punisher nach der Niederstreckung der konkurrierenden Banden und besonders des Fäden ziehenden Blacksmiths nur noch ein Gegner bleibt. So lautet der Plan.

Jon Bernthal und Vincent D'Onofrio könnten nun kaum gegensätzlichere Schauspielertypen sein, was ihre beiden rahmenden Treffen in dieser Episode zu solch einem Genuss macht. Dass Elektra (Elodie Yung) mit dem Auftauchen Fisks einstweilen von der Bildfläche verschwindet, ist aus Drehbuchsicht wohl kein Zufall. Matts großes Plädoyer für das Gute im Menschen und die Möglichkeit es in der Realität zu beweisen, wird damit erstmal unterbunden. Für die tiefere Auseinandersetzung mit den moralischen Fragen, die die Daredevil-Autoren tendenziell lieber ankratzen, als sie hinreichend auszuschürfen, entschädigt in dieser Episode das Fisk-Castle-Doppel. Im Gespräch mit Karen (Deborah Ann Woll) hatte Frank Castle noch erschrocken gefragt, was passiere, wenn die Rache seinen Verlust nicht ersetzen kann. Fisk weist ihm in Seven Minutes in Heaven den Weg, verspricht einen "Abschluss" und bietet gleichzeitig einen endlosen Pfad der Gewalt: ein Monster zu bleiben.

Nobu

Castles exzellent derbe Kampfszene in Duttons Zellenblock ist actionmäßig in dieser Folge nicht zu toppen. Vielleicht besteht die Farm deswegen (und um Budget zu sparen) nur aus drei Hand-Langern und einem totgeglaubten Bekannten. Noch wissen wir nicht, warum der Geheimbund nicht einfach eine Blutbank überfällt. Oder sind die Hand-Oberen einfach riesige Fans  zeitgenössischer Vampirfilme ? Jedenfalls kann Matt Murdock die Märchengeschichte von Stick nicht mehr belächeln, nachdem ihm der eigentlich tote Nobu (Peter Shinkoda) gegenübersteht. Für den gibt es so etwas wie den Tod sowieso nicht mehr.

Der Punisher kommt frei, Matt jagt Die Hand, Foggy (Elden Henson) schließt fürs erste die Kanzlei und Karen findet beim New York Bulletin im Büro des verstorbenen Ben Urich (Vondie Curtis-Hall) endlich das Ventil ihrer Verschwörungstheorien. Die 9. Episode der 2. Staffel von Daredevil endet damit erst einmal in der Zerstreuung des Helden-Trios im Zentrum der Serie und damit der diversen Intrigen, die Hell's Kitchen in der Mangel haben. Ob sie der Flut auf sich allein gestellt widerstehen können?

Anmerkungen am Rande:

  • "Because I'm the kingpin of this, bitch."
  • "I don't help shitbag has-been mob bosses." - "Has-been?"
  • "The tide raises all ships, Mr. Castle."
  • "It wasn't a massacre, asshole, it was a sting."
  • Wer würde im Kampf gewinnen: Frank Castle oder Oberyn Martell?
  • Daredevil wird in der Farm als "Akuma-san" angesprochen, was so viel wie Dämon oder Teufel bedeutet und übrigens auch der Name einer Street Fighter-Figur  ist
  • Ben, ausgezeichneter Rechercheur, der er war, hat natürlich auch den biografischen Hintergrund von Karen geprüft. Der ähnelt dem von Jessica Jones. Offenbar hat Karen ihren 16-jährigen Bruder Kevin bei einem Autounfall verloren. Im Zeitungsausschnitt steht, sein Auto wäre aus ungeklärten Gründen von der Straße abgekommen. Ob Karen mit drin saß?


Der Tod des Bruders

Alle Recaps im Überblick:

Staffel 2, Folge 1: Bang
Staffel 2, Folge 2: Dogs to a Gunfight
Staffel 2, Folge 3: New York's Finest
Staffel 2, Folge 4: Penny and Dime
Staffel 2, Folge 5: Kinbaku
Staffel 2, Folge 6: Regrets Only
Staffel 2, Folge 7: Semper Fidelis
Staffel 2, Folge 8: Guilty as Sin
Staffel 2, Folge 9: Seven Minutes in Heaven
Staffel 2, Folge 10: Man in the Box
Staffel 2, Folge 11: .380
Staffel 2, Folge 12: The Dark at the End of the Tunnel
Staffel 2, Folge 13: A Cold Day in Hell's Kitchen


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